Bottrop. Nach drei Monaten Test ist man beim Bottroper Betrieb Helmut Lakenbrink von der Vier-Tage-Woche überzeugt. Warum Flexibilität sehr wichtig ist.

An nur vier Tagen in der Woche arbeiten und freitags, samstags und sonntags dann als langes Wochenende genießen – für die Mitarbeiter der Bottroper Sanitär Firma Helmut Lakenbrink & Sohn ist das seit Juli Realität. Drei Monate lang haben die Geschäftsführer Markus Lakenbrink und Sebastian Vermöhlen das nun ausprobiert. Ihr Fazit: „Das ist auch in Zukunft der Weg“, so die Überzeugung von Markus Lakenbrink. Das funktioniere aber nur mit maximaler Flexibilität, denn: „Wir haben nicht die sture Vier- oder Fünf-Tage-Woche, sondern haben wir jeden die individuelle Lösung“, erläutert Sebastian Vermöhlen.

Wer möchte, der verteilt seine Wochenarbeitszeit auf vier Tage, wem das zu viel ist, der bleibt bei fünf Tagen. Gerade jetzt mit Beginn der Heizperiode seien einige Kollegen wieder auf die Fünf-Tage-Woche gewechselt, weil nun erfahrungsgemäß auch Reparaturen anstehen. Sie hätten aber schon klar gemacht, zum Frühjahr hin wieder umzusteigen. Immer zum Monatswechsel sei das möglich, erklären die beiden Geschäftsführer. Das werde bei den Planungen berechnet.

Selbst anfängliche Skeptiker in dem Bottroper Betrieb zeigen Interesse an Vier-Tage-Woche

Luis Hemmers hat den Stein damals ins Rollen gebracht. Dass seine Idee so gut ankam und nun fortgesetzt wird, freut ihn besonders. Zumal inzwischen auch anfängliche Skeptiker Interesse an der Vier-Tage-Woche signalisiert hätten.

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Klar habe man anfangs auch Sorge gehabt, wie das bei den Kunden ankomme, sagt Markus Lakenbrink. Doch es habe keine negativen Rückmeldungen gegeben. Im Gegenteil, durch die Ausweitung der Arbeitszeiten an den übrigen Tagen seien insbesondere die Termine morgens um 7.30 Uhr oder am späten Nachmittag gefragt. Für manchen Kunden ist es vielleicht ein Vorteil Handwerker-Termine auf die Zeit vor ihrer Arbeit oder in ihren Feierabend zu legen.

Das Interesse an dem Bottroper Test ist groß – Nachahmer finden sich bisher nicht

Als der Bottroper Betrieb zur Vier-Tage-Woche überging, sei das Interesse groß gewesen, sagt Markus Lakenbrink. Viele anderen Unternehmer hätten sich erkundigt, wie man das mache und wie es funktioniere, doch bisher sei niemand auf den Zug aufgesprungen, sagt Lakenbrink. Warum? So richtig erklären können es sich drei Handwerksmeister nicht, denn aus ihrer Sicht überwiegt eben das Positive. Aber es gebe im Handwerk eben auch Beharrungskräfte. Oder wie es Markus Lakenbrink einschätzt: „Viele sind da noch sehr festgezurrt.

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Dabei habe er eindeutig nicht das Gefühl, dass durch die Vier-Tage-Woche weniger geschafft werde, sagt Sebastian Vermöhlen mit der Erfahrung der drei Monate. Im Gegenteil. Er und sein Geschäftspartner haben beobachtet, dass manche Arbeiten nun sogar schneller vonstattengehen. Vermöhlen bringt das Beispiel eines Kesseleinbaus. Das sei nun in der Regel am Donnerstagabend bereits fertig. Rest- und Kleinarbeiten, die sonst nicht selten am Freitag – dem halben Tag – in Angriff genommen wurden, werden dann schon eher fertiggemacht. Ein Vorteil auch für die Kunden.

Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern stärker mit flexibler Arbeitszeit werben

Auch die Planung im Büro sei nicht wesentlich schwieriger geworden, sagen Markus Lakenbrink und Sebastian Vermöhlen. Der Freitag sei im Terminplan schlicht geblockt. Aber weichen die Kunden dann nicht einfach auf den Notdienst am Freitag aus? Luis Hemmers verneint. Er habe letzte Woche Notdienst gehabt und sei erstmals seit Wochen zu zwei Einsätzen rausgefahren. Das sei aber normal und hänge eben damit zusammen, dass die Menschen ihre Heizungen einschalten und dann Störungen auftreten. Das liege einfach an der Jahreszeit.

Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern hat die neu Arbeitszeitstruktur bisher jedoch noch nicht geholfen. Lange habe die Firma nach einem weiteren Anlagenmechaniker gesucht. Allerdings habe man die Vier-Tage-Woche in dem Bereich auch noch nicht so stark hinausgestellt. Das werde man in Zukunft womöglich noch ändern. Denn das Thema Work-Life-Balance, spiele im Handwerk wie in vielen anderen Branchen eine immer größere Rolle. Und so haben an vielen Orten in Deutschland Betriebe angefangen, die Arbeitstage in der Woche neu aufzuteilen.

Individuelle Lösung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Wichtig ist den beiden Geschäftsführern, dass es für jeden Mitarbeiter und für jede Mitarbeiterin eine ganz individuelle Lösung gibt. Und die richte sich eben nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter, da gehe es nicht um die Firma, betonen die beiden Handwerksmeister. Für die beiden Geschäftsführer ist deshalb klar: Sie werden das Modell der flexiblen Vier-Tage-Woche beibehalten.

Und auch Mitarbeiter Luis Hemmers sagt: „Ich persönlich werde es nicht mehr tauschen.“ Gerade mit Blick auf das vergangene Wochenende mit dem Feiertag am Montag. Das sei ja schon fast ein Kurzurlaub, auf den dann eine Woche mit drei Arbeitstagen folge, freut er sich über den Gewinn an Lebensqualität.