Essen. In Herne und Bottrop wächst die Ungeduld, weil Immobilien-Projekte der Fakt AG stocken. Gründer Schulte-Kemper scheidet aus dem Vorstand aus.

Hubert Schulte-Kemper gilt als Macher. Seine Fakt AG hat in Essen Hochhäuser, in Herne eine ehemalige Bergbau-Fläche, in Duisburg ein Gemeindezentrum und in Bottrop ein ehemaliges Einkaufszentrum aufgekauft, um ihnen neues Leben einzuhauchen. Doch inzwischen ist die Aufbruchstimmung der Ernüchterung gewichen. Einige Projekte sind ins Stocken geraten. In den betroffenen Revierstädten geht nach Informationen unserer Redaktion die Sorge um, die Fakt AG könnte in finanziellen Schwierigkeiten stecken. „Unsere Geduld mit der Fakt AG hält nicht ewig“, sagte der Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler diese Woche im Planungsausschuss.

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Wie es wirklich um das Essener Unternehmen bestellt sein mag, ist unklar. Eine offizielle Mitteilung, die in dieser Woche verschickt wurde, lässt jedenfalls aufhorchen: Danach tritt Hubert Schulte-Kemper zum 31. Oktober als Vorstandsvorsitzender der Fakt AG ab und will im kommenden Jahr den Aufsichtsrat führen. Seine Nachfolge tritt seine Tochter Kirsten Schulte-Kemper an. Vom alten Vorstand soll allein der ehemalige Oberhausener Rechtsdezernent Dirk Buttler bleiben. Auch er war erst im Juli dieses Jahres zur Fakt AG gestoßen. Neu in das Führungsgremium berufen wurden die ehemaligen Eon-Manager Jörg Brauckmann und Christian Kollesch. Die Rede ist von einem „Sanierungsteam“, das die Fakt AG jetzt führe.

Auch der Marler Stern gehört der Fakt AG

Hubert Schulte-Kemper, Gründer der Fakt AG.
Hubert Schulte-Kemper, Gründer der Fakt AG. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zum Unternehmen gehören eine ganze Reihe von Gewerbe- und Wohnimmobilien – darunter das Einkaufszentrum Marler Stern, der Essener Ruhrturm, der Shamrockpark in Herne, die Event Kirche Duisburg und das Hansa Center in Bottrop. Den Business Park in Bochum, in dem früher der Dax-Konzern Vonovia saß, und den Essener Ruhr Tower, das frühere Thyssenhaus, hat die Fakt AG nach eigenen Angaben nach Sanierung bereits verkauft.

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Nach Informationen unserer Redaktion will das Unternehmen nun eine Vielzahl weiterer Immobilien verkaufen, um wieder Geld in die Kasse zu bekommen. Schulte-Kemper erklärte dazu im Gespräch mit unserer Redaktion, dass man den Shamrockpark, den Marler Stern sowie den Ruhrturm im Bestand halten wolle.

Bottrops OB Tischler verliert die Geduld

Unklar bleibt deshalb auch, wie es etwa in Bottrop mit dem Hansa Center weitergehen soll. Die leerstehende Immobilie mitten in der City gehört seit November 2019 der Fakt AG, die dort eine Shopping-Mall, ein Hotel und ein Kino plant. „Was wir angehen, setzen wir auch um“, betont Schulte-Kemper auf seiner Homepage. Die Stadt Bottrop wartet aber bis heute, dass es mit den Bauarbeiten losgeht. Zu einer Sitzung des Planungsausschusses am vergangenen Mittwoch erschienen die geladenen Vertreter der Fakt AG nicht. Oberbürgermeister Tischler verliert nach eigenen Angaben allmählich die Geduld. Nach Informationen unserer Zeitung erwägt die Stadt inzwischen, das Gebäude selbst zu erwerben und zu entwickeln.

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Auch Herne wartet auf die Fakt AG. 80 Prozent des 100.000 Quadratmeter großen Shamrockparks, in dem früher die Konzernzentrale der RAG residierte, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits umgebaut und vermietet. Die Realisierung etwa der Pläne für ein Hotel der Nobelkette Hilton mit 161 Zimmern steht aber noch aus. Schulte-Kemper betont, dass das Hilton-Projekt „mit Hochdruck“ voran getrieben werde. Aufgrund steigender Baukosten sei aber eine neue Kalkulation nötig.

Schulte-Kemper: Vom Banker zum Immobilienentwickler

Das Macher-Image des mittlerweile 76 Jahre alten Hubert Schulte-Kemper scheint angekratzt. Der einstige Chef der Essener Hypothekenbank galt schon in seinem ersten Berufsleben als Banker als schillernde Persönlichkeit, weil er zu riskanten Zinsgeschäften geneigt haben soll. Als die Commerzbank im Jahr 2007 die Essenhyp übernahm, war auch Schulte-Kempers Karriere beendet. Zwei Jahre später baute er mit Partnern ein Beratungsunternehmen, die heutige Fakt AG, auf.

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Der Mitteilung des Unternehmens zufolge will sich der knorrige Unternehmer künftig als Vorstandsvorsitzender „intensiv“ um die Agriculture AG mit großen Entwicklungsprojekten in Ungarn und Sachsen-Anhalt kümmern. Im Ruhrgebiet, so heißt es, wolle sich Schulte-Kemper verstärkt dem Wohnungsbau widmen.

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