Bottrop. Schlangen vor der Ausgabestelle: Die Zahl der Bedürftigen, die von der Tafel versorgt werden, wächst. So lief die Ausgabe der Weihnachtspakete.
Am dritten Advent war für viele Bedürftige bereits Bescherung: Am Sonntag wurden bei der Bottroper Tafel die gespendeten Weihnachtspäckchen ausgegeben. Obwohl die Empfänger zeitlich versetzt einbestellt wurden – abhängig von ihren jeweiligen Einkaufstagen in der Woche - bildeten sich Schlangen in der Absperrung vor der Ausgabestelle.
Bislang habe auch mit Hilfe der eingesetzten Security alles ohne Probleme geklappt, sagte der Vorsitzende der Tafel Dieter Kruse am frühen Nachmittag: „Meinetwegen könnte die Absperrung das ganze Jahr hier stehen, es wäre für alle Beteiligten vermutlich das Beste.“ Vor einigen Tagen, berichtete Kruse, sei es bei Streitigkeiten um die Reihenfolge der Ausgabe aus Besorgnis, die Lebensmittel würden nicht für alle reichen, zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen gekommen, die geschlichtet werden mussten.
Am Sonntag konnten insgesamt rund 1800 Pakete mit haltbaren Lebensmitteln, Kosmetika und Weihnachtsartikeln verteilt werden – deutlich mehr als in den Vorjahren, da waren es rund 1200. Die Kunden wiesen wie gewohnt ihre Einkaufsberechtigung vor, dann ertönte der Ruf in den Ausgaberaum: „Ein Ehepaar.“ Eine der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter reichte dann ein passendes Päckchen aus dem gefüllten Lagerraum an. Dort standen die Pakete auf den Tischen mit den entsprechenden Kennzeichnungen: Mann, Frau, Familie usw. Jeder erhielt jeweils das nächste Paket vom Stapel.
Man habe viel mehr Päckchen als registrierte Kunden, da Familien nur einen Ausweis haben, aber die Eltern ein gemeinsames Paket erhalten und die Kinder auch jeweils ein Geschenk, erklärte Kruse. Auf den gespendeten Paketen sei immer nur die Alters- und Personengruppe angegeben, nicht der Inhalt. Die in der Corona-Zeit eingeführte Regelung, nur ein Familienmitglied zum Kauf zuzulassen, habe man aus praktischen Erwägungen beibehalten – „es entlastet“.
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Erstaunlich findet der Vorsitzende, dass es Kunden gebe, die sich das ganze Jahr nicht blicken lassen, aber zum Jahresende wieder einkaufen kommen, um bei der Weihnachtsgeschenke-Ausgabe dabei zu sein. Kruse: „Wer sonst nichts braucht, muss auch Weihnachten nicht hierher kommen.“
Für den frühen Bescherungstermin zwei Wochen vor Weihnachten habe man sich entschlossen, weil die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer selbst Familien haben und noch eigene Vorbereitungen fürs Fest treffen müssen.
Rentner spenden ihre Energiepauschale für die Tafel
In diesem Jahr seien nach den Aufrufen in allen Medien ausreichend Geschenke oder Geld für Geschenke gespendet worden, freut sich Kruse. Alles, was übrigbleiben sollte, wird an andere karitative Organisationen weitergeleitet.
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Der Tafel-Chef merkt deutlich, dass die Spendenfreudigkeit der Bottroper Händler nachgelassen hat, aber die Zahl der Bedürftigen durch die aktuelle Krise zunimmt. Immer mehr Menschen – vielfach auch Flüchtlinge aus der Ukraine – werden durch die Tafel versorgt. Erfreulicherweise seien in den letzten Tagen etliche Geldspenden von Rentnern gekommen, die ihre Energiepreispauschale an die Tafel überwiesen hätten, weil „andere es dringender brauchen“.
Kontakt: Bottroper Tafel, Gladbecker Straße 108/110, 02041 3767112, www.bottroper-tafel.de