Bottrop. Ein neues Wohnquartier soll am Rand der Bottroper Innenstadt entstehen. Dafür werden Zechenhäuser abgerissen. So sehen die Planungen aus.

Ein neues Wohnviertel mit mehr als dreißig Reihenhäusern ist am östlichen Rand der Bottroper Innenstadt vorgesehen. Die Verwaltung hat der Bezirksvertretung Mitte daher jetzt umfangreiche Pläne für das Neubauprojekt zur Beratung vorgelegt. Danach will die Deutsche Reihenhaus AG ein Innenblock-Gelände zwischen der Paßstraße, der Brinkstraße und der Straße Im Beckedal zu dem neuen Wohnviertel ausbauen. Darin sollen dann insgesamt 46 neue Wohnungen entstehen. „Wir wollen dort bezahlbaren neuen Wohnraum schaffen“, sagte Achim Behn, Sprecher der Deutsche Reihenhaus AG. Im ersten Quartal 2025 rechnet der Unternehmenssprecher mit dem Baubeginn.

Außer den Reihenhäusern ist an der Paßstraße auch ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen geplant. Das Miethaus wird allerdings das Wohnungsunternehmen Vivawest bauen, heißt es. Die alten Häuser an der Paßstraße 58 bis 64 sowie an der Brinkstraße 28 werden dafür abgerissen. Eine Sanierung der alten Bauten rechne sich nicht, heißt es. Für die Mieter dieser Häuser sucht Vivawest andere Wohnungen in der Nähe oder sonstwo in Bottrop. Abgesehen vom Bau des Mehrfamilienhauses und von zwei neuen Reihenhäusern an der Paßstraße 58 bis 64 werden nach den vorliegenden Plänen die meisten Häuser in mehreren Blöcken auf dem Freiland gebaut, das hinter den vorhandenen Wohnhäusern an der Brinkstraße und der Straße Im Beckedal liegt.

Bauherrin bekannt durch Wohngebiet in der Boy

Die bundesweit tätige Deutsche Reihenhaus AG ist als Bauherrin in Bottrop längst keine unbekannte Größe mehr. „Wir haben in Bottrop quasi unsere Ruhrgebietszentrale. Denn in der Boy haben wir ja schon einmal ein Wohngebiet gebaut - mit insgesamt 91 neuen Häusern“, sagte Sprecher Achim Behn. Das Wohngebiet liegt auf dem Gelände um das frühere Werk des Fenster- und Küchenhersteller Brockmann zwischen der Heimannstraße und der Bergendahlstraße. Die Häuser in der Boy waren innerhalb eines Jahres komplett verkauft. „An der Paßstraße werden wird allerdings andere Häuser bauen als noch in der Boy“, kündigte der Unternehmenssprecher an.

Voraussetzung dafür ist aber erst einmal, dass der Bottroper Ratsausschuss für Stadtplanung dafür das Okay zur Aufstellung des erforderlichen Bebauungsplanes gibt. Auch die Bürgerinnen und Bürger werden vorher noch zu Wort kommen. Die Stadtverwaltung befürwortet das Bauvorhaben allerdings schon jetzt. So setzt die Deutsche Reihenhaus AG beim Bau der 34 Reihenhäuser am östlichen Rand der Innenstadt auf umweltfreundliche Standards. „Die Energieversorgung wird zu hundert Prozent regenerativ sein“, sagte Achim Behn. Demnach werden Luft-Wasser-Wärmepumpen die Heizwärme und Warmwasserversorgung in den Reihenhäusern bereitstellen.

Solarstrom und Wärmepumpen sorgen für Energie

Der Innenblock hinter den alte Zechenhäuser an der Paßstraße 58 bis 64 und den Wohnhäusern an der Brinkstraße und der Straße Im Beckedahl wird womöglich bebaut: Geplant sind mehr als dreißig Reihenhäuser.
Der Innenblock hinter den alte Zechenhäuser an der Paßstraße 58 bis 64 und den Wohnhäusern an der Brinkstraße und der Straße Im Beckedahl wird womöglich bebaut: Geplant sind mehr als dreißig Reihenhäuser. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Technikzentralen werden dabei den gesamten Wohnpark versorgen. Der Strom für die Wärmepumpen wird über Photovoltaik-Anlagen erzeugt, die nach den Firmenplänen auch auf jedes Hausdach montiert werden. Der Solarstrom, der übrig bleibt, wird außerdem die Ladesäulen für E-Bikes und Elektroautos an den Reihenhäusern speisen oder als Haushaltsstrom zur Verfügung stehen. „Die Wärmepumpen decken die Grundlast beim Heizen und bei der Warmwasserversorgung ab. Für die Spitzenlasten werden Brennwert-Gaskessel mit einem Biomethangemisch bereitstehen“, erklärte der Firmensprecher.

Zufahrten in das neue Wohnquartier sind im Norden von der Paßstraße aus und im Westen von der Straße Im Beckedal aus vorgesehen. Im Süden soll ein Fuß- und Radweg geschaffen werden. In dem Innenblock werden jeweils drei bis vier Reihenhäuser blockweise zu jeweils einer Hausgruppe angeordnet. Die Häuser sind zweigeschossig. Für die 34 Reihenhäuser sind insgesamt 74 Autostellplätze vorgesehen, darunter sind 27 Garagen mit begrünten Flachdächern und 47 private Stellplätze auf Rasengittersteinen. Jedes einzelne Reihenhaus wird außerdem Fahrradstellplätze besitzen, die sich in Vorgartenschränken befinden. die Schränke können drei bis vier Fahrräder aufnehmen und verfügen auch über einen Stromanschluss zum Laden von E-Bikes.

Regenwasser versickert und Dächer werden begrünt

Außer den Garagen werden auch die Flachdächer der Reihenhäuser und der Technikzentrale begrünt. Regenwasser soll von den Gründächern über Mulden in den Gärten der Häuser versickern. Lediglich das Regenwasser von den Straßen und zehn Parkplätzen wird in die Schmutzwasserkanalisation eingeleitet. F

ür die Mülltonnen wird es Abfallsammelstellen geben, die die Müllfahrzeuge der Best gut ansteuern können und so nicht von Haus zu Haus durch die Siedlung fahren müssen. „Wir haben den Anspruch, der günstigste Anbieter für Eigentum im Neubaubereich zu sein“, sagte Achim Behm. Allerdings könne er momentan wegen der enormen Kostensteigerungen für Baumaterialien noch keine Preisvorstellungen nennen. „Das ist bei einem Baubeginn Anfang 2025 einfach nicht seriös möglich“, sagte der Sprecher der Deutsche Reihenhaus AG.

Wertvolle Klima-Oase

Der Innenblock an der Paßstraße ist in der Klimaanalysekarte des Regionalverbandes Ruhr als Parkklimatop dargestellt. Er wird damit als bioklimatisch wertvolle Klima-Oase angesehen. Solche Parkklimatope dienen als innerstädtische Kaltluftproduzenten und sollten eigentlich von ein Bebauung und Versiegelung verschont bleiben.

Die Vorgaben des Flächennutzungsplanes widersprechen dieser Klimaanalyse allerdings. Danach sind in weiten Teilen des Plangebietes Wohnbauflächen vorgesehen. Die Klimaanalyse stellt allerdings für Bauleitplanverfahren keine verbindliche Vorgabe dar, erklären die Stadtplaner.