Bottrop. Die Feuerwehr legt einen neuen Brandschutzbedarfsplan vor. Daraus geht hervor, dass die Kosten für die Feuerwehr steigen werden. Daran liegt es.
Die Bottroper Feuerwehr hat den Brandschutzbedarfsplan fortgeschrieben. Darin sind zahlreiche Maßnahmen aufgeführt, die nötig sind, um den Brandschutz in Bottrop sicherzustellen. Insgesamt benennt die Feuerwehr 18 Maßnahmen, die umgesetzt werden müssen. Einige davon sind mit erheblichen Kosten verbunden.
Worauf die Feuerwehr nun drängt, ist die grüne Welle für Einsatzfahrten, insbesondere, wenn die Retter in den Südosten der Stadt unterwegs sind. Derzeit verlieren sie wertvolle Sekunden an den Kreuzungen der Hauptverkehrsstraßen. Dort staut sich oft der Verkehr zurück, kann nicht richtig abfließen und es dauert, bis die Rettungsgassen so weit gebildet sind, dass die Feuerwehr durchkommt. Aus dem Grund hat die Feuerwehr insgesamt 39 Ampeln im Stadtgebiet in den Blick genommen, die beim Eintreffen der Einsatzwagen auf Grün umspringen sollten.
System, das die Vestische für Busse einsetzt, ist für Feuerwehr nicht geeignet
Das Problem: Es gibt ein System, das die Busse bevorzugt. Das lässt sich jedoch nicht auf die Feuerwehr anwenden. Denn die Busse erhalten nicht unbedingt automatisch Grün. Sie senden ein Signal an einen Empfänger an der Ampelanlage, dort wird dann die Umlaufzeit beeinflusst. Das bedeutet, eine mögliche Grünphase wird verlängert oder eine Rotphase verkürzt. Doch es ist nicht gesagt, dass der Bus tatsächlich ohne anzuhalten durchfahren kann. Doch genau das ist für die Feuerwehr wichtig.
Dort favorisiert man nun ein GPS-basiertes System, angedockt am Leitrechner, der für die Ampelsteuerung in ganz Bottrop verantwortlich ist. Das System erkennt das Anfahren von Einsatzfahrzeugen und schaltet rechtzeitig auf Grün, um den Verkehr abfließen zu lassen und der Feuerwehr die freie Fahrt zu ermöglichen. Dafür müssten sämtliche Einsatzwagen der Berufsfeuerwehr mit entsprechenden Sendern versehen werden.
Feuerwehr Bottrop muss zusätzliche Stellen schaffen
Bereits 2016 hatte die Feuerwehr diese Maßnahme in den Brandschutzbedarfsplan aufgenommen. Damals konnte man sie jedoch noch einmal zurückstellen, weil sich die Anfahrtszeiten verbessert hatten. Nun also der erneute Anlauf, auch mit Blick auf den Neubau der Feuerwache.Denn dadurch rückt die Feuerwehr einige Meter gen Norden im Stadtgebiet. Bei Einsatzfahrten in den Süden oder Südosten mache das schon wichtige Sekunden aus, so Feuerwehrchef Kim Heimann. Was das kosten wird, vermag er noch nicht zu sagen. „2019 hatten wir ein Angebot über rund 200.000 Euro.“
Auch an anderer Stelle wird die Stadt für den Brandschutz ins Portemonnaie greifen müssen. So muss die Feuerwehr personell verstärkt werden. Um den Löschzug künftig zu verstärken, damit Sonderfahrzeuge besetzt werden können, braucht die Feuerwehr eine zusätzliche Funktion – so heißt es. Nun ist aber eine Funktion nicht gleich eine Stelle, erläutert Heimann mit Blick auf die 24-Stunden-Schichten an 365 Tagen im Jahr. Derzeit bedeute eine Funktion 5,19 Stellen – verbunden mit entsprechenden Personalkosten. Hier kombiniert die Feuerwehr die Funktion, so dass der Kollege, wenn er nicht ausrücken muss, in der Leitstelle eingesetzt werden kann, da auch dort Bedarf besteht.
