Bottrop. An acht Stellen in Bottrop hat die Stadt Flächen voll schädlichen Stauden entdeckt. Weil Wegschneiden nicht hilft, hat sie einen anderen Plan.
Sie wuchern schnell und sie sind giftig für Menschen oder die Pflanzen in ihrer Umgebung: Die Herkulesstaude und der japanische Staudenknöterich hat der Fachbereich Umwelt und Grün auf acht Flächen in Kirchhellen, auf dem Eigen, in der Boy, im Fuhlenbrock und am Westfriedhof identifiziert. Auf mehr als 8000 Quadratmetern machen sie sich inzwischen breit, Tendenz stark steigend. Mit der Säge ist den Stauden nicht beizukommen. Deshalb hat die Stadt jetzt so etwas entwickelt wie einen Fünf-Jahres-Plan.
Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:
- Brauchtum: Bottroper Karnevalisten zieht es zum Feiern auf die Straße
- Elektronische Musik: „Antibody“ ist Erzieher und Musiker zugleich
- Veganer ist begeistert: „Ich habe das Kochen neu entdeckt“
- Verkehrswende: Bottrop schafft Verantwortlichen für den Radwege-Ausbau
Die Botaniker sprechen von „invasiven Neophyten“ und meinen damit: Die Pflanzen sind nicht von hier, aber sie machen sich hier rasch breit. Die Herkulesstaude, auch bekannt als Riesen-Bärenklau, stammt aus dem Kaukasus, und hat sich ihren schlechten Ruf schon über Jahrzehnte verdient: Mit Hilfe von Sonnenstrahlen kann der Milchsaft schwere Hautschäden anrichten.
Und sie kann sich im Wortsinn in Windeseile verbreiten: Wind und Wasser tragen die rund 20.000 Samen weiter, die eine Pflanze im Durchschnitt pro Jahr produziert. Wo die Samen landen, können sie eine Samenbank bilden, die jahrelang keimfähig bleibt.
Knöterich bremst Konkurrenz mit der chemischen Keule
Eine andere Vermehrungsstrategie verfolgt der japanische Staudenknöterich, der inzwischen zu einer „annähernd global verbreiteten Problemart“ geworden ist, sagt der städtische Umweltplaner Manuel Görke. Sie breitet sich unterirdisch mit einer Kriechsprosse und einem Wurzelstock bis zu einem Meter im Jahr weiter aus. Außerdem bremst die Staude heimische Pflanzenkonkurrenz mit einer selbst produzierten chemischen Keule aus. Von Kräuterkundlern wird er allerdings inzwischen als „Ruhr-Rhabarber“ und als Entzündungshemmer und Blutdrucksenker geschätzt.
„Für beide Pflanzen gilt: Einmal wegschneiden reicht nicht“, fasst Görke die Erfahrungen mit den beiden Staudenarten zusammen. Selbst wenn die Stadt mit dem Bagger anrücken und den Staudenknöterich mit Stumpf und Stiel auskoffern würde, reicht ein übersehenes Wurzelstück aus, um die teure Aktion nutzlos zu machen. Und der Riesenbärenklau bildet nach jedem Rückschnitt neue Blütendolden.
Die neue Strategie der Stadt heißt deshalb: Ausbreitung verhindern und den Bestand über mehrere Jahre ausrotten. „Kontinuierliche Schwächung“ nennt Görke das. Der Riesen-Bärenklau muss über Jahre an der Blütenbildung behindert werden, bis die Pflanze „endgültig abstirbt und die Samenbank nicht mehr keimfähig ist“.
„Für die Bekämpfung dieser Stauden werden wir einen langen Atem brauchen“
Das funktioniert auf den 7700 Quadratmetern, die inzwischen vom Staudenknöterich besiedelt sind, nur noch bedingt. Görke: „Um so entscheidender ist es, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.“ Regelmäßiger Rückschnitt in einem frühen Entwicklungsstadium soll dabei helfen. Görke: „Für die Bekämpfung dieser Stauden werden wir einen langen Atem brauchen.“
Auch interessant
Ein Exempel statuieren will der Fachbereich im Wortsinn am Alten Postweg an den Postwegmooren. Hier fällt der wuchernde Knöterich auch Naherholungssuchenden ins Auge. Hier kann Görke sich vorstellen, gleichsam öffentlich die Menschen über das Problem und seine Bekämpfung etwa mit Hinweistafeln zu informieren. Der Regionalverband Ruhr (RVR) als Besitzer der Flächen findet das gut. Geld zur Verfügung stellen soll unter anderem die Bezirksvertretung fünf Jahre lang aus ihren Haushaltsmitteln. Die Idee hinter der Anfrage, mit der sich die Bezirksvertreter in der nächsten Sitzung befassen werden: „So kann in diesem bei Kirchhellenern bekannten und zur Erholung regelmäßig frequentierten Gebiet die Durchführung dieser Maßnahme langfristig abgesichert werden.“
Für die anderen befallenen Gebiete will der Fachbereich im Winter die Bekämpfungsmaßnahmen ausschreiben. Die Auftragnehmer bekommen einen Anforderungskatalog an die Hand, den sie zwingend abarbeiten müssen. Für dass kommende Jahr will der Fachbereich dafür 125.000 Euro ausgeben, in den Folgejahren jeweils 50.000 Euro.