Bottrop/Mülheim. Die Hochschule Ruhr-West hat sich verpflichtet, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Was hilft, sind ihre modernen Bauten – und diese Maßnahmen.

Explodierende Energiepreise: Auch die Hochschulen, nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie endlich wieder im Präsenzbetrieb, spüren die Auswirkungen. Die Ruhr-Uni Bochum – ein Riesenkomplex mit rund 6300 hauptamtlich Beschäftigten und 42.000 eingeschriebenen Studierenden – hat sogar einen Einstellungsstopp verhängt, um hier Kosten zu sparen. Dergleichen ist an der vergleichsweise kleinen Hochschule Ruhr West (HRW) mit rund 570 Beschäftigten und 6500 Studierenden nicht geplant, berichtet Sprecherin Beatrice Liebeheim. „Sicher – auch die HRW ist von den steigenden Preisen betroffen. Doch wir haben eben auch den Vorteil, moderne Gebäude und eine moderne Gebäudeausstattung zu haben“, verdeutlicht sie.

Vorgabe an der HRW: Nicht benötigte Geräte werden ausgestellt

Grundsätzlich habe sich auch die HRW verpflichtet, ihren Energieverbrauch um 20 Prozent zu reduzieren, und halte sich an ihren beiden Standorten in Bottrop und Mülheim an die Vorgaben für öffentliche Gebäude. Entsprechend wurde die Hochschulgemeinde informiert – teils sogar ganz pragmatisch, meint Beatrice Liebeheim.

So zählt zu den Maßnahmen, dass die Heizkörper in Lagerräumen, Fluren und Treppenhäusern auf Null (bzw. Frostsicherung) gestellt werden. Büros oder Seminarräume werden nur noch auf höchstens 19 Grad geheizt. Wer sein Büro verlässt, soll den Heizkörper auf Null stellen; ebenso sollen nicht benötigte Bildschirme und andere (Labor-)Geräte stets komplett ausgeschaltet werden. Zentrale Warmwasserversorgungsanlagen gehen außer Betrieb.

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Fast versteht sich von selbst, dass keine zusätzlichen Heizlüfter oder gar Heizdecken mit in die Hochschule gebracht werden. Gleichzeitig hat die HRW Tipps veröffentlicht, um mit den ungewohnt kühleren Temperaturen in den Räumen umgehen zu können: „Wärmer anziehen; vielleicht eine extra Strickjacke fürs Büro?“, heißt es da zum Beispiel. Neben der Motivation zur Bewegung zwischendurch können Beschäftigte auch noch diesen Vorschlag umsetzen: „Öfter mal kurz an die frische (kalte) Luft – besuchen Sie doch mal ihre Kollegen und Kolleginnen in einem anderen Gebäude statt zu telefonieren.“ Wer Treppen statt den Fahrstuhl nutzt, spart ganz nebenbei auch noch Strom.

Fernwärme für den Campus Bottrop kommt aus zwei Müllverbrennungsanlagen

Die Wärmeversorgung vom neu errichteten Campus Bottrop, der im Jahr 2014 an der Lützowstraße fertiggestellt wurde, und vom Campus Mülheim (eröffnet 2016) erfolgt über Fernwärme. Die Steag-Fernwärme für den Bottroper Standort wird laut HRW aus zwei Müllverbrennungsanlagen, einem kleinen Anteil Biogasanlagen und dem Kohlekraftwerk Herne produziert. In Mülheim besteht die Fernwärme aus einer Mischung von Biogasanlagen (46 Prozent), Erdgas (54 Prozent) und einem kleinen Anteil Heizöl.

Nicht geplant ist, die Studierenden an den Standorten Bottrop und Mülheim aus Energiespargründen wieder ins Distanz-Studium zu schicken. HRW-Sprecherin Beatrice Liebeheim: „Bereits im September hatte unser Präsidium das Signal gesendet: Die Gebäude der HRW bleiben geöffnet; es wird – abhängig von weiteren Beschlüssen und Entwicklungen – ein Wintersemester vor Ort und in Präsenz. Bisher ist nicht geplant, Weihnachtsferien nach vorn zu ziehen oder weit in den Januar hinein zu verlängern.“ Letzteres ist zum Beispiel an der TU Dortmund vorgesehen; dort sollen in der Woche vor Weihnachten große Vorlesungen nur digital stattfinden und die Weihnachtspause bis zum 6. Januar verlängert werden.

Inhaltlich ist effiziente Energienutzung am Campus Bottrop mit seinem Institut Energiesysteme und Energiewirtschaft sowieso ein wichtiges Thema. Seit Entstehen des Neubaus wird dieser als „Energy Campus“ genutzt, in und an dem neue Energietechnik erprobt wird.