Bottrop. Er macht es wie Herbert Grönemeyer bei Wetten dass: Der Sänger zahlt einen Monat die Rechnung der Berliner Tafel, ein Bottroper die der hiesigen.
Superstar Herbert Grönemeyer zahlt einen Monat lang alle Kosten der Berliner Tafel, obwohl er in der Kultsendung „Wetten, dass?“ seine Wette gewonnen hatte. Das zeigt Größe, sagen ein Bottroper Unternehmer und seine Frau. Jetzt tun sie es Grönemeyer gleich: Einen Monat lang zahlen sie alle Rechnungen der Bottroper Tafel – und setzen sogar noch einen drauf auf die Grönemeyer-Nummer.
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Der Unternehmer aus dem Mandantenkreis der Bottroper Anwalts- und Notarkanzlei „Isphording und Partner“ will namentlich nicht genannt werden. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hatte er Projekte gesucht, die beide zur Weihnachtszeit unterstützen wollten, aber noch keine rechte Herzensangelegenheit gefunden.
Da berichtete Notarin Menea Lindart von einem Besuch bei der Bottroper Tafel. Sie hatte eine Änderung im Vorstand des Vereins beurkundet und sich bei dieser Gelegenheit durch die Tafel-Zentrale an der Gladbecker Straße führen lassen. „Ich war betroffen vom Ausmaß der Bedürftigkeit, aber auch von dem enormen Aufwand, der dort getrieben werden muss, um so vielen Menschen zu helfen.
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Bottroper Unternehmer übernimmt Kosten für die Tafel
Die Notarin berichtete dem Unternehmerehepaar von ihrem beeindruckenden Besuch. Der Unternehmer telefonierte mit Tafel-Chef Dieter Kruse und ließ sich gemeinsam mit seiner Frau von Christel Müller durch die Logistik hinter der Lebensmittelausgabe führen: „Wir sind sehr nachdenklich nach Hause gefahren.“
Grönemeyers Wetteinsatz für die Berliner Tafel lieferte dann die Steilvorlage für die Großspende. Christel Müller hat den Sponsoren vorgerechnet, dass die Tafel über alles jeden Monat rund 15.000 Euro Kosten hat. Das übernehmen wir, sagt der Unternehmer – und wir geben noch ein wenig mehr. So wird der Großspender unter anderem die Gutscheine bezahlen, mit denen sich die Bottroper Tafel zu Weihnachten bei ihren 60 ehrenamtlichen Helfern bedankt. Das wissen die Ehrenamtler sehr zu schätzen, sagt Christel Müller: „Viele von den Helfern waren früher selbst bedürftig oder sind es noch.“
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Die noble Geste des Unternehmerpaares ist hoch willkommen: Die Zahl der Bedürftigen wächst, die sich von der Bottroper Tafel Unterstützung erhoffen. Zum Beispiel durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie werden zunehmend Zielscheibe für Sozialneid, berichtet Kruse. Die wachsende Nachfrage sorgt für Gereiztheiten bei der Lebensmittelausgabe „bis dicht vor Handgreiflichkeiten“. Mehrfach hat die Tafel schon den Kommunalen Ordnungsdienst KOD zur Hilfe rufen müssen. Und wenn Kruse seine Weihnachtspakete verteilt, werden Mitarbeiter einer Securityfirma die Ausgabe überwachen.
Bottroper Tafel braucht 1800 Weihnachtspäckchen
Die Zahl der Pakete hat Kruse wegen der vielen Bedürftigen noch einmal aufgestockt: „Wir werden nicht 1500, sondern 1800 Päckchen brauchen.“ Deshalb ruft die Tafel weiter die Bürger auf, Weihnachtspakete für Bedürftige bei der Tafel an der Gladbecker Straße 108 abzugeben: Sie sollten haltbare Lebensmittel enthalten und gerne Geschenke: „Wir suchen vor allem noch Pakete für alleinstehende Frauen und Männer.“
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Bei der Tafel stapeln sich die Geschenkpäckchen inzwischen überall. Aber nicht alle geben Päckchen ab, sondern spenden Geld für Geschenke. Und, erzählt Christel Müller: „Gerade heute war eine Frau mit einer großen Tüte da. Sie hat gesagt: Ich weiß gar nicht, wie ich so ein Paket machen soll. Ich habe Ihnen Geschenke mitgebracht. Hier ist auch noch Geschenkpapier. Können Sie nicht selbst daraus Pakete machen?“ Und genau so wird’s jetzt gemacht.