Bottrop. . Das erste Plus-Energiehaus im sozialen Wohnungsbau wurde in Bottrop eröffnet. Nachdenkliche Töne zur Bezahlbarkeit des zukunftsweisenden Wohnens.
Die Sonne lacht und setzt das Sechsfamilienhaus am Südring passend in Szene: Das deutschlandweit erste Plus-Energiehaus im öffentlich geförderten, mehrgeschossigen Wohnungsbau wurde Freitag im Beisein vieler offizieller Gäste und künftiger Mieter eröffnet. „Bottrop ist ab heute übermorgen“, würdigte Landesbauminister Michael Groschek den Bau als zukunftsweisend. Die Mieter müssten an Energiekosten nur noch ihren eigenen Stromverbrauch zahlen – das setze im sozialen Wohnungsbau Maßstäbe.
Denn die Bauherrin, die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop (GBB), hat mit ihrem Partner Innovation City dafür gesorgt, dass die Energieproduktion des Hauses den berechneten Bedarf der Mieter übersteigt. So hat der stark gedämmte Bau dreifach verglaste Fenster, eine Photovoltaikanlage, eine Erdwärmepumpe sowie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser, Allgemeinstrom wird so gedeckt, der Überschuss wird im benachbarten GBB-Verwaltungsgebäude genutzt.
Bürgermeister Klaus Strehl und GBB-Geschäftsführer Hans-Jürgen Bode benannten den Modellcharakter. „Wir wollten eine Blaupause zur Nachahmung schaffen – und keinen Leuchtturm“, so Bode, der auch bemerkte, dass die Kosten in keinem Verhältnis zur erzielbaren Miete (hier 5,65 pro m2) stünden. Zur Nachahmung empfohlen wird für ähnliche Projekte das Förderkonzept: Neben GBB-Eigenmitteln und Landesmitteln gehören KfW-Kredite dazu. Bei der Grundsteinlegung Ende 2013 war von einer Investitionssumme von 1,8 Millionen Euro die Rede. Die tatsächlichen Kosten werden nun noch zusammengetragen, so Bode am Rande der Feier.
Kosten beschäftigten auch Alexander Rychter, Chef des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen. Nicht zuletzt aufgrund gestiegener Anforderungen an die Energieeffizienz sei der Wohnungsneubau teuer geworden: „Wir wollen nicht, dass es demografisch und energetisch gutes Wohnen nur für Reiche gibt.“
Ariyeta und Violeta Dervisi gehören zu den ersten GBB-Mietern und freuen sich, zum 1. Mai ihre 72-m2-Wohnung zu beziehen: „Es ist etwas ganz Innovatives und wir sind gespannt, wie es funktioniert.“