Bottrop-Kirchhellen. Randalierende Jugendliche haben in Kirchhellen in den letzten Wochen immer wieder für Beschwerden gesorgt. Jetzt wurde Bäcker Kläsener zum Opfer
Unbekannte haben am frühen Sonntagmorgen die Außengastronomie des „Café Auszeit“ von Kläsener am Johann-Breuker-Platz verwüstet. Zwei Stühle und zwei Stoff-Sonnenschirme sind verbrannt, weitere Möbel wurden beschädigt. „Damit ist die Freiluftsaison für uns beendet“, sagt Bäckermeister Markus Kläsener. Er geht davon aus, dass für die Brandstiftung Jugendliche verantwortlich sind, die sich Samstagnacht in der Dorfmitte zum gemeinsamen Trinken treffen.
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„Wir beobachten schon seit Monaten, dass Jugendliche Samstagnacht unsere Außengastronomie für ihre Treffen nutzen“, berichtet Kläsener. „Deshalb haben wir unsere Tische und Stühle schon gar nicht mehr festgebunden. Wenn wir die jungen Leute antreffen, sagen wir ihnen, dass sie sich benehmen und ihren Müll bitte mitnehmen sollen. Aber das hier ist eine neue Qualität.“
In der Tat: Die Tische, Stühle und Sonnenschirme sind erkennbar nicht mit einem Feuerzeug angezündet worden. „Das hatten wir vor ein paar Wochen schon mal“, berichtet Kläsener. „Da haben sie zwei Stühle und einen Tisch angekokelt.“ Diesmal allerdings müsse ein Brandbeschleuniger im Spiel gewesen sein.
Bezirkspolitiker forderten schon im März Maßnahmen
Schon im März waren die Samstagabend-Treffen von Jugendgruppen in der Dorfmitte ein Thema für die Bezirkspolitiker gewesen. Im Frühjahr waren rund um die kleine Spielfläche am Durchgang zur Oberhofstraße Müll und Scherben ein Stein des Anstoßes gewesen.
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Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder hatte deshalb schon ein Eingreifen des Kommunalen Ordnungsdienstes gefordert: „Wenn es da doch regelmäßig so aussieht, gibt es doch sicherlich einen Ordnungsdienst, der auch einmal durch Kirchhellen fährt“, sagte Schnieder. Die Sitzecke sei als Treffpunkt einer Gruppe von bis zu 15 Jugendlichen bekannt. Er hatte angeregt, das Team vom Jugendzentrum an der Hackfurthstraße solle die Jugendlichen ansprechen und einladen. Außerdem haben im August Stadt, die Stiftung Heilige Familie Grafenwald und der Verein Philipp Neri die Streetworkerin Silke Margowski vorgestellt, die in Kirchhellen aufsuchende Jugendarbeit betreiben soll.
Auch der Polizei ist bekannt, dass sich in Kirchhellen in den letzten Jahren Samstagabend-Treffs für Jugendliche entwickelt haben. Im Frühjahr 2021 hat die Polizei mit hohem Kontrollaufwand verhindert, dass sich etwa am Antoniuspark oder am Parkplatz an der Schulze-Delitzsch-Straße Treffpunkte für illegales Autotuning entwickeln. Dort ist die Polizei sofort mit Streifen und Kontrollen hineingegrätscht: „Unsere Maßnahmen dort haben gut funktioniert“, sagt Polizeisprecher Lesch im Rückblick.
Bäcker Kläsener: „Polizei fährt hier schon viel Streife“
Auch die Treffpunkte der Jugendlichen am Samstagabend hat die Polizei bei ihren regelmäßigen Kontrollfahrten in der Dorfmitte im Blick. „Die fahren hier schon viel Streife“, sagt Kläsener. Er hat aber auch bemerkt: „Dann verdrücken sich die Jugendlichen, bis die Luft wieder rein ist, und machen weiter.“ Erst Freitagnacht habe es wieder eine Spontanparty vor Kläsener gegeben. Beim Wegräumen des Mülls hätten die Mitarbeiter entdeckt: „Da war sogar ein Tütchen Gras dabei.“
Nach der Brandstiftung werden Kläseners nun die Außengastronomie auf dem Johann-Breuker-Platz abräumen, obwohl sie ihren Kunden gern noch Sonnenstunden dort gegönnt hätten angesichts der angekündigten goldenen Oktobertage. Kläsener: „Und was nächstes Frühjahr angeht, müssen wir mal sehen.“