Bottrop. Das Hansa-Center in Bottrop wird nicht wie geplant entwickelt, der Investor ist pleite. Nun will die Stadt das „Heft in die Hand nehmen“.

Schon seit einigen Wochen rumort es rund um die Fakt AG, die vor drei Jahren das Hansa-Center in Bottrop gekauft hatte. Nun hat das Essener Unternehmen bereits am Mittwochnachmittag den Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler darüber informiert, dass es Insolvenz anmelden muss. Am Donnerstagnachmittag folgte die offizielle Bestätigung: Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Dr. Gregor Bräuer zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Fakt AG bestellt.

Die Stadt Bottrop will nun den maroden Bau am Berliner Platz selbst übernehmen und entwickeln lassen – völlig anders, als es die Fakt AG geplant hatte.

Möglich macht das die Sanierungssatzung, die im Zuge der Entwicklung des ehemaligen Einkaufscenters aufgesetzt wurde. Wenn der Investor seinen Sanierungsabsichten nicht nachkommen kann – was nun mit der Insolvenz der Fakt AG der Fall ist –, kann die Stadt ihr Vorkaufsrecht ziehen. „Wir wollen die Entwicklung selbst in die Hand nehmen“, sagte Bernd Tischler am Donnerstagnachmittag bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch. „Das klassische Einkaufszentrum wird es nicht mehr geben.“

Hansa-Center in Bottrop soll kein klassisches Einkaufszentrum werden

Nach Wochen der schwierigen Kommunikation mit der Fakt AG war die Stadt bereits zweigleisig gefahren und hatte Pläne geschmiedet, wie sie in die Entwicklung der Großimmobilie eingreifen kann. Kommuniziert wurde das nicht, auch um den Verkaufspreis nicht in die Höhe schnellen zu lassen. „Uns waren bislang die Hände gebunden, weil wir nicht Eigentümer sind“, sagte Herrmann Hirschfelder, Vorsitzender des Wirtschaftsförderungsausschusses und Fraktionsvorsitzender der CDU.

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Nun soll ein Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben werden. Zum daraus ermittelten Wert kann die Stadt das Hansa-Center kaufen – unabhängig von höheren Angeboten anderer Investoren. Bernd Tischler stellt klar: „Wir werden nicht mehr zusehen, dass das Hansa-Center weiter verkauft wird.“ Die Fakt AG war bereits die dritte Inhaberin seit der Schließung des Einkaufszentrums.

Aus Kreisen der Führungsebene der Fakt AG heißt es, man wolle zeitnah ins Gespräch mit den betroffenen Städten gehen. „Für die Stadt Bottrop geht es dann vielleicht doch gut aus.“

Tischler, Beicht und Hirschfelder wünschen sich eine hybride Nutzung mit Wohnflächen, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie. „Wir können das Hansa-Center auch komplett abreißen“, sagte Frank Beicht, Fraktionsgeschäftsführer der SPD und Vorsitzender des Planungsausschusses. „Diesen Baukörper wird es jedenfalls nicht mehr geben.“

„Das ist eine gute Entwicklung für die Stadt Bottrop“

Beicht betonte, dass dies eine gute Entwicklung für Bottrop sei. „Die Hängepartie ist zu Ende, wir haben nun die Chance, den Innenstadtkern nach unseren Vorstellungen umzugestalten.“ Und auch Bernd Tischler scheint positiv gestimmt: „Das ist endlich eine neue Chance.“

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Es soll nun ein Nutzungskonzept erstellt werden, finanziert durch Fördermittel des Bundes und Landes, die Baudezernent Klaus Müller beantragt. Über dieses muss anschließend der Stadtrat abstimmen. Für die Umsetzung will sich die Stadt das „Know-How“ privater Partner ins Boot holen.

Die Fakt AG wollte das Hansa-Center als Einkaufszentrum mit Gastronomie, Erlebnisflächen und einem Kino mit acht Sälen entwickeln. Hilton sollte ein Hotel eröffnen, dafür war die Baugenehmigung bereits erteilt. Die Stadt wolle, so Bernd Tischler, „weiter mit denen sprechen, die gesagt haben, dass sie ins Hansa-Center wollen“. Das klassische Einkaufszentrum, das habe sich gezeigt, sei aber nicht zukunftsweisend.

Fakt-AG-Gründer Hubert Schulte-Kemper gilt als Macher

Wenngleich das Hansa-Center und das ehemalige Karstadt-Gebäude gerne in einem Atemzug genannt wurden, als Handelsruinen, deren bessere Zeiten lange zurückliegen, deren Zukunft fragwürdig ist, genoss die Fakt AG doch einen gewissen Vertrauensvorsprung. Ist sie doch ein echtes Ruhrgebietsunternehmen, gegründet in Marl mit Sitz in Essen; ihr Gründer Hubert Schulte-Kemper, der kürzlich den Vorstand an seine Kinder abgab, gilt als Macher.

„Wenn es einer schafft, dann Hubert Schulte-Kemper“, sagte Hermann Hirschfelder und auch Frank Beicht war davon überzeugt, dass er „das stemmen wollte“. Nun geht die Fakt AG ins Insolvenzverfahren – und die Stadt Bottrop in die Planung eines neuen urbanen Zentrums.