Bottrop. Ab Dienstag ist das Team der Ambulanten Hospizgruppe in den neuen Räumen zu erreichen. Am alten Standort war es zu eng geworden.
Wer die Ambulante Hospizgruppe noch im alten Domizil an der Neustraße besuchen will, trifft dort auf gepackte Taschen und Umzugskartons. Das Team um die Koordinatorinnen Anja Lenzyk, Christiane Raffel und rund 70 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zieht um. Die neue Zentrale der Gruppe, die seit 30 Jahren in Bottrop Schwerstkranke und Sterbende, aber auch Trauernde betreut, rückt nun noch weiter ins Zentrum – und zwar mitten auf die Gastromeile, an die Gladbecker Straße 20.
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Natürlich war das nicht das Auswahlkriterium. Da könnte schon eher die neue räumliche Nähe zum Palliativmedizinischen Konsiliardienst eine Rolle gespielt haben, der im gleichen Haus anzutreffen ist. „Stimmt“, sagt Anja Lenzyk. „Das passt gut zusammen. Aber vor allem haben wir nun genügend Platz, um unsere Angebote, Kurse und Veranstaltungen demnächst hier wieder bündeln zu können.“ An der Neustraße sei vieles gerade im Zuge von Corona nicht mehr möglich gewesen. Das habe sich vor allem bei größeren Veranstaltungen gezeigt, aber auch bei Einzelgesprächen in der Trauerarbeit, die sehr stark zugenommen habe, so die Koordinatorin weiter. „Wenn dort ein Kurs stattgefunden hat, waren zeitgleich Gespräche oder Beratungen auf etwas mehr als 90 Quadratmetern kaum noch möglich, wir mussten fast täglich umräumen.“
Neue Räume auf 170 Quadratmetern bieten nun genügend Platz für die Hospizgruppe
Jetzt gibt es auf 170 Quadratmetern helle Räume in verschiedenen Größen, Balkone auf den gerade neu gestalteten Innenhof des Trapez, eine offene Küche und Büroräume mit Blick auf Rathaus, Kreuzkamp und alte Mühle. Mitten im Leben. Eigentlich so, wie die Ambulante Hospizgruppe auch ihre Arbeit versteht: Zuwendung, Kraft, Hilfe und die Ermöglichung eines würdevollen Daseins bis zum Ende – auch bei schwerster Krankheit.
Kursgruppen mit 13 oder 14 Teilnehmenden sind an der Gladbecker Straße nun selbst unter Coronabedingungen mit nötigem Abstand möglich. Ein Aspekt, der bei vielen immer noch eine Rolle spielt, wie Anja Lenzyk weiß. Denn selbst zu Hochzeiten der Pandemie sei zwar viel, aber nicht alles online möglich gewesen. „Wie will man Schwerstkranke am Bildschirm begleiten?“ Anderes dagegen, wie Infoveranstaltungen über Vorsorge- oder Patientenverfügungen oder der so genannte Letzte-Hilfe-Kurs, hätten online ganz gut funktioniert, auch bei vielen älteren Teilnehmern, so Anja Lenzyk. Da sei es hilfreich gewesen, sich dem großen Hospiznetzwerk anzuschließen. Einmal habe sich sogar eine Teilnehmerin aus München online für einen Bottroper Kurs zugeschaltet.
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Inzwischen habe auch die Zahl der Begleitungen von Schwerstkranken durch die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, die zuletzt von knapp 70 um etwa die Hälfte gesunken war. „Zum Glück wurde damals bei der Förderung durch die Krankenkassen das letzte Jahr vor Corona zugrunde gelegt und 2023 dieses Jahr.“ Sonst hätte es eng werden können, da auch das Spendenaufkommen gesunken sei. „Wir waren