Bottrop-Kirchhellen. Neben der Ausbildung zum Erzieher produziert Jan Laustroer unter dem Namen „Antibody“ elektronische Musik. Jetzt legt er auch im Ausland auf.
Der Tag ist gut strukturiert: Morgens geht es in den Kindergarten, nach Feierabend wird Musik gemacht. Klingt bis hierhin wie ein vielverbreitetes Hobby - gewöhnlich ist die Musikrichtung aber nicht. Jan Laustroer (21) aus Kirchhellen produziert seit Jahren unter seinem Alias „Antibody“ Industrial und Gothic Musik. Hauptberuflich absolviert er seine Ausbildung als Erzieher, befindet sich momentan im zweiten Lehrjahr. Schon früh entdeckt er die Leidenschaft für Bass und elektronische Musik. Mittlerweile spielt er seine Songs im Ausland und begeistert selbst eingefleischte Fans aus der Szene.
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Mit gerade mal zwölf Jahren besucht er erste Konzerte und Veranstaltungen der eher düsteren Musikrichtung. Ihn schreckt das nicht ab, im Gegenteil: Zuhören alleine reicht Jan nicht. Er möchte selber kreativ werden und sammelt erste Erfahrungen mit dem Musikprogramm „Fruity Loops“.
Erste Erfahrungen in Leipzig
Leicht ist es allerdings nicht: „Die Anfänge klangen nicht so gut und ich habe mir alles selber beigebracht. Trotzdem lernt man nie aus und übt immer weiter“, sagt Jan. Im Jahr 2018 startet er ein Nebenprojekt und spielt unter dem Namen „gen-zx“ sein erstes Konzert in Leipzig. Damals war er eher noch im Hintergrund zu sehen, ein Sänger begleitete ihn auf der Bühne. Doch das war nur der Anfang: Von Leipzig ging es nach Kassel, Frankfurt und Rüsselsheim. Am Ende bringt er unter diesem Namen ein Album und einen Tonträger heraus.
Über die sozialen Medien gelingt es Jan 2016, Kontakt zu einem Labelchef zu bekommen: Der neue Künstlername „Antibody“ ist geboren und mit ihm die große Chance, eigene Songs auf einer großen Bühne zu spielen. Die Demo begeistert den Verlag und Jan Laustroer wird unter Vertrag genommen. Bis dato veröffentlicht Jan zwei Alben und mehrere Singles. Durch die gesammelte Erfahrung möchte er einen Schritt weiter gehen: Auf einer Bühne seine eigenen Kreationen spielen. Wie groß die Bühne allerdings wird, weiß er zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Kinder interessieren sich für die Musik
Die Ausbildung zum Erzieher macht Jan sehr viel Spaß, er genießt die Zeit mit den Kindern. Neugierig stellen sie viele Fragen, was er da eigentlich vor seinem PC Zuhause mache. Die Antwort ist einfach: Musik, antwortet er. Auch wenn den Kindern die Musik nicht zusagt, profitieren sie von Jans musikalischen Kenntnissen: „Ab und zu kann ich Angebote in dem Bereich machen und den Kindern Musik näher bringen.“
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Ende 2020 kommt die Nachricht, die Jan Laustroers Leben verändert: Der Veranstalter des „Resistanz Festival“ in Sheffield, England, schreibt auf Facebook, dass er dem jungen Künstler sein Debüt auf einer großen Bühne ermöglichen möchte. Ohne Gage, aber dafür macht er Erfahrungen, die er ein Leben lang nicht vergessen wird. Idole, die er sonst nur hinter dem Pult gesehen hat, loben ihn für seinen Auftritt. Das Grinsen bekommt er so schnell nicht mehr aus seinem Gesicht.
Debüt auf Festival begeistert Veranstalter und Zuschauer
„Es ist ungewöhnlich, auf so einem großen Festival sein Debüt zu haben. Es war eine großartige Erfahrung und ich war erstmal baff, als ich es gelesen habe. Davon habe ich immer geträumt und das Festival hat in der Szene quasi Legendenstatus“, so Laustroer. Er muss nicht lange überlegen und bucht sofort seinen ersten Trip nach England. Auch außerhalb von England und Europa werden seine Lieder gespielt: Kooperationen hatte Jan bereits mit Künstlern wie „Dym“ aus Amerika oder „Avarice in Audio“ aus Australien.
Nicht nur für den Produzenten und Musiker ist das Festival ein voller Erfolg: Die Zuschauer sind begeistert und nehmen seine Musik sofort an. Die Halle ist voll und zum ersten Mal in der Geschichte bucht der Veranstalter den zwei Jahre hintereinander: Antibody darf 2023 wieder die Reise in das Vereinigte Königreich antreten.
Nächster Halt: Helsinki
Durch den Aufritt hat sich mehr als eine Tür für den Bottroper geöffnet: Bald steht der erste Auftritt in Helsinki an, danach geht es nach Mannheim und Hannover. Ruhiger wird es definitiv nicht, im nächsten Jahr soll das neue Album erscheinen. Und die Ausbildung? „Das bekomme ich alles gut unter den Hut“, verrät Jan.
Sein Hobby zum Beruf zu machen, möchte Jan aber nicht: „Das ist unrealistisch, dafür ist die Szene viel zu klein und ich möchte weiter mein Ding durchziehen und keine Mainstream Musik machen.“ Träumen tut er dennoch: Auftritte in den Vereinigten Staaten oder Australien stehen ganz oben auf seiner Wunschliste.