Bottrop-Kirchhellen. Dekra und Straßenverkehrsamt machen Kinder auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam. So reagieren Grundschüler auf den toten Winkel.

Immer wieder aufs Neue werden Unfälle mit Lkw und Passanten oder Fahrräder gemeldet. Oft enden diese tödlich. Das Problem: der tote Winkel. Um auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, haben die DEKRA Kirchhellen, das Straßenverkehrsamt Bottrop und die Best eine Aktion für die Viertklässler der Gregorschule ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Kindern zu vermitteln, welche Sicht der Lkw-Fahrer auf die Straße hat und wie eingeschränkt diese Sicht ist.

Zunächst versammelt die 4c am neuen Prüfpunkt der Dekra im Pinntal. Mit bunten Planen sollen die verschiedenen Zonen rund um den Lkw sichtbar gemacht werden. So wird den Kindern bewusst gemacht, dass Lastwagenfahrer eben keineswegs die Könige der Straße sind und alles im Blick haben. Die Best stellt dafür einen ihrer Wagen des Containerdienstes sowie einen Fahrer zu Verfügung, damit die Kinder selbst erleben, wie es ist, so hoch oben zu sein, und ein Verständnis für die Gefahr des toten Winkels bekommen.

Bottroper Straßenverkehrsamt will Verkehrssicherheit stärker zum Thema machen

Der Aktionstag findet so zum ersten Mal statt: „Wir wollen das Thema Verkehrssicherheit jetzt intensivieren und nach Corona ist das heute der Auftakt für die Grundschüler der Gregorschule“, sagt Dino Rühlemann vom Straßenverkehrsamt. „Wer möchte sich mal in den Lkw setzen?“ fragt Jörg Zganiatz, Diplom-Ingenieur der Dekra. Sofort gehen alle Finger nach oben, um möglichst als Erster in dem großen Gefährt zu sitzen.

Die Viertklässler der Gregorschule in Kirchhellen lernen die Gefahren des toten Winkels kennen. Farbige Plastikplanen verdeutlichen das Sichtfeld der Lkw-Fahrer.
Die Viertklässler der Gregorschule in Kirchhellen lernen die Gefahren des toten Winkels kennen. Farbige Plastikplanen verdeutlichen das Sichtfeld der Lkw-Fahrer. © Stadt Bottrop

Am Fahrzeug selbst werden Situationen geschaffen, die im Straßenverkehr regelmäßig auftauchen: Kinder stehen hinter oder neben einem Lkw und sind damit nahezu unsichtbar für den Fahrzeugführer. So sehen die Viertklässler, wie viel Abstand sie halten müssen. Dies ist auch wichtig für die anstehende Fahrradprüfung.

Schülerinnen und Schüler sind erschrocken über falsche Vorstellungen

Schon seit mehr als zehn Jahren führt Jörg Zganiatz solche „Tote-Winkel-Aktionen“ durch. Diese liegen ihm auch besonders am Herzen: „Es müssen die Kleinsten geschützt werden. Hier sollen die Kinder die Gefahren kennenlernen, denn es gibt einfach zu viele Unfälle. Jeder ist einer zu viel.“ Gerade auf dem Fahrrad sollten die Kinder nicht neben einem Lkw stehenbleiben und dann merken, dass die Fahrer doch nicht überall hingucken können.

„Kinder denken immer, dass ein Lkw-Fahrer so hoch oben sitzt und alles sieht, dem ist aber nicht so. Hier sollen die Kinder ein Gespür für solche Situationen entwickeln“, so Zganiatz. Einige Schülerinnen und Schüler sind erschrocken, was für falsche Vorstellungen sie hatten: „Ich glaube, ich saß noch nie so weit oben in einem Müllauto in meinem Leben, und finde es erschreckend, dass man die anderen Kinder auf der Plane gar nicht gesehen hat. Man sitzt so hoch, aber sieht gar nichts. Da hätte ich ständig Angst, jemanden umzufahren“, erzählt Greta (10).

Bottroper Kinder mit neuem Blick auf den Straßenverkehr nach dem Aktionstag

Ihre Klassenkameradinnen manchen dieselbe Entdeckung: „Da habe ich vorher noch nie drüber nachgedacht, dass man nicht so viel in einem Lkw sieht. Unfälle finde ich auch ganz schlimm. Wenn man über die Straße rennt und ein Lkw kommt, könnte es schon zu spät sein!“, fügen Sophia und Clara (beide 9 Jahre alt), hinzu.

Neben vielen eindrucksvollen, anschaulichen und lebenswichtigen Erkenntnissen gibt es als nützliches Geschenk ein sogenanntes „Klatscharmband“ mit Reflektoren für den Arm und einen neongelben Überzug für den Fahrradhelm. So werden die Kinder besser gesehen – und nach dem Aktionstag sehen auch sie die Verkehrsteilnehmer mit anderen Augen.

Ausweitung auf andere Grundschulen

Bei der Stadt möchte man das Projekt zur Verkehrssicherheit gern auch auf andere Schulen ausweiten. „Wir hoffen, dass das Projekt bei den Kindern gut ankommt, damit wir die Aktion weiterverfolgen und auf andere Schulen im Stadtgebiet ausweiten können“, so Schuldezernentin Karen Alexius-Eifert.

Für das nächste Jahr habe man zudem geplant, solche Aktionen auch mit Kindergartenkindern zu machen, um auch dort das Thema Verkehrssicherheit zu verankern, so die Schuldezernentin weiter.