Bottroper Feuerwehr braucht eine dritte Drehleiter als Reserve für Ausfallzeiten
Ebenfalls mit Kosten verbunden ist die Anschaffung einer dritten Drehleiter. Bisher gibt es in Bottrop zwei dieser Spezialfahrzeuge – je eines in Bottrop und in Kirchhellen. Fällt die Drehleiter in Bottrop aus – wegen Defekten oder aus Wartungsgründen – wird die Kirchhellener Leiter in der Feuerwache 1 stationiert. Zwischen Januar 2020 und September 2021 sei das an mehr als 100 Tagen vorgekommen, sagt Kim Heimann.
Ein Grund sei die immer komplexere Technik. „Diese Technologie bedeutet im Gegenzug aber, dass Reparaturen zum großen Teil nur durch Fachwerkstätten ausgeführt werden können. So kommt es auch bei kleineren Problemen schnell zu einer mehrtägigen bis mehrwöchigen Ausfallzeit“, so heißt es in der Begründung in der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans. Zudem steige – etwa durch den Ausbau von Dachgeschossen – die Zahl der Gebäude in der Stadt, bei der die Drehleiter als zweiter Rettungsweg gebraucht werde.
Stärker auf die Fitness bei neuen freiwilligen Kräften achten
Außerdem befasst sich der Brandschutzbedarfsplan auch mit der Freiwilligen Feuerwehr. Die spielt für den Brandschutz in Bottrop eine wichtige Rolle, doch gerade tagsüber sei es immer schwieriger, genügend Kräfte für Einsätze zusammenzubekommen. Aus dem Grund geht die Feuerwehr nun dazu über, nicht mehr immer nur eine, sondern zwei Freiwillige Wehren zu alarmieren. So könne die Einsatzstärke am Einsatzort sichergestellt werden.
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Doch auch bei der Tauglichkeit der Freiwilligen Kräfte will man künftig genauer hinschauen. Neue Kräfte müssen zwingend die nötige Fitness mitbringen für den Einsatz unter Atemschutz. Dazu werden sie künftig vorher untersucht. Heimann fürchtet nicht, dass demnächst zu wenige Kräfte zur Verfügung stehen. Im Gegenteil, man sehe es als Ansporn für diejenigen, die zur Feuerwehr wollten und die Fitness vielleicht noch nicht mitbrächten. Sie könnten dann entsprechend daran arbeiten.
Investitionen in Bottroper Feuerwachen
Zwar hat der Rat den Bau einer neuen Feuerwache beschlossen, doch bevor es damit losgeht, muss noch ins aktuelle Gebäude investiert werden. Der erste Beigeordnete Paul Ketzer drückt es so aus. „Auch wenn wir eine neue Wache bauen, heißt es nicht, dass in den bisherigen Standort nicht mehr investiert werden muss. Im Gegenteil, hier muss bis zum letzten Tag Geld in die Hand genommen werden.“
Aktuell muss die Desinfektion für die Rettungswagen erweitert werden. Zusätzlich müssen weitere Fahrzeughallen gebaut werden, um Fahrzeuge für den Katastrophenschutz, die das Land anschafft und der Stadt zur Verfügung stellt, gebaut werden. Dafür sei auf dem Gelände an der Hans-Sachs-Straße noch Platz, stellen Paul Ketzer und auch Feuerwehrchef Kim Heimann klar.
Neuer Standort für die Freiwillige Feuerwehr Bottrop-Eigen gesucht
Doch nicht nur an der Feuerwache 1 muss investiert werden. Auch an einigen Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehren ist der Bedarf groß. Ganz oben auf der Liste steht da die Ortswehr Eigen. Die ist bisher am Schlangenholt stationiert, quasi auf dem Hof der Paulschule. Das Gebäude ist alt, zu klein und auch die Verbindung von Feuerwehr und Schule ist nicht immer einfach. Aktuell suche man nach einem Standort, um ein neues Gerätehaus für den Eigen zu bauen.
Zudem steht die Frage an, wie es mit der Ortswehr Altstadt weitergeht. Deren Gerätehaus steht auf dem Gelände der Feuerwache an der Hans-Sachs-Straße. Wird die Freiwillige Feuerwehr mit umziehen? Bleibt sie an dem Standort und kann man dann, nach dem Wegzug der Berufsfeuerwehr, das Gelände noch gut vermarkten? Das sind Fragen, die in der nächsten Zeit auch geklärt werden müssen, so Ketzer und Heimann.
Weiterhin steht auch eine Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses in Feldhausen an.