Vor 115 Jahren wurde die erste Kirche in Grafenwald feierlich geweiht, vor 42 Jahren wurde sie schwer berggeschädigt abgerissen. Eine Spurensuche: Der alte Wettterhahn fand sich im Vossundern wieder gefunden
42 Jahre ist es nun her, dass die alte Grafenwälder Kirche dem Abriss zum Opfer fiel. Der Arbeitskreis Grafenwald im Verein für Orts- und Heimatkunde erinnerte an „Use Kiärksken“, wie sie liebevoll auf Platt genannt wird. Nicht nur, um in Vergangenem zu schwelgen, sondern auch, um Lücken im Ar-chiv zu füllen.
Es war ein Abend des Erzählens, Erinnerns und Erhaltens, bei dem so manche Emotionen hochkoch-ten. Willi Stennmans, der die Verwaltung des Kirchenarchivs aus den engagierten Händen von Johannes Lanfermann übernommen hat, präsentierte in seinem Vortrag „Schätze aus der alten Kirche“ sowohl geschichtliche Hintergründe als auch zahlreiche Erinnerungsstücke aus der Kapelle. „Dabei geht es uns nicht nur um materielle, sondern vor allem auch um ideelle Werte .Denn unsere Kirche, die bei der Baugenehmigung 1897 mit 50 000 Mark veranschlagt wurde, konnte zu 60 Prozent aus Spenden finanziert werden. Für den Rest verbürgte sich Franz May, der auch das Grundstück stiftete“, so Willi Stennmans. Auch Muskelkraft und Schweiß, denn die Ziegel für den Bau mussten mit Loren über unbefestigte Wege transportiert werden, halfen dabei, dass am 24. Oktober 1899 das „Kiärksken“ eingeweiht werden konnte. Bis 1939 blieb die Kapelle innen kahl. Erst dann ließ Pfarrer Bernhard Franke bauliche Veränderungen durchführen. „Unsere Kirche wurde ein wahres Schatzkästlein, denn alles, was angeschafft wurde, entstand aus der Opferbereitschaft und Selbstinitiative der Grafenwälder“, betont Willi Stennmans. Zu diesen Schätzen der alten Kirche gehörten z. B. Kreuzwegbilder, die Pieta, ein Taufbecken aus Sandstein, eine Orgel und nicht zuletzt der kupferne Hahn auf dem Dach.
Doch die Zeit und der Bergbau hinterließen ihre Spuren, sodass die alte Kirche 1972 abgerissen wurde. „Ich bin damals ins Sauerland gefahren, weil ich das nicht miterleben wollte, das tat einfach zu weh“, berichtet der ehemalige Pastor Bernhard Fögeling, der jede Menge Erinnerungen beisteuerte.
Viele Schätze der alten Kirche wurden vor dem Abriss eingela-gert, einige an Grafenwälder Interessenten verteilt – und waren lange verschwunden.So auch der Kirchenhahn. Durch Zufall wurde dieser vor Kurzem bei Familie Ha-senbein am Vossundern wiedergefunden und konnte so mit Bildern vom Kreuzweg, alten Krippenfiguren und Orgelpfeifen präsentiert werden.
Der Arbeitskreis sammelt alte Fotos, Urkunden und Geschichten. Nicht nur über die alte Kirche, sondern über das historische Gra-fenwald allgemein, um das Archiv zu komplettieren und „unseren Nachfahren etwas von unserer Geschichte zu hinterlassen“, so Willi Stennmans.
Der Verein für Orts- und Heimat-kunde, dem auch der Grafenwälder Arbeitskreis angehört, setzt sich für ein Heimatmuseum im Hof Heisterkamp ein. Der Arbeitskreis trifft sich jeden letzten Montag im Monat um 18 Uhr in der WöllerStorwe und freut sich über Mitstreiter und neue Themen, die es zu recherchieren und archivieren gibt.