Bottrop. In der Corona-Pandemie hat die Hochschule Ruhr West ihr Sommersemester online gestartet. Das erlebt Marie Salm alleine zu Hause am Rechner.

Ein Studium - das lebt vom Lernen und Forschen in einem Fach, für das das Herz schlägt. Und ganz stark auch vom Miteinander auf dem Campus. Vom Austausch, vom gemeinsamen Mensa-Besuch, vom Spaß an persönlichen Begegnungen. Die sind aktuell auf Eis gelegt, denn aufgrund der Corona-Pandemie läuft das Sommersemester an der HRW bislang digital. Marie Salm (26) erzählt, wie das Studieren von zu Hause aus funktioniert - und wie es sich anfühlt.

„Es ist natürlich eine ungewohnte Situation. Für alle, das merkt man“, sagt die Bottroperin, die im sechsten Fachsemester Wirtschaftsingenieurwesen - Energiesysteme studiert. „Mein Eindruck bisher ist allerdings, dass vor allem die Dozenten sich bemühen, uns das angenehm zu machen. Wir kommunizieren viel.“ Natürlich digital.

Bottroperin erhält Unterlagen über Lernplattform Moodle

Verschiedene Formate werden ausprobiert, um die Studenten mit Inhalten zu versorgen. Teils würden etwa über die Online-Lernplattform Moodle Unterlagen zur Verfügung gestellt, die zeitlich unabhängig abgerufen werden können. Ein Laborpraktikum soll diesmal über ein interaktives Video stattfinden - „das erste wird wohl ein Gleichstromversuch“. Teils trifft man sich aber auch zu virtuellen Meetings mit Dozenten oder gar zur Videovorlesung online.

Die Türen zu den Gebäuden der Hochschule Ruhr West in Bottrop sind verschlossen.
Die Türen zu den Gebäuden der Hochschule Ruhr West in Bottrop sind verschlossen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Zum Beispiel, wenn Prof. Dr. Olga Hördt die Vorlesung Wirtschaft 4 (Thema Management) hält, berichtet Marie Salm. Über eine von der Hochschule zur Verfügung gestellten Videotelefonie-Software schalten sich die Studierenden dazu. „Wir Studierenden aber ohne, dass wir unsere Kamera aktivieren. Unser Mikro schalten wir ein bei Bedarf und um Fragen zu stellen.“

Der Austausch mit anderen Studenten fehlt

So weit, so gut. Dennoch: „Es ist schon seltsam. Normalerweise sitzen wir im Hörsaal mit Kommilitonen zusammen, man kann sich mit seinem Nachbarn austauschen.“ Das fehle ihr auch bei der Aufbereitung der Inhalte, denn „für mich ist es hilfreich, mich mit Kommilitonen zusammensetzen und andere Sichtweisen zu erfahren, neue Impulse zu bekommen.“ Normalerweise arbeite sie sehr viel in der Hochschule selbst, schätzt die Arbeitsatmosphäre am Campus - jetzt ist sie froh, dass zumindest eine virtuelle Team-Arbeit auch mal möglich ist.

Am Vormittag ist mehr Ruhe zum Lernen da

Und wie ist es mit der Motivation, so allein daheim? „Das klappt bei mir noch einigermaßen gut“, sagt Marie Salm gut eine Woche nach dem offiziellen Semesterstart. Klar gebe es Themen, mit denen man sich bereitwilliger befasse als mit anderen. Grundsätzlich aber folgt sie einer festen Tagesstruktur: „Ich nehme mir den Vormittag für die Hochschul-Sachen.“ Also zum Beispiel um Vorlesungen nachzubereiten oder Hausarbeiten zu schreiben. „Nachmittags bin ich nicht alleine zu Hause, da wird das schwieriger.“

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Schwierigkeiten mache ihr zudem auch mal die Technik. Sie ist zwar mit einem eigenen Laptop ausgestattet. „Aber der ist nicht mehr der Jüngste und kommt jetzt auch an seine Grenzen“ - vor allem bei den Live-Vorlesungen bocke er.

Noch steht die endgültige Entscheidung darüber aus, wann die HRW-Gebäude wieder öffnen. Alle sind aber darauf eingestellt, das komplette Sommersemester online durchzuführen. Das heißt für Marie Salm auch: Statt der Klausuren, die sie im Mai schreiben müsste, stehen mündliche Prüfungen per Skype an. Und die Klausur, die am Ende des sechsten Semesters stünde, werde durch schriftliche Zusatzleistungen ersetzt.

Als nächstes steht das Praxissemester an

Ein Mix aus Technik, Wirtschaft und Recht

Im Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen - Energiesysteme“ werden Fachkenntnisse sowohl in der Energietechnik als auch für die Energiewirtschaft vermittelt. Die Inhalte verteilen sich laut HRW auf Technik (55 Prozent), Wirtschaft (25 Prozent), Recht (zehn Prozent) und Sonstiges (zehn Prozent).

Mögliche spätere Arbeitgeber sind Energieversorger oder Unternehmen der Energie- und Umwelttechnik.

Weitere Infos zu allen Studiengängen an der HRW gibt es online auf www.hochschule-ruhr-west.de

Und die Folgen der Corona-Pandemie reichen für die Bottroperin jetzt schon bis ins nächste Semester: Das vorm Bachelor-Abschluss noch anstehende Praxissemester gestalte sich aktuell schwierig. Sie hatte „sehr kurz vorm Lockdown“ eine mündliche Zusage, berichtet Marie Salm, „da wirft mich der Einstellungsstopp nun deutlich zurück“. Hinzu kommen finanzielle Sorgen, zumal ihr Partner in Kurzarbeit sei. „Mein Vorteil ist, dass ich eine Stelle als studentische Hilfskraft habe, die ich auch von zu Hause aus machen kann.“