Bottrop. Bottroper Tageseltern hatten sich über zu schlechte Bezahlung beklagt. Das sieht eine Tagesmutter anders und zeigt auf, was sie verdient.

Mehr Urlaub und eine Anpassung der Pauschale hatten Tageseltern in einem anonymen Brief im vergangenen Herbst von der Stadt gefordert. Das Amt für Schule und Kindertagesbetreuung hat darauf reagiert und rückwirkend die Bezahlung erhöht – was ohnehin geplant und vorgeschrieben war. Eine Tagesmutter aus Bottrop zeigt auf, was eine Kindertagespflegeperson mit der Betreuung unter Dreijähriger verdient und sagt: „Ich bin zufrieden.“

Die Anfang-40-Jährige, die anonym bleiben will, betreut fünf Kinder á 35 Stunden die Woche von 8 bis 15 Uhr. Sie hat keine extra Räumlichkeiten angemietet, die Kinder spielen im Erdgeschoss ihres Hauses oder vor allem auch im Garten. Die Tagesmutter kocht jeden Tag frisch für die Kinder, sie bereitet ihnen Frühstück, einen Zwischensnack und Mittagessen zu. 3,90 Euro pro Tag zahlen die Eltern dafür – tagesscharf abgerechnet für die Tage, an denen die Kinder auch tatsächlich da und nicht krank oder im Urlaub sind.

Bezahlung von Tageseltern: „Bottrop liegt da etwa im Mittelfeld“

Pro Kind bekommt die Bottroper Tagesmutter bei 35 Stunden 868 Euro von der Stadt. Das sind 5,59 Euro pro Stunde pro Kind. Die Summe wird jährlich angepasst. Bei fünf Kindern macht das aktuell 4340 Euro brutto plus das Essensgeld, das sie als Einkommen versteuern muss. Netto bleiben davon etwa 2000 Euro, da sind die Betriebskosten und Renten- und Krankenversicherung abgezogen, die zur Hälfte von der Stadt übernommen werden. Die Unfallversicherung übernimmt die Stadt komplett.

Auch interessant

Zu wenig? Findet sie nicht, wünscht sich aber mehr Gleichheit zwischen den Kommunen, eine einheitliche Regelung in NRW. „Wir leisten ja alle die gleiche Arbeit.“ In Oberhausen beispielsweise bekommt eine Tagespflegeperson 755 Euro bei 35 Wochenstunden Betreuungszeit, in Essen 906 Euro in der höchsten Entgeldstufe. „Bottrop liegt da etwa im Mittelfeld.“

Qualifizierung zur Tagesmutter zahlt meistens die Kommune

Die Bottroper Tagesmutter hat einen anderen Beruf gelernt. Da ihre familiäre Situation die Ausübung ihres früheren Jobs fast unmöglich gemacht hatte, passte für sie das Konzept Kindertagespflege perfekt und diese Entscheidung bereut sie nicht. Ein halbes Jahr dauert die Qualifizierung etwa – die Kosten liegen bei 1000 bis 1500 Euro, werden aber meist von der Kommune übernommen –, anschließend ist sie vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der in Bottrop Träger der Tageseltern ist, überprüft worden.

Da ihre Kinder selbst noch klein waren, brauchte die Bottroperin nicht viele Vorkehrungen für die Kinderbetreuung treffen: Treppengitter, Steckdosenabdeckungen und ähnliche Schutzmaßnahmen waren bereits vorhanden. Ebenso viel Spielzeug, das sie von ihren Kindern nutzen konnte.

Zum Start: 500 Euro Förderung pro Kind durch die Stadt Bottrop

Eine größere Investition zu Beginn war aber der Kinderbus mit sechs Plätzen, der mit rund 1800 Euro zu Buche schlägt. Hinzu kamen Kinderbettchen und Matratzen für den Mittagsschlaf, Teller, Schalen und Ähnliches für das Essen. „Die Stadt hat damals den Start mit 500 Euro pro Kind gefördert“, sagt die Anfang-40-Jährige. Sie musste die Belege sammeln und einreichen, bekam dann das Geld erstattet, außer für Gebrauchsgegenstände wie Stifte.

20 Tage Urlaub stehen der Tagesmutter zu. Sie würde sich wünschen, dass die Zahl der Tage an den Betreuungsumfang angepasst würde – aktuell bekommen alle Tagesmütter 20 Tage, unabhängig davon, ob sie 25, 35 oder mehr Stunden betreuen.

In Bottrop gab es im Betreuungsjahr 2022/23 für 38,6 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz, entweder in einer Kita oder bei einer Tagespflegeperson. Damit wird die gewünschte Quote von 35 Prozent erfüllt, allerdings nicht in allen Stadtteilen: Beispielsweise in Batenbrock-Süd fehlen 70 U-3-Plätze, die Betreuungsquote liegt bei gerade einmal elf Prozent, in Ebel bei 13,3 Prozent. In Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen sind die Quoten eigentlich gut, allerdings ist dort der Bedarf höher – und die Messlatte von 35 Prozent zu niedrig gesetzt.

U-3-Betreuung in Bottrop sehr gefragt: Eltern reißen sich um die Plätze

Grundsätzlich sei die Betreuung von unter Dreijährigen extrem gefragt, sagt die Bottroper Tagesmutter. „Die Eltern reißen sich um die Plätze.“ Weil sie keinen Kita-Platz bekommen haben oder weil sie sich wegen der familiären Atmosphäre bewusst für eine Tagesmutter entscheiden. „Wenn ein Kind eine Tagesgruppe verlässt, wird der Platz innerhalb kürzester Zeit wieder vergeben“, schildert die Tagesmutter die knappe Betreuungslage. „Über Mundpropaganda verbreitet sich das ganz schnell.“

Sie selbst bringt täglich viel Engagement in ihre Arbeit. „Ich übe meine Tätigkeit aus vollem Herzen aus“, sagt sie. Dass sie dafür gut bezahlt werde, sei für sie natürlich noch „ein gutes On-Top“.