Bottrop. Ein orientalisches Zentrum will ein neuer Investor im Bottroper Hansa-Center entwickeln. Geplant sind ein Basar, ein Hamam und ein Hochzeitssaal.
Basar, Hamam, Hochzeitssaal: Die Düsseldorfer Immobilienanlagen-Firma SI&AM und die Schulte Holding wollen im Bottroper Hansa-Center ein „orientalisch ausgerichtetes“ Angebot schaffen – mit hochwertigem Einzelhandel, einem Spa-Bereich, Gastronomie und einem großen Veranstaltungssaal mit Platz für bis zu 600 Menschen. Dafür soll die riesige Immobilie in der Innenstadt saniert und schon bis Ende 2024 revitalisiert werden und künftig den Namen „Merhaba im Hansa-Center“ tragen.
Dies sei ein einzigartiges Projekt bundes-, wenn nicht gar europaweit, sagt Philipp Schulte, Geschäftsführer der Schulte Holding. „Einkaufszentren können in der bestehenden Struktur kaum überleben. Die Gleichheit langweilt das Publikum.“
Merhaba im Bottroper Hansa-Center: Basar im Untergeschoss geplant
Man wolle nun eine Bevölkerungsgruppe spezieller ansprechen, schließlich hätten 40 Prozent der Bevölkerung einen orientalischen Hintergrund, führt Arno Welskopf, Geschäftsführer von SI&AM weiter aus. „Merhaba“ soll sich aber nicht nur an diese Zielgruppe, sondern auch an alle wenden, „die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren“.
Die aktuellen noch groben Planungen sehen vor, dass im Erdgeschoss ein Basar mit vielen kleinen Ständen platziert werden soll, getragen aber von einem „starken Einzelhändler aus dem orientalischen Bereich“. Daneben soll sich eine Gastronomie ansiedeln sowie eine Bäckerei oder Konditorei. Philipp Schulte will Eindrücke hervorrufen wie in einer Mall in Dubai. „Dort herrscht ein ganz bestimmter Duft, eine schöne Optik. Man soll hier in eine andere Welt eintauchen können.“
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Im ersten Stock ist eine weitere Gastronomie geplant, dazu „hochwertige“ Einkaufsmöglichkeiten. Man wolle einen Fokus auf Hochzeitsmode und Juweliere setzen, dazu ein Möbel- und weitere Bekleidungsgeschäfte. „Einen Boss-Anzug wird man bei uns nicht finden, dafür einen maßgefertigten Anzug eines türkischen Schneiders“, so Schulte.
Saal im Obergeschoss für Veranstaltungen mit bis zu 600 Menschen
Im Staffelgeschoss soll ein Saal Platz für große Hochzeitsfeiern bieten – aber nicht nur. Auch Veranstaltungen lokaler Akteure könnten dort stattfinden. SI&AM will mit einem Sicherheitskonzept und hohen Kautionszahlungen bei Anmietung dafür sorgen, dass dort keine Feiern eskalieren. Erst kürzlich hatte die Stadt Essen einen Hochzeitssaal nach massiven Beschwerden geschlossen. Auch in Bottroper Hochzeitssälen kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, Ende 2021 war ein Mann auf einer Feier niedergestochen worden.
Neben dem Veranstaltungssaal planen die Investoren ein Hamam und einen Wellness-Bereich sowie ein Kinderland.
Die Bedenken aus der Bevölkerung, die viele nach der Erstmeldung äußerten, könne er verstehen, sagt Philipp Schulte. Er sieht in der Neugestaltung aber einen integrativen Ansatz, eine andere Kultur ins Stadtbild zu holen – mitten in der Innenstadt und nicht, wie beispielsweise in Duisburg-Marxloh, an den Rand gedrängt.
Bottrops OB Tischler: „Das ist ein Ausdruck des Wandels in der City“
Auch Oberbürgermeister Bernd Tischler sagt, er nehme die Sorgen ernst. „Aber die Realität in der Stadt ist auch, dass wir viele Menschen mit Migrationshintergrund haben. Das ist ein Ausdruck des Wandels in der City.“ Er wünscht sich, „dass sich das Konzept noch weiter in Richtung der Bottroper Stadtgesellschaft geöffnet wird“. Dass beispielsweise Gruppen wie das Männerquartett oder auch die VHS im Hansa-Center Veranstaltungen und Konzerte abhalten können.
Nach der Insolvenz der Fakt AG im November vergangenen Jahres hatte Bernd Tischler angekündigt, „selbst das Heft in die Hand zu nehmen“; die Stadt wollte die Immobilie erwerben und ihr Vorkaufsrecht ziehen. Mit der Insolvenz der Bottroper Fakt-AG-Gesellschaft einen Monat später war dieses Vorkaufsrecht allerdings dahin.
US-amerikanischer Fonds ist Grundpfandrechtsgläubiger des Hansa-Centers
„Wir wussten damals noch nicht, welche Belastung auf der Immobilie liegt“, so Tischler. Denn die Fakt AG hatte sich Geld – zu hören ist die Summe von 20 Millionen Euro – bei dem US-amerikanischen Emerald Funds geliehen und das Hansa-Center als Grundpfand, also als Sicherheit hinterlegt. „Der Gläubiger ist der wirtschaftliche Eigentümer“, erklärt Dirk Buttler aus dem Fakt-AG-Vorstand. Der Insolvenzverwalter werde nun mit dem Emerald Funds über die Rechtsform verhandeln, so dass das Hansa-Center ganz in dessen Besitz übergeht.
Der neue Besitzer habe ganz andere finanzielle Mittel als vorherige Investoren, sagt Bernd Tischler. Er werde nicht müde, sich für eine positive Entwicklung in der Stadt einzusetzen, wenngleich er jetzt keine „Mega-Euphorie“ versprühen will. „Ich habe ein bisschen gelernt und bin vorsichtiger.“