Bottrop-Kirchhellen. Das Kirchhellener Brauhaus am Ring hat wegen Personal- und Energiekosten auf Saalbetrieb umgestellt. Läuft das? Wir haben mal nachgeschaut.
Seit Neujahr hat das Brauhaus am Ring den À-la-Carte-Restaurantbetrieb ein- und auf Saalbetrieb umgestellt. Die Küche bleibt nicht wirklich kalt, gekocht wird aber nur noch auf Vorbestellung: für Familienfeiern, Betriebsfeste und andere Veranstaltungen in den verschiedenen Sälen des großen Hauses. So will die Betreiberfamilie Prgomet Personal-, Energie- und Einkaufskosten sparen. Funktioniert das? Schauen wir doch mal rein.
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Es ist Freitagabend. Im großen Saal des Brauhauses trudeln 150 Besucher ein zur ersten Kabarettveranstaltung des Jahres: Die „Bullemänner“ servieren ihr 17. Programm „Plem“. Augustin Upmann und Heinz Weißenberg sowie „Tastenfachkraft“ Svetlana Svoroba waren schon öfter hier, und das werden sie nachher auch beweisen.
Die Plätze vor dem Tresen sind gut besetzt. Weil die Betreiberfamilie die Funktion des Hauses als Treffpunkt fürs Dorf erhalten möchte, lädt sie im Januar freitags zum Thekenabend und sonntags zum Frühschoppen. Zwei Damen zapfen und servieren; fürs Anschlagen eines neuen Fasses und fürs Kassieren steht Seniorchef Ivan Prgomet bereit. Wenn Gäste ihn ansprechen und einen Saal für eine Feier buchen möchten, schaut er den Termin im bereits gut gefüllten Auftragsbuch nach. Für Detailfragen holt er Juniorchef Pero aus der Küche. Aus der Küche?
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„Mein Bruder und ich kochen vor fürs Wochenende“, erklärt Pero und wischt sich die Hände an der Schürze sauber. Für zwei Werbeveranstaltungen sind am Samstag 300 und am Sonntag 250 Menschen angemeldet. Dafür sind die Essen vorbestellt. Die Prgomets haben passgenau eingekauft, kochen Suppen und Saucen vor und brauchen am Wochenende die Küche nur noch kurz für die frischen Zutaten anzuwerfen. „Das schaffen wir locker zu dritt in ein paar Stunden“, sagt Pero Prgomet. „Das hält die Kosten klein für Personal, Energie und Wareneinsatz.“ Für den Service buchen die sechs Familienmitglieder bei Bedarf Aushilfskräfte. Die 14 Vollzeit-Mitarbeiter haben sie gekündigt. „Wir haben den Kostenapparat runterfahren müssen“, sagt Pero Prgomet.
Brauhaus will mehr Kabarett und Comedy nach Kirchhellen holen
Und wie kommt es an, das neue Konzept? „Wir sind positiv überrascht über viele Buchungen. Der Januar ist schon sehr gut“, sagt Pero Prgomet. Das Brauhaus will jetzt mehr Kabarett und Comedy machen. Zweimal wird im März der dem Haus seit Jahren verbundene Duisburger Comedian Markus Krebs mit seinem Programm „Wo ich bin, ist Theke“ auftreten.
Der Kabarettabend mit Kai Magnus Sting, der mit deutlich feinerer Klinge ficht, ist deshalb verlegt auf den 21. April. Diese Veranstaltungen sind ebenfalls mit überschaubarem Personalaufwand zu bewirten: „Wir machen Selbstbedienung am Tresen hinten im Saal“, sagt Pero. „Alles andere würde auch viel zu sehr stören.“
Also holen sich die Besucher beim inzwischen laufenden Auftritt der „Bullemänner“ die Getränke auf Vorrat und liefern den Kabarettisten aus dem Münsterland eine Steilvorlage für einen Gag mit Lokalkolorit. „Guck mal, vier Bier hat der da stehen. Mit vier Bier biste in der Großstadt Alkoholiker. In Kirchhellen biste mit vier Bier der Fahrer!“
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Pero Prgomet wirft in der Schenke derweil noch einen Blick ins Auftragsbuch und sagt: „2023 wird ein stabiles Jahr. An manchen Tagen müssen wir jetzt schon aufpassen, dass wir nicht zu viele Buchungen annehmen. Unser Rekord liegt bei 1000 Essen an einem Tag. Aber das müssen wir uns nicht mehr antun. Jetzt machen wir bei 300 Schluss.“ Spricht’s und verabschiedet sich in die Küche: „Ich muss mal nach der Suppe sehen.“
Markus Krebs: „Wo ich bin, ist Theke“. Mittwoch, 1. März, 19 Uhr, und Freitag, 31. März, 20 Uhr. Karten (30 Euro) gibt es ab Mittwoch, 18. Januar, an der Total-Tankstelle Josten, der Humboldt-Buchhandlung und im Brauhaus.