Bottrop. Die Entwickler von Merhaba, Bottrops geplantem orientalischen Einkaufszentrum, gehen in die Offensive. Bald sollen Mieter geworben werden.

Sie haben jetzt eine Internet- und eine Facebook-Seite, einen Instagram-Account und wollen offensiver kommunizieren: Die Düsseldorfer Firma SI&AM, die für den Grundpfandgläubiger Emerald Fonds das Hansa-Center neugestalten soll, schreitet mit ihren Plänen für das orientalische Einkaufszentrum Merhaba voran.

Noch ist nicht viel zu sehen auf den Kanälen. Aber die beiden Geschäftsführer Philipp H. Schulte und Arno Welskopf haben FAQs erstellt, beantworten auf der Internetseite also viel gestellt Fragen. Sie widersprechen zum Beispiel der Sorge, in Bottrop könne mit Merhaba ein „Marxloh 2.0“ entstehen. Und sie stellen klar, „dass es sich bei Merhaba weder um ein religiöses noch ein ausgrenzendes Center handelt. Vielmehr richtig ist, dass Merhaba ein Themeneinkaufcenter wird, das einen bestimmten Laden- und Erlebnisfokus setzt.“

Bottroper Hansa-Center: Pläne für Merhaba schreiten voran

Im persönlichen Gespräch betonen Philipp H. Schulte und Arno Welskopf auch noch mal, dass sie nicht der Finanzgeber für die Entwicklung im Hansa-Center sind. „Wir sind Dienstleister für den Emerald Fonds“, so Schulte. Es hatte Diskussionen um die Kreditwürdigkeit der SI&AM gegeben und ob so ein kleines Unternehmen ein solches Mega-Projekt bewältigen kann. „Wir sind aber nicht der Investor.“

Der vorherige Besitzer des Hansa-Centers, die Essener Fakt AG, hatte Geld von dem US-amerikanischen Fonds geliehen und die Bottroper Immobilie als Grundpfand hinterlegt. Die Rede ist von 20 Millionen Euro. Es gibt noch weitere Gläubiger des Hansa-Centers, darunter auch die Stadt Bottrop, allerdings mit deutlich kleineren Beträgen im fünf- bis sechsstelligen Bereich.

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Die Projektentwickler haben vor Kurzem die Bauakte der Stadt erhalten und seien derzeit dabei, den Flächenplan zu konkretisieren. Es müsse außerdem geprüft werden, welche Baugenehmigungen für die Immobilie, die seit zwölf Jahren leer steht, schon existieren und welche noch beantragt werden müssen. So war beispielsweise ein Multifunktions-Veranstaltungsraum, wie ihn SI&AM im Obergeschoss des Hansa-Centers plant, in vorherigen Planungen nicht vorgesehen gewesen.

Merhaba im Hansa-Center: Kein Supermarkt geplant

Nun stehe die Mieteransprache und die Vermarktungsoffensive unmittelbar bevor, sagt Philipp H. Schulte. Zu konkreten potenziellen Mietern können er und Arno Welskopf aber noch nichts kommunizieren. „Es soll einen gesunden Mix aus hochwertigen, mittelpreisigen und günstigen Angeboten geben“, sagt Schulte.

Nicht vorgesehen sei ein klassischer Supermarkt, zu groß sei die Konkurrenz zu Kaufland, das vis-à-vis ein breites Angebot auf mehreren tausend Quadratmetern hat. „Wie soll man da auf deutlich weniger Raum einen weiteren Supermarkt etablieren?“ SI&AM plant im Eingangsbereich ein Basar-ähnliches Lebensmittelangebot.

Die Projektentwickler wollen bis Ende 2024 das Hansa-Center sanieren.
Die Projektentwickler wollen bis Ende 2024 das Hansa-Center sanieren. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Unklar ist noch, wie umfangreich die Sanierung des Hansa-Centers ausfällt. Gegenüber der Bottroper Online-Zeitung hatte Volker Oehls, der den Emerald Fonds vertritt, von einer Investitionssumme im einstelligen Millionenbereich gesprochen. Ist das nicht viel zu wenig?

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„Wir können im Dezember seriös etwas über die nötige Investitionssumme sagen“, so Arno Welskopf. Zwar sei der Zustand der Immobilie gut. Aber die Details seien noch nicht klar, zum Beispiel auch, welche Energieeffizienz man erreichen müssen und gegebenenfalls on top erreichen wolle. Oder auf welche Art die Fassade erneuert wird. Man wolle auf jeden Fall den Bestand nutzen, um das Konzept umzusetzen.

Sanierung des Hansa-Centers: „Unter 1000 Euro pro Quadratmeter geht nichts“

Die Projektentwickler sprechen von 17.000 Quadratmetern Fläche im Hansacenter sowie 3000 Quadratmetern im Vorderhaus. Hinzu käme die Tiefgarage, die laut Arno Welskopf „mit relativ geringen Mitteln fertigzustellen sei“.

Immobilien-Investor und -Entwickler Oliver Helmke, der die Pläne des Hansa-Centers gut kennt und dem inklusive Verkehrsflächen und Tiefgarage Pläne über 31.000 Quadratmeter Gesamtfläche vorliegen, hält die bislang genannten Investitionssummen für unrealistisch. „Alle Zahlen, die ich bislang gehört habe, sind nicht realisierbar“, so Helmke.

Je nachdem, mit welcher genauen Fläche und Summe man rechnet, würden die genannten Summen auf Quadratmeter-Kosten von 300 bis 600 Euro hinauslaufen. „Das ist unmöglich“, so die Einschätzung von Oliver Helmke. „Unter 1000 Euro geht nichts.“

Unterdessen stehen die Projektentwickler kurz davor, einen Beirat zu installieren, um mit Bottroperinnen und Bottropern in den Austausch über die weiteren Pläne zu kommen. Oberbürgermeister Bernd Tischler habe das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Beirats, die demnächst final festgelegt werden soll. Philipp H. Schulte: „Wir sind unfassbar an einer engen Abstimmung mit der Stadt interessiert.“

Vandalismus

Im Hansa-Center sei es vermehrt zu Einbruchsversuchen gekommen, sagen Arno Welskopf und Philipp H. Schulte. Teilweise auch mit negativem Erfolg.

So hätten Vandalen das Muster-Hotelzimmer verwüstet, das die Fakt AG hatte bauen lassen, sowie Holz rausgerissen und sogar einen Seitenschneider eingesetzt. Es gebe aber keinen Schaden an der Bausubstanz.

Das Gebäude wird von einer Bottroper Security-Firma gesichert.