Bottrop. Hochzeitssaal, orientalische Angebote und viele Fragen zum Investor SI&AM: Das Projekt Merhaba im Hansa-Center ist in Bottrop das Gesprächsthema.

Und wieder einmal liefert das Hansa-Center in Bottrops Innenstadt kontroversen Gesprächsstoff. Jan Gerd Borgmann, Vorsitzender des örtlichen Einzelhandelsverbands, hat die Investoren bei der Präsentation des Konzepts im Rathaus getroffen. Er sagt: „Das Konzept hat mich im Großen und Ganzen überzeugt. Für mich war die Präsentation gut vorbereitet und überzeugender als das, was Herr Schulte-Kemper damals gezeigt hat.“

Er stehe dem Vorhaben positiv gegenüber, wisse aber auch, dass die Pläne auf Gegenwind stoßen werden: „Es gibt die Sorge, dass es zu viele Menschen und Geschäfte mit Migrationshintergrund in der Stadt gibt.“ Er verstehe die Sorge jener Bürger, teile sie aber nicht. Stattdessen sieht er vielmehr die Chance, eben jene Mitbürger durch dieses orientalische Zentrum stärker ins Stadtleben einzubinden.

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Borgmann kennt die Stimmen, die sagen: „Bottrop muss so sein, wie es früher war“ oder „Wir wollen unser Karstadt wieder haben.“ Dem entgegnet er. „Das ist aber unrealistisch. Das sind Wunschträume, die nicht erfüllt werden.“ In den Gesprächen hätten die Investoren laut Borgmann mitgeteilt, dass man das Centro nicht kopieren könne. Man müsse etwa anderes machen, als das Centro oder das Einkaufszentrum Limbecker Platz. Nur dann könne man es schaffen, die Leute nach Bottrop zu bekommen und zu halten. Ein Argument und eine Aussage, die Borgmann als positiv zur Kenntnis genommen hat.

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Geplant ist ein Saal mit Platz für bis zu 600 Besucher, der auch für Hochzeiten genutzt werden kann. Da spitzt so mancher Bottroper die Ohren und hat sofort Assoziationen im Kopf. „Hochzeitssaal“, sagt Borgmann, „schon alleine bei dem Begriff regt sich Widerstand.“ Man müsse jedoch sehen, dass es in Bottrops Innenstadt keinen Saal für große Veranstaltungen gebe. „Den Saal baut auch keiner“, so Borgmann. Er meint: „Außerdem ist der Saal für türkische Hochzeiten viel zu klein.“ Der Saal muss nicht zwingend für Hochzeiten sein, sondern kann zum Beispiel auch für Konzerte zur Verfügung stehen. Zudem befindet sich der Saal im Obergeschoss. „Dann können die Leute gar nicht im Autokorso vorfahren.“

Bottroper Einzelhandelsverband: Sinnvoll ist ein Runder Tisch in der Bauphase

Das Thema „Kommunikation“ äußerte er in der Gesprächsrunde gegenüber den Investoren. Borgmann hatte in dem Zusammenhang eine Art „Runder Tisch in der Projekt- und Bauphase“ vorgeschlagen. Deshalb meint er: „Es könnte funktionieren, weil sich die Investoren bereiterklärt haben, mit IHK, Einzelhandelsverband und der Stadt zu kommunizieren.“ Das hätten die anderen Investoren in der Vergangenheit nie gemacht. „Es war immer eine Geheimhaltung, man lief den Informationen hinterher.“

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Weniger optimistisch zeigt sich Jan Gerd Borgmanns Vorgänger als Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbands, Karl Reckmann: „Wir brauchen diese Fläche nicht für Einzelhandel. Das ist meine feste Überzeugung“, sagt er. Bei ihm sind noch viele Fragezeichen. Er bleibt skeptisch – auch mit Blick auf den neuen Investor. „Wir haben so viel erlebt, so viele Ideen und so viele Pleiten.“

Bottroper Unternehmer ist überrascht vom Namen „Merhaba im Hansa-Center“

Unternehmer Oliver Helmke: „Ich kenne die Firma SI&AM nicht. Dazu kann ich nichts sagen. Aber was ich sagen kann, ist, dass ich eine Fertigstellung in 2024 für utopisch halte.“ Schließlich müssten dafür Planung, Bauantrag, Baugenehmigung und der Bau erfolgen.

Zum „orientalisch ausgerichteten“ Angebot sagt er: „Grundsätzlich kann man über solche Konzepte nachdenken. Bottrop ist eine Migrationsstadt wie das gesamte Ruhrgebiet.“ Spezialisierter Einzelhandel könne bei einer vernünftigen Miete funktionieren. Über eine Sache habe er sich jedoch gewundert. Es geht um den Namen „Merhaba im Hansa-Center“. „Ich bin überrascht, dass ein Projektentwickler einen derart verbrannten Namen wie das Hansa-Center als Marke nehmen will.“

Oliver Schröder, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Marktviertel, hält sich dagegen mit Aussagen bedeckt: „Wir als IG Marktviertel möchten uns erstmal nicht äußern. Wir brauchen mehr Hintergrundinformationen, um die Situation beurteilen zu können.“