Bottrop. In der Nähe der Bottroper Innenstadt wird ein hochwertiges Quartier für Senioren geplant. Kritiker sagen, die Wohnungen werden zu teuer.

Das beantragte Seniorenwohnprojekt in der Nähe des Alten Friedhofes stößt auf skeptische Stimmen. So deutete SPD-Bezirksvertreterin Sandra Behrendt an, dass es sich für sie dabei um eine Art von Luxus-Wohnen für Senioren handele. Die Bezirksvertreterin äußerte Zweifel, ob Mietwohnungen dieser Art überhaupt ins soziale Gefüge Bottrops passten. Sie wisse von Quadratmetermieten oberhalb von 18 Euro, teilte sie mit Blick auf ein ähnliches Wohnprojekt desselben Anbieters in Bergkamen mit.

+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden!+++

„Das ist ein Projekt, das nicht alltäglich ist. Es ist an einem hohen Preissegment ausgerichtet und spricht einen speziellen Interessentenkreis an“, bestätigte Stadtplaner Oliver Schüttler. Der Sachgebietsleiter hatte der Bezirksvertretung Mitte das Konzept für das Senioren-Wohnviertel zwischen der Germaniastraße und der Paßstraße vorgelegt. Danach beantragt eine Firma der Wohnvoll AG aus Frankfurt in der Nähe des Alten Friedhofs den Bau von insgesamt 27 Wohnungen für die Generation 65 plus: 21 als hochwertig ausgestattete Reihenhäuser und sechs moderne Appartements samt Einbauküchen in einer Stadtvilla.

Ins Reihenhaus kann die Pflegekraft miteinziehen

Die Reihenhäuser mit Treppenlifts bieten über zwei Stockwerke auf 120 Quadratmetern Platz, so dass nach dem Wohnvoll-Konzept darin bei Bedarf auch Pflegekräfte miteinziehen können. Die sechs Wohnungen in der Stadtvilla sind zwischen 55 und etwas mehr als 70 Quadratmeter groß. Zum Angebot gehören außerdem Pflegedienste, Hausmeister und Reinigungskräfte sowie Personal, das für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner Botengänge oder Einkäufe erledigt.

Die Zufahrt in das neue Wohnviertel für Seniorinnen und Senioren soll von der Germaniastraße etwa in Höhe des Hauses mit der Hausnummer 88 ermöglicht werden.
Die Zufahrt in das neue Wohnviertel für Seniorinnen und Senioren soll von der Germaniastraße etwa in Höhe des Hauses mit der Hausnummer 88 ermöglicht werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

SPD-Vertreterin Sandra Behrendt bezweifelt allerdings, dass Seniorenwohnungen zu den hohen Kosten in Bottrop überhaupt Mieterinnen und Mieter finden. In dem sogenannten Wohnvoll-Village in Bergkamen zum Beispiel soll die Miete für eine 39-Quadratmeter-Wohnung mit Balkon, kompletter Küche und Abstellraum nach Medienberichten bei 13,10 Euro pro Quadratmeter liegen. Hausmeisterdienste und die Nutzung von Allgemeinflächen kosten demnach weitere 200 Euro Pauschale im Monat, womit die von Sandra Behrendt genannte Miete von mehr als 18 Euro je Quadratmeter erreicht wäre.

Spezielle Senioren-Wohnprojekte liegen im Trend

Wie Stadtplaner Schüttler wies auch Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) darauf hin, dass solche speziell an wohlhabenden Senioren ausgerichteten Wohnprojekte im Trend seien. Ältere Paare oder Alleinstehende verkauften ihre Häuser, um dann in solche auf sie zugeschnittene kleinere Wohnungen mit Betreuungsangeboten einzuziehen. Oliver Schüttler riet, das Projekt an der Germaniastraße als Ergänzung zur gesamten Spannbreite an Seniorenwohnungen in Bottrop zu sehen. „Es gibt schon erste Anfragen“, sagte der Stadtplaner.

Lesen Sie auch diese Berichte aus Bottrop:

Dabei sind Bezirksvertretung und Stadtplanungsausschuss gerade erst dabei, die erforderlichen Planverfahren auf den Weg zu bringen. Die Mehrheit der Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter gab dazu trotz der Skepsis schließlich auch ihr Okay. Grünen-Ratsherr Burkhard Hölting signalisierte allerdings, dass seine Partei das Vorhaben ablehne. Auch AfD-Ratsherr Guido Schulz stimmte dagegen. ÖDP-Vertreter Sebastian Stöber enthielt sich der Stimme. Die Entscheidung trifft der Stadtplanungsausschuss in gut einer Woche.