Bottrop. Bottrop ist fast die einzige Großstadt im Revier, die Potenzial für mehr Windenergie hat. Der Bericht des Landesumweltamtes löst aber Fragen aus.

Bottrop hat wieder Potenzial zum Ausbau der Windenergie. Vor gut einem Jahr ließ das städtische Planungsressort noch wissen, dass es in der Stadt für neue Windräder gar keinen Platz mehr gebe. Jetzt aber weist das Landesumweltamt Bottrop als eine der ganz wenigen kreisfreien Städte im Ruhrgebiet aus, die überhaupt über Flächenpotenziale für die Nutzung von Windenergie verfügen.

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Die Stadt liegt dabei in dem noch grob gerasterten Windenergie-Zwischenbericht der Landesbehörde auf einem Niveau mit Duisburg oder Hagen am Revierrand. Überhaupt keine Flächenpotenziale für die Nutzung von Windenergie sieht das Landesamt dagegen in Ruhrgebietsgroßstädten wie Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim oder Oberhausen. Die Bottroper FDP will dazu von der Stadt jetzt Genaueres wissen und hat OB Tischler einen Fragenkatalog geschickt.

Windräder dürfen bis zu 500 Meter an Wohnhäuser heranreichen

Denn: „Für den Ausbau der Windenergie an Land sieht die Flächenanalyse des Landesumweltamtes für Bottrop ein Flächenpotenzial von drei bis zweihundert Hektar vor“, stellt FDP-Vorsitzender Andreas Mersch fest. Das seien im Maximum fast 300 Fußballfelder. Möglich machen diese Steigerung von quasi null auf zweihundert neue gesetzliche Vorgaben. So weist Mersch auf das neue Windenergieflächenbedarfsgesetz hin, das seit Februar auf Bundesebene in Kraft ist.

Darin seien neue Abstandsregelungen für Windräder festgelegt worden, die nun bis auf 500 Meter an Wohnbebauungen heranreichen dürfen. Die Abstände seien damit deutlich geringer als bisher üblich. „Uns geht es nicht darum, Windenergie verhindern zu wollen“, stellt der FDP-Ratsherr klar, „wir haben uns aber die Frage gestellt, wie sich in einem dicht besiedelten Gebiet wie dem Ruhrgebiet die Vorgaben einhalten lassen, wo gleichzeitig Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe knapp sind“.

Ganz in der Nähe der Bottroper Kläranlage steht an der Stadtgrenze zwischen Essen und Bottrop auch ein großes Windrad der Emschergenossenschaft. Es produzierte schon mal sechs Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr - ein Rekordergebnis.
Ganz in der Nähe der Bottroper Kläranlage steht an der Stadtgrenze zwischen Essen und Bottrop auch ein großes Windrad der Emschergenossenschaft. Es produzierte schon mal sechs Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr - ein Rekordergebnis. © Klaus Baumers

In Bottrop stehen zurzeit insgesamt zwölf Windräder

Denn mit dem neuen Gesetz gibt die Bundesregierung auch NRW verbindliche Flächenziele vor, die das Land für den Ausbau der Windenergie bereit stellen muss. Viel Zeit bleibt dazu nicht. Bis Ende Mai 2024 müsse das Land die notwendigen Flächen nachweisen, erklärt der FDP-Ratsherr. „Zur Einhaltung der zeitlichen Vorgaben wäre es daher angebracht, mögliche Szenarien durchzuspielen. Letztlich müssen wir uns ja die Frage stellen, wo wir Stand heute Flächen ausweisen können“, meint Andreas Mersch.

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Die FDP-Ratsgruppe fragt daher bei der Stadt an, wie groß das Flächenpotenzial für Windenergie nach den neuen Regeln in Bottrop tatsächlich sei und welche konkreten Flächen das Landesumweltamt bei seiner Untersuchung im Blick habe. Die FDP will auch erfahren, wem die Grundstücke gehören und wie sie zurzeit genutzt werden. Womöglich gebe es ja auch längst Pläne für deren zukünftige Verwendung und es stelle sich die Frage, welche Auswirkungen die neuen Windenergie-Gesetze darauf haben.

Zurzeit stehen in Bottrop insgesamt zwölf Windkraftanlagen. Anfang des Jahres berichteten die Stadtplaner mit Verweis auf neue Regeln auch des Landes beim Ausbau der Windenergie jedoch, dass der Bauwunsch für ein neues Windrad in Kirchhellen vorliege. Die spektakulären Pläne für ein Windrad auf der Halde am Alpincenter waren zwar still und leise wieder in der Schublade verschwunden, dass heißt aber nicht, dass in Bottrop die Bergehalden als Standorte für Windkraftanlagen generell außen vor bleiben müssen. So möchte nun ja auch der Regionalverband Ruhr in Grafenwald ein Windrad auf seine Schöttelheide-Halde stellen.