Bottrop/Essen. Am 14. Februar wird die Missbrauchsstudie fürs Bistum Essen vorgestellt. Der Bottroper Markus Elstner kämpft an vielen Fronten für die Opfer.
Knapp zwei Jahre wurde an der wissenschaftlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen gearbeitet, am 14. Februar soll die Studie der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Markus Elstner, der einst zu den Jungen zählte, die der berüchtigte ehemalige Priester Peter H. im Ruhrgebiet und später in Bayern missbraucht hat, weiß als Mitglied des Betroffenenbeirats: Sowohl der Fall von Peter H. als auch der von dessen Nachfolger als Kaplan in St. Cyriakus Michael P. werden darin eine entscheidende Rolle spielen. Letzterer wurde erst jüngst öffentlich bekannt. Zu der Studie, sagt Elstner, habe er gerne seinen Teil beigetragen. „Aber ich finde, allmählich muss die Zeit der Gutachten und Studien vorbei sein.“ Der Bottroper will, dass gehandelt wird.
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Was zum Beispiel Entschädigungsleistungen angehe, würden Betroffene abgespeist, während Millionen in Gutachten flössen, kritisiert Markus Elstner. Der „mühselige Kampf der Opfer geht immer weiter“. Hoffnung schöpft er daraus, dass die Erzbischöfe in Köln und in München in Zivilverfahren um Schmerzensgeld nicht auf Verjährung pochen.
Missbrauchstudie: Mahnwache der kirchenkritischen Initiative Maria 2.0
Für Entschädigung, aber auch Aufklärung kämpft Markus Elstner selbst schon seit Jahren. Gerade erholt er sich von einem Schlaganfall, will aber dennoch am 14. Februar in Essen vor Ort sein. Parallel plant die kirchenkritische Initiative Maria 2.0 eine Mahnwache vor dem Ruhrturm, also vor den Türen der Pressekonferenz – „für unabhängige Aufklärung, für Bestrafung der Täter, für Anerkennung des Leids der Betroffenen, für mehr Licht im Dunkelfeld“, wie es in der Ankündigung heißt.
Markus Elstner will sich beteiligen, will Mikrofon und Lautsprecherbox mitbringen, damit jeder, der möchte, sich laut und deutlich äußern kann.
Markus Elstner kämpft derweil auf den unterschiedlichsten Ebenen weiter. Sehr genau beobachtet er den Missbrauchsprozess am Landgericht Traunstein. Dort klagt ein Mann aus Bayern auch gegen die Verantwortlichen des Erzbistums München und den verstorbenen, emeritierten Papst Benedikt XVI. Der Anwalt des Klägers, der im Ruhrgebiet auch die Interessen der Missbrauchsopfer Markus Elstner und Wilfried Fesselmann (Gelsenkirchen) vertritt, hat bereits vergangenen Sommer weitere Klagen angekündigt.
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Online stieß Markus Elstner zudem auf den Antrag der SPD-Fraktion, mit dem sie die Landesregierung dazu auffordert, sich aktiv in die Aufarbeitung der Missbrauchstaten in der katholischen Kirche einzubringen. Dazu gehören soll die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission. Für Elstner stand sofort fest: „Ich will Teil der Aufarbeitungskommission werden.“ Jüngst traf er sich mit SPD-Vertretern im Düsseldorfer Landtag, machte seinen Standpunkt und seine Forderungen deutlich, berichtet Elstner. Für ihn ein wichtiger Punkt: „Es kann nicht sein, dass die Kirchen immer noch freiwillig nur Akten herausgeben. Die Justiz muss geschlossene Türen einrennen dürfen und muss lückenlos alles rausholen. Die Zeit der Vertuschung muss vorbei sein.“
Kirche habe Lernprozess durchgemacht – jetzt müsse sie richtig handeln
Mit Blick auf Ex-Priester H, der einst von Essen nach Bayern versetzt wurde und dort weitere Opfer fand, sagt Elstner: „Es kann nicht sein, dass ein Täter erst so weit weg wie möglich geschafft wird, wo er sich immer weiter austoben konnte. Und zum guten Schluss wird er mir hier in Essen vor die Tür gesetzt. Das ist an Widerlichkeit nicht zu übertreffen.“ Zwar habe die katholische Kirche bereits einen Lernprozess durchgemacht, doch noch sei ganz viel Luft nach oben. „Langsam muss sie begreifen und richtig handeln.“
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Und was eine unabhängige Aufarbeitungskommission angehe: „Für mich gehören da Betroffene rein, die auch später in den Sitzungen dabei sein dürfen.“ Und am besten auch zu Wort kommen. Auf dass den Politikern „ehrliche Gedanken und Meinungen mitgeteilt werden“.
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Nicht zuletzt geht es dem Bottroper auch um die Unterstützung anderer Betroffener von sexuellem Missbrauch. Die von ihm gegründete Selbsthilfegruppe „Wegweiser“ feiert am 3. März Zehnjähriges. Zuletzt sei diese aber durch die Corona-Pandemie ausgebremst worden. „In der Zeit habe ich viel am Telefon und in Einzelbegegnungen beraten“, erzählt Markus Elstner.
Doch er will ja nicht allein als Berater fungieren, es geht ihm auch um den Austausch untereinander und die gegenseitige Unterstützung. Elstner weiß, dass der Bedarf groß ist – die Liste der Männer und Frauen, die Interesse an der SHG haben, sei lang.