Bottrop. In Sachen Energiewende ist Bottrop ein Vorreiter. Die Plus-Energie-Häuser sind ein Teil davon, auch wenn nicht alles perfekt funktioniert hat.

Im Jahr 2015 wurde Deutschlands erstes Plus-Energie-Haus öffentlich geförderten, mehrgeschossigen Wohnungsbau am Südring in Bottrop eröffnet. Die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop (GBB) hatte dreifach verglaste Fenster, eine Photovoltaikanlage, eine Erdwärmepumpe sowie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung verbaut. Der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser, Allgemeinstrom wird so gedeckt, der Überschuss wird im benachbarten GBB-Verwaltungsgebäude genutzt.

Das war der damalige Plan, der, in Zusammenarbeit mit dem Partner Innovation City, im Wesentlichen aufgegangen ist. Aktuell entstehen an der Beckstraße weitere klimagerechte Wohnungen, die schon im Juli dieses Jahres ihre Mieter aufnehmen sollen. Auch hier bedient sich die GBB verschiedener Einsparmöglichkeiten, nutzt etwa gesammeltes Regenwasser, um die Toilettenspülungen zu speisen.

Bottroper Plus-Energie-Häuser: Energiesparen beginnt schon beim Architekten

Über die Jahre hätten sich viele Bausteine des Plus-Energie-Hauses bewährt, skizziert GBB-Geschäftsführer Stephan Patz auf Nachfrage. Das startet schon in der Planung. Wohnräume, die nach Süden hin ausgerichtet sind und große, beschattbare Fensterflächen haben, können in den Übergangszeiten Frühling und Herbst möglichst viel mit Sonnenenergie geheizt werden, erläutert er. Analog dazu werden Nebenräume und Treppenhäuser gen Norden angeordnet. Allerdings biete nicht jedes Baugrundstück die nötigen Voraussetzungen.

Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:

Auch hochwertige Wärmedämmung der Fassade, ausgesuchte Fensterrahmen und spezielle Verglasung haben sich bewährt. Bei der Verglasung geht es um den Wärmedurchgangskoeffizienten, der die Dämmwirkung angibt. Je niedriger der Wert, desto besser ist ein Bauteil gedämmt. Allerdings lohnen sich die Investitionen nur bis zu einem gewissen Grad, da die Kosten den Nutzen irgendwann stark übersteigen, erläutert Patz.

Weiterhin nennt er:

  • Wärmeverteilung über Fußbodenheizung mit relativ geringen Vorlauftemperaturen
  • Wärmepumpen, wobei die angesichts der stark gestiegenen Strompreise keine günstige Art der Beheizung mehr seien
  • Einsatz von Photovoltaik (Umwandlung von Lichtenergie in elektrische Energie)

Plus-Energie-Häuser in Bottrop: Drei Energiespartechniken haben sich nicht durchgesetzt

Während sich diese Techniken also bewährt haben und auch bei den neuen Plus-Energie-Häusern Verwendung finden, hat die GBB von anderen Methoden des Energie- und Ressourcensparens Abstand genommen. So habe sich die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung letztlich nicht ausgezahlt. Weil der Einbau aufwändig ist, seien schon die Anfangskosten sehr hoch, ebenso die für Reparaturen und Instandhaltung. Unter anderem hätten sich einige Mieter über Geräusche und Luftzüge beklagt und die Anlagen durch Ausschalten der Sicherung außer Betrieb genommen.

Auch der Ansatz, aus Abwasser Wärme zurückzugewinnen, konnte sich letztlich nicht durchsetzen. Die Idee sei grundsätzlich gut, befindet Patz, allerdings müssen dafür auch permanent warme Abwässer entstehen. In einem Sechs-Parteienhaus sei der Ertrag minimal und nicht mit dem Aufwand in Relation zu setzen.

Als dritten und letzten Punkt nennt Patz die Warm-Inklusivmiete - ein Konzept bei dem Mieter eine im Vergleich zu normalen öffentlich geförderten Wohnungen geringfügig erhöhte Miete bezahlen mussten. Im Wesentlichen wurde die Warm-Nebenkosten durch wenige Cent Unterschied gedeckt. Die aus Mietersicht dadurch entstandene “Energie-Flatrate“ habe dazu geführt, dass der Gesamtverbrauch letztlich viel höher war als vorher angenommen.