Bottrop-Kirchhellen. Der Umweltausschuss hat sich über ein Veto des Naturschutzbeirates hinweg gesetzt: Stremmer darf an seiner neuen Sandgrube Grundwasser abpumpen.
Das Kirchhellener Unternehmen „Stremmer Sand + Kies“ darf in seiner Sandgrube am Weseler Weg in der Kirchheller Heide das Grundwasser abpumpen, um an tiefere Sandschichten zu gelangen. Das hat der Umweltausschuss mit Stimmen von SPD und CDU entschieden und sich damit über das Veto des Naturschutzbeirates hinweg gesetzt.
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Der Sandgrubenbetreiber hat in seiner Grube am Weseler Weg bereits mit dem Sandabbau begonnen. Das Unternehmen hatte dafür die Erlaubnis, bis zum Grundwasserspiegel abzubauen. Im Januar hatte das Unternehmen beantragt, tiefer abgraben und dafür Grundwasser abpumpen zu dürfen.
Die dafür notwendige „Befreiung von den Festsetzungen des Landschaftsplans“ hatte der Naturschutzbeirat gegen die Empfehlung der Verwaltung verweigert. Kernsatz der Begründung: „Der Schutz des Grund- und Oberflächenwassers sowie die gesetzlich geforderte Vermeidung von negativen Auswirkungen auf Wald, Einzelgehölze, geschützte Biotope und ihre Lebensgemeinschaften wiegen als öffentliche Interessen schwerer als die privaten wirtschaftlichen Interessen der Antragstellerin.“
Damit war der Naturschutzbeirat wesentlich den Argumenten von Markus Kaufmann (SPD) und Elly Vaupel (ÖDP) gefolgt, die durch die für den Zeitraum von 18 Jahren geplante Absenkung des Grundwasserspiegels massive Eingriffe in den Grundwasserhaushalt in der Kirchheller Heide befürchteten. Kaufmann warf Stremmer zudem vor, schon vor einer Genehmigung tiefer als erlaubt abgegraben zu haben.
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Stremmer-Geschäftsführer Lars Fiele hatte das in der Beiratssitzung dementiert und dafür Schützenhilfe von der Bezirksregierung Arnsberg erhalten. Bei einer erneuten Begehung nach der Beiratssitzung hatten Beiratsmitglieder Ende August aber erneut offene Wasserflächen am Grund des Tagebaus gefunden, die angesichts des extrem trockenen Sommers nicht durch Regen entstanden sein könnten. Deshalb hatte der Beirat in seiner Stellungnahme nochmals Vorwürfe gegen das Unternehmen nachgelegt: „Das Risiko eines sorglosen Vorgehens mit wenig zuverlässiger Beachtung des Nebenbestimmungskataloges durch die Antragstellerin ist wegen der zurückliegenden schlechten Erfahrungen gegeben und muss bei der Entscheidung ebenfalls berücksichtigt werden.“
Trotz dieser Vorwürfe und der umfangreichen Begründung des Naturschutzbeirates hat die Verwaltung dem Umweltausschuss empfohlen, Stremmer die Grundwasserabsenkung für die Aussandung dennoch zu genehmigen. Kernsatz der Begründung: Die Auswirkungen auf das Grundwasser seien „vor dem Hintergrund der als verbindliches Ziel der Raumordnung festgelegten Gewährleistung der Rohstoffsicherung für die Bevölkerung und unter Beachtung des Prinzips des Vorrangs der Ausbeutung bereits aufgeschlossener Rohstoffvorkommen vor einer Neuerschließung als hinzunehmend zu betrachten“. Dieser Empfehlung ist der Ausschuss nach Angaben der Stadt mit 11:8 Stimmen gefolgt.
Besucher der Sitzung reagieren „schockiert und enttäuscht“
„Schockiert und enttäuscht“ reagierten Besucher der Sitzung auf die Debatte und die Entscheidung des Ausschusses. „Die Diskussion über diesen wichtigen Antrag führten nur die Vertreter der ÖDP, Grünen, Linke und AfD. Die Vertreter der CDU und SPD machten den Eindruck, als würden sie es nicht für nötig halten, sich mit den Auswirkungen der Abgrabung zu beschäftigen“, sagten Margret und Josephine Miserre sowie Alexander Engelen nach der Sitzung.
Bereits 2016 hatte der Beirat, der damals noch Umweltbeirat hieß, gegen eine Stremmer-Auskiesung am Kletterpoth in der Heide votiert. Damals bekam er die Unterstützung von Bezirksvertretung und Umweltausschuss. Erst ein Jahr und mehrere Gutachten später bekam Stremmer grünes Licht für die Auskiesung.