Bottrop. Das alte Benteler-Stahlrohrwerk in Bottrop wird abgerissen. Gutachter rechnen mit gefährlichen Bauabfällen. So beurteilen das die Umweltbehörden.
Die Hallen und Bauten des früheren Stahlrohrwerks Benteler an der Knippenburg werden abgerissen. Anwohner und Firmen aus dem Umkreis reagieren auf die Abrissarbeiten besorgt, weil dabei auch mit Mengen schadstoffhaltiger Bauabfälle zu rechnen sei. Auch die Umweltbehörden der Stadt sprechen von teils „gefährlichen Abfällen“. Das Firmengelände ist inzwischen in Besitz des auf Logistik spezialisierten Immobilienunternehmens Prologis. Das börsennotierte Unternehmen plant auf seinem Grundstück den Bau eines großen Logistikparks. Diese Pläne sind in Bottrop wegen des befürchteten hohen Verkehrsaufkommens sehr umstritten.
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Dass sich in den alten und teils baufälligen Industriegebäuden gesundheitsschädliche Materialien befinden können, ist auch den Bottroper Umweltschutzbehörden bekannt. Bei den Stoffen handelt es sich zum Beispiel um Asbest und Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Asbest gilt nach Angaben des Bundesumweltamtes als eindeutig krebserregend, auch Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe stuft die Bundesbehörde als krebserregend und erbgutverändernd ein.
Kontrolleure haben Abrissgelände ständig im Blick
Prologis habe vorschriftsgemäß mitgeteilt, dass die alten Benteler-Bauten beseitigt werden, erklärte Frank Große-Büning aus dem Bottroper Umweltressort. Eine ausdrückliche Abbruchgenehmigung brauche das Unternehmen zwar nicht, die Umweltbehörden der Stadt führten während der Arbeiten aber regelmäßig Kontrollen durch. „Die Baustelle liegt nur wenige hundert Meter vom Verwaltungsgebäude an der Brakerstraße 74 entfernt und befindet sich deshalb im ständigen Blickfeld der Mitarbeiter“, versicherte Frank Große-Büning.
Vertreter der Bottroper Behörden nehmen zusätzlich häufig an den Baubesprechungen teil, die während der Abrissarbeiten in der Regel einmal pro Woche stattfinden, erläutert er. „Die beauftragten Unternehmen sind dazu verpflichtet, möglichst staubarm zu arbeiten und während der Rückbau-Arbeiten ausreichend Wasser einzusetzen“, berichtet der Mitarbeiter der Bottroper Abfallwirtschaftsbehörde. Auch das kontrolliere die Stadt regelmäßig.
Gefährliche Abfälle werden getrennt gehalten
Als Beurteilungsgrundlage für das Auffinden schädlicher Materialien liegen der Stadt zwei Gutachten externer Fachfirmen vor, die die alten Gebäude auf Schadstoffe untersucht haben. „Die Berichte enthalten Darlegungen zu den anfallenden gefährlichen Abfällen“, teilt Frank Große-Büning mit. Die Fachgutachter werden demnach auch die jetzigen Abbrucharbeiten überwachen. Das beauftragte Abbruchunternehmen gebe außerdem Auskunft über die Art und Menge der Bauabfälle und darüber, wo sie jeweils entsorgt werden.
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„Die gefährlichen Abfälle werden gemäß den Vorgaben der beiden vorliegenden Gutachten sowie der ,Entsorgungsauskünfte’ getrennt gehalten und einer ordnungsgemäßen und schadlosen Entsorgung zugeführt“, erklärt der Mitarbeiter aus dem Bottroper Umweltressort. Die Gutachter stießen zum Beispiel in Materialproben in der alten Werkstatt, in Fassaden mit gewellten Faserzementplatten und Bodenaufbauten, Dichtungen und Dämmmaterialien auf Asbest. Auch Mineralfaserprodukte fanden die Gutachter vor und stuften diese Funde sofort als krebserregende alte Mineralwolle ein. Erst während der Abbrucharbeiten werden noch Dachpappe und Fensterkitt auf Schadstoffe untersucht. „Grund dafür ist die Tatsache, dass das Hallendach aus statischen Gründen nicht mehr begehbar ist“, teilte Frank Große-Büning mit.
Im Südwesten soll Recyclingmaterial eingebaut werden
Um die Beseitigung der asbesthaltigen Materialien sowie der Mineralfaserprodukte müsse sich die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) kümmern, heißt es. In der alten Werkstatt sind laut Große-Büning im Dehnungsfugenmaterial in der Bodenplatte Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe vorgefunden worden. Außerdem sei solches Dehnungsfugenmaterial in einer weiteren Halle PCB-belastet. „Die verunreinigten Fugeninhalte können aus der Bodenplatte entnommen und einer ordnungsgemäßen und schadlosen Entsorgung als gefährlicher Abfall zugeführt werden“, erläuterte er.
Die gut 25.000 Quadratmeter große Bodenplatte selbst kann daher aus Gutachtersicht offenbar auch als Baurecyclingmaterial auf dem Gelände wiederverwendet werden. Es sei ohnehin vorgesehen, interne und externe Recyclingbaustoffe unterhalb zu versiegelnder Flächen im Südwesten des ehemaligen Benteler-Geländes einzubauen, erläutern die Bottroper Behörden. Dass die Materialien dazu auch geeignet seien, müsse vorher aber nachgewiesen werden, heißt es. Erst dann werden die Lieferchargen auch freigegeben. Denn: „Kontaminierte Massen sind grundsätzlich zu separieren und zu entsorgen“.