Bottrop. Die Karnevalisten stehen in den Startlöchern, freuen sich auf Session und Straßenkarneval. Warum der Blick zurück sie immer noch wütend macht.
Endlich wieder Karneval – die Erleichterung ist Frank Feser, dem Präsidenten des Festkomitees anzusehen. „Wir wollen zeigen, dass der Karneval noch lebt“, so sein Ziel für die nun startende Session. Denn hinter den Karnevalisten liegen wahrlich keine einfachen Zeiten. Und beim Blick zurück wird Frank Feser wirklich sauer. „Wir mussten ja freiwillig absagen“, so bringt er die Situation in der vergangenen Session auf den Punkt. Auf Druck der Landesregierung sei der Karneval zurückgerudert, die Vereine hätten alle Veranstaltungen abgesagt und auch die Rosenmontagszüge fielen aus.
Dabei habe die Landesregierung damals gerade mal mit zwei Verbänden gesprochen. „Die standen überhaupt nicht für die Mehrheit“, ärgert sich Bottrops Festkomiteepräsident. Der Bund Ruhrkarneval etwa habe gar nicht absagen wollen, bekräftigt Feser. Doch dann wurde die vermeintliche Einigung schon verkündet und so habe man dann absagen müssen.
Bottroper Karnevalisten spüren Folge der Absagen der vergangenen Jahre
Die Folgen davon spürten einige Vereine noch heute, sagt auch Fesers Stellvertreterin Claudia Adams. So seien manche Vereine in eine finanzielle Schieflage geraten. Der Grund: Weil sie ihre Veranstaltungen abgesagt haben, mussten sie die Künstler bezahlen. Die zugesagten Bundes- und Landeshilfen seien teils erst sehr spät gezahlt worden, die Anträge seien kompliziert gewesen und am Ende seien doch nicht hundert Prozent der Kosten abgedeckt gewesen, schimpft Feser. Die Folge: Nach diesen Erfahrungen werde er die Veranstaltungen nicht noch einmal freiwillig absagen.
Am 11.11. beginnt die Session in Bottrop und die Narren setzen hier vor Ort ganz auf Tradition, nach Experimenten steht ihnen nicht der Sinn. Dafür fehlen die Ressourcen. Es sei vor allem wichtig, den Karneval wieder auf die Straße zu bringen, sagt Claudia Adams. Denn die Corona-Jahre hätten auch sonst Spuren hinterlassen. Gardetänzerinnen etwa, die aufgehört haben, weil man sich nicht treffen und nicht trainieren konnte. Und auch sonst fehle es den Vereinen an Nachwuchs, sagt Feser. Umso wichtiger sei es, dass endlich wieder gefeiert wird.
Festkomitee ist glücklich, dass es ein Stadtprinzenpaar für Bottrop gibt
Glücklich sind sie beim Festkomitee, dass es ein Prinzenpaar gibt. Dirk IV (Schulzke) und Christina I. (Wienforth) von der KG 13 herrschen über die Bottroper Narren. Nachdem das Geheimnis um die Namen in der vergangenen Woche gelüftet wurde, steht am Samstag, 12. November, die offizielle Prinzenproklamation in der Aula Welheim an. Dann darf das Paar auch erstmals im Ornat auftreten.
Am 11. 11. dürfen die Vorgänger noch einmal ran. Kristina I. darf den Hoppeditz wachküssen. Die Veranstaltung findet diesmal auf dem Pferdemarkt statt, da auf dem Berliner Platz schon die Eisbahn für den Weihnachtsmarkt aufgebaut wird. Das Programm auf der Bühne mit den Garden der Bottroper Vereine beginnt um 16.15 Uhr, ab 16.45 Uhr ziehen die Karnevalisten vom Hürter los zum Pferdemarkt, wo dann der Hoppeditz erwacht. Es sei einfach toll, wieder gesellig beisammen zu sein und zu feiern, freut sich Claudia Adams. Und wichtig sei eben auch, dass die Garden wieder auftreten können und den Applaus erhalten.
„Karneval mit Herz und Verstand ohne großes Budget“
Und bei allen Problemen, die der ein oder andere Karnevalsverein habe, planten alle auch ihre eigenen Aktionen und Sitzungen, freut sich Feser über Abwechslung und Vielfalt im Bottroper Karneval. Der Festkomitee-Präsident spricht von „Karneval mit Herz und Verstand ohne großes Budget“. Dafür seien die Bottroper Vereine eben kreativ. Einzig die KG Stellkeswägg habe schon angekündigt, in diesem Jahr keine Sitzung zu veranstalten.
Einen weiteren Wermutstropfen gibt es dann doch: Bisher gibt es kein Kinderprinzenpaar. Eigentlich hatte man sich schon auf ein Paar geeinigt, doch da habe der Verein dann kurzfristig zurückgezogen. So schnell habe man dann keinen Ersatz gefunden, erklärt Claudia Adams. Aber das könne sich noch ändern. Denn ein bisschen Zeit bleibt ja noch, um vielleicht doch ein Kinderprinzenpaar für diese Session zu finden.
Rosenmontagszug als Höhepunkt der Session ist fest eingeplant
Das soll dann auch selbstverständlich den Höhepunkt der Session genießen können – den Rosenmontagszug. Das Festkomitee rechnet in dieser Session fest mit dem Rosenmontagszug. Am 20. Februar 2023 sollen die Närrinnen und Narren dann wieder auf der Straße feiern können. Die Jecken hoffen, dass die Bottroperinnen und Bottroper auch wieder die Zugstrecke säumen und man gemeinsam feiern kann.
Gleichzeitig hoffen Frank Feser und Claudia Adams auch, dass die Menschen die Veranstaltungen annehmen und auch den Karneval im Saal besuchen. Neben Corona-Ängsten sieht die stellvertretende Festkomitee-Vorsitzende ein zweites Problem auf die Vereine zukommen. Es sei die Frage, ob die Menschen sich den Eintritt für eine Sitzung leisten können oder wollen.
Personalwechsel beim Festkomitee
Claudia Adams übt ihr Amt als stellvertretende Vorsitzende des Festkomitees nur noch kommissarisch aus. Auf der jüngsten Sitzung habe sie nicht noch einmal kandidiert, erklärt sie. Seit 2014 hat sie sich im Vorstand des Festkomitees engagiert.
Nun wolle sie sich ganz auf ihr Amt als Vorsitzende des Tanzsportvereins Bottrop konzentrieren. Der Verein wachse auch und sei außerdem eng mit dem Karneval verbunden. Dem Karneval bleibt sie außerdem verbunden als Präsidiumsmitglied beim Bund Ruhr-Karneval.
Beim Festkomitee ist man aber optimistisch, einen Nachfolger für Claudia Adams zu finden. Es gebe einen Interessenten, der jetzt auch schon eingearbeitet werden und dann bei der nächsten Wahl wohl kandidiere, freuen sich Claudia Adams und Frank Feser.