Bottrop. . Anfang 2016 stockte die Stadt um das Dreifache auf. Acht weitere Flächen wurden ausgewiesen. Dort sind weder Gebäude noch Verkaufsstände erlaubt.
Bauen ist untersagt, die Naturschutzgebiete dürfen nicht für freizeitliche Zwecke genutzt werden. Es dürfen keine Verkaufsstände aufgebaut werden. Grundsätzlich gilt: Pflanzen und Tiere sind in ihrer Umgebung zu schützen.
Seit Anfang des Jahres gelten mehr als 15 Prozent der Bottroper Stadtfläche als besonders schützenswert. Das ist ein größerer Anteil, als von Land und Bund vorgeschrieben wird. Insgesamt sind mehr als 1500 Hektar des Stadtgebiets als schützenswerte Fläche bzw. Naturschutzgebiet ausgewiesen, was einer Gesamtfläche von rund 3000 Fußballfeldern entspricht.
Wir stellen vier Bottroper Naturschutzgebiete vor. Bei allen handelt es sich um so genannte FFH-Schutzgebiete. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat und stellt eine europaweit bedeutsame Form dar, um Natur zu bewahren.
Kirchheller Heide / Hiesfelder Wald
Kirchhellen, 172 Hektar: Zum Naturschutzgebiet der Kirchheller Heide gehören Teile des Schwarzbachs und dessen angrenzende Waldflächen, des Rotbaches sowie die Bereiche Kletterpoth und Heidhofsee.
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In den beiden Bächen fühlt sich das Bachneunauge, ein geschützter wurmartiger Fisch, besonders wohl. Außerdem wachsen dort Eichen, Birken, Erlen und verschiedene Heidepflanzen sowie kleinere Gebüsche. Problematisch ist in der Heide, dass im Erholungsgebiet Heidhof viele Menschen unterwegs sind, die die Natur in ihrer Ruhe stören– so sagt es zumindest ein Bericht des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.
Heidesee
Grafenwald, 54 Hektar: Der Heidesee, bekanntes und beliebtes Ausflugsziel über die Stadtgrenzen hinaus, entstand aus einer Kiesabgrabungsfläche. Das FFH-Naturschutzgebiet umfasst neben dem Heidesee an sich die vier Inseln auf dem See sowie dessen Uferzonen und umliegende kleine Gewässer sowie einen angrenzenden Birkenwald. Landesweit hat der Heidesee in Fachkreisen große Bedeutung durch seine vielseitige Unterwasserpflanzenvegetation erlangt. Um den Naturschutz am Heidesee zu fördern, ist das Baden im See bereits seit einigen Jahren verboten. Außerdem gibt es dort fest installierte Wanderwege.
Köllnischer Wald
Zwischen Bottrop und Kirchhellen, 187 Hektar: Zum FFH-Naturschutzgebiet Köllnischer Wald gehört das Waldgebiet, das sich nördlich der B 223 befindet. Hier ist es ein bisschen hügeliger und der Spechtsbach zieht sich durch den Wald, dessen Altbestände inzwischen über 150 Jahre alt sind. Im Norden des Naturschutzgebiets liegt die Schöttelheide, eine Halde, die nach wie vor aufgeschüttet wird.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW wünscht, dass das Waldgebiet in Zukunft weiter so naturnah bewirtschaftet wird wie heute. Allerdings sollte der mit Bauschutt befüllte Bombentrichter dringend gesäubert werden.
Postwegmoore
Kirchhellen, 40 Hektar: Die Postwegmoore sind Überbleibsel der ursprünglichen Moor- und Dünenlandschaft der Region. Sie befinden sich nördlich der Schwarzen Heide an der Grenze zu Dorsten. Durch Abgrabungen in den vergangenen Jahrzehnten wurde hier der Tillessensee geschaffen. Um den See herum entsteht ein so genannter Bruchwald – ein Wald in sumpfigem und nassem Boden. In den Postwegmooren wachsen hauptsächlich Birken und Eichen und auf dem sandigen Boden vermehrt Brombeer- oder Holunderbüsche. Die Postwegmoore sind in ihrer Lebensraumkombination aus Moor- und Dünenlandschaft äußerst selten und werden deswegen NRW-weit mit besonderem Interesse beobachtet.
Weitere neun Natur- und zusätzliche 17 Landschaftsschutzgebiete hat die Stadt Bottrop seit Beginn dieses Jahres zu bieten. Ein weiterer Schritt, um das Artensterben aufzuhalten. Denn das Bottrop eine facettenreiche Flora und Fauna hat, kann jeder bei einem Spaziergang durch die Natur erleben.
Sie stecken viele freie Zeit in die Arbeit für den Naturschutz
Tiere üben auf Menschen eine große Faszination aus. Jeder entscheidet individuell, welche Art ihn am meisten beeindruckt. Für Marianne (70) und Manfred (72) Busse sind alle Vögel wertvoll und nicht nur diejenigen, die besonders hübsch und auffällig aussehen.
Mit Leidenschaft dabei
Deswegen investieren die beiden schon seit 15 Jahren Hunderte Stunden in die ehrenamtliche Arbeit für den Naturschutzbund – ganz ohne sich profilieren zu wollen. Ihnen macht es eine große Freude, der Natur, die ihnen eine solche Vielfalt schenkt, etwas zurückzugeben. „Die Naturverbundenheit war schon immer da“, schwärmt Marianne Busse rückblickend. Das Ehepaar beobachtet Pflanzen- und Tierbestand und leitet die von ihnen gesammelten Informationen beispielsweise an die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet weiter.
Diese Aufgabe ist sehr wichtig, denn aktuelle Daten sind essenziell für geplante Schutzmaßnahmen. Außerdem ist sie zeitintensiv und kann so nur mit der nötigen Leidenschaft erledigt werden. Eigentlich sind Marianne und Manfred Laien, was sie jedoch nicht davon abgehalten hat, autodidaktisch eine Fülle von Kenntnissen anzusammeln. Auch ältere NABU-Mitglieder haben ihnen ihr Wissen weitergegeben. „Bei vielen Führungen durch Naturschutzgebiete wurde uns alles fachkundig erklärt. Genau dieses Gemeinschaftsgefühl ist auch so schön an der Tätigkeit“, erzählt Manfred Busse freudig.
Vogelschutz statt Fußball
Ihre Gewissenhaftigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass zum Beispiel der Fund eines seltenen Ziegenmelkers, den sie fernab vom Tumult während eines WM-Spiels gesichtet haben, nun im Atlas der Brutvögel des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft vermerkt ist. 90 Brutvogelarten haben sie bisher in Bottrop gezählt und wollen noch die 100 knacken. Es wird schnell klar, mit welchem Ehrgeiz sie dieses Ziel verfolgen. „Gerade im Winter, wenn das Bett schön warm ist, quält man sich oft morgens aus dem Bett und findet nichts“, sagt Marianne niedergeschlagen, bevor ihre Augen anfangen zu leuchten: „Aber wenn man etwas findet, dann rast das Herz.“
Auch wenn man Rückschläge einstecken muss, zahlt sich die Arbeit aus. Wie bei den neuen Kiebitz-Schutzgebieten, bei denen einige Landwirte bis zum 20. Mai mit dem Umpflügen ihrer Felder warten, bis die Jungen stark genug sind. Erfolge wie diese sind auch auf Anwohner wie Sabine Vogelsang zurückzuführen, die sich in Kontakt mit der Unteren Landschaftsbehörde gesetzt hat. „Das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, sich für etwas starkzumachen“, findet Manfred Busse. Lucas Schepers