Bottrop. . Zahlreiche Delegationen aus der Wohnungswirtschaft besuchen das Haus am Südring. Technik ist sehr komplex und fordert entsprechende Wartung.

  • Seit zwei Jahren steht das Plus-Energie-Haus der städtischen Baugesellschaft am Südring
  • GBB und Innovation City ziehen erste Zwischenbilanz
  • Land hat Modellprojekt gefördert und alle Beteiligten sammeln Erfahrungen

Das Projekt ist in NRW und wahrscheinlich sogar in ganz Deutschland einzigartig. Ein Mehrfamilienhaus – sechs Parteien, sozialer Wohnungsbau – das den Plus-Energie-Standard erfüllt, steht nun schon seit zwei Jahren am Südring. Bauherr und Eigentümer ist die städtische Baugesellschaft (GBB), die bei dem Projekt von Innovation City und dem Land unterstützt wurde.

Für die Mieter hat das Auswirkungen. Für warmes Wasser, Allgemeinstrom und Heizung zahlen sie keine Nebenkosten. Dafür sorgen ein ausgeklügeltes Heizsystem, in das sogar noch die Wärme des Abwassers über Wärmetauscher mit einfließt, sowie eine Dicke Dämmung. Allein die Dämmschicht misst rund 30 Zentimeter, dazu kommt noch die Stärke der Wand.

Mieter profitieren von dem Projekt

Stephan Patz zeigt die Stärke der Dämmung an einem Modells
Stephan Patz zeigt die Stärke der Dämmung an einem Modells © Heinrich Jung

Nun liegen erste aussagekräftige Erfahrungswerte zur Energiebilanz vor. Die belegen das Erwartete: Mieter profitieren von diesem Projekt in besonderem Maße. GBB-Geschäftsführer Stephan Patz: „Das Gesamtkonzept funktioniert, und die Bewohner sind zufrieden. Sie leben gerne hier.“

Aber die komplexe Technik aus Wärmetauschern, Pufferspeichern, Lüftungs- und Photovoltaikanlagen ist anspruchsvoll und will regelmäßig gewartet werden. Dadurch entstehen Kosten, räumt Patz ein. Doch die können nicht so einfach auf die Mieter des Hauses umgelegt werden. Denn sie Zahlen eine minimal höhere Miete als im sozialen Wohnungsbau üblich. Das war mit dem Land so vereinbart worden und damit ist alles abgegolten.

Modell soll übertragbar sein auf andere Städte

Das NRW-Bauministerium jedenfalls zeigt sich zufrieden mit dem Zukunftshaus: „Es ist etwas ganz besonderes, nicht nur für Innovation City, sondern auch weit darüber hinaus“, lobt der Vertreter des Ministeriums, Kay Noell. Es sei wichtig gewesen, ein übertragbares Modell zu schaffen. Dazu komme der „riesige Beitrag“ zu Klimaschutz und Effizienz. Gefördert wurde das Haus übrigens im Bereich „experimenteller Wohnungsbau“.

Ein Teil der Technik wird im Heizungskeller sichtbar. Kay Noell vom NRW-Bauministerium, GBB Geschäftsführer Stephan Patz, Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Göddertz, Technischer Beigordneter Klaus Müller und Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher (v.l.)
Ein Teil der Technik wird im Heizungskeller sichtbar. Kay Noell vom NRW-Bauministerium, GBB Geschäftsführer Stephan Patz, Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Göddertz, Technischer Beigordneter Klaus Müller und Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher (v.l.) © Heinrich Jung

Das Interesse an diesem Vorzeigeobjekt ist groß. Mehr als 40 Gruppen – hauptsächlich aus der Wohnungswirtschaft, aber auch Vertreter anderer Städte und ausländische Delegationen – haben es sich bereits angeschaut und sich ausführlich über das Bottroper Modell informiert.

Fragen der Finanzierung und Bezuschussung

Inwieweit es tatsächlich eins zu eins übertragbar und für andere Kommunen und Unternehmen umsetzbar ist, wird sich zeigen. Schließlich geht es auch um Finanzierungen und nicht zuletzt um Bezuschussung. Einzelne Bausteine können aber auch andernorts eingesetzt werden.

Stephan Patz bleibt in seiner Bewertung vorsichtig: „Die GBB sammelt wertvolle Erfahrungen. Aber um diesen maximalen energetischen Standard auch für andere Bauvorhaben umsetzen zu können, müssen sich die Baukosten und die Wartungsintensität der verbauten Technik noch deutlich reduzieren.“

Bedeutung auch für öffentlich geförderten Wohnungsbau

Für den Aufsichtsratsvorsitzenden der GBB, Thomas Göddertz, ist das Projekt ein Beispiel dafür, „wie wichtig Innovationen auch im öffentlich geförderten Wohnungsbau sind, damit möglichst viele Mieter davon profitieren können.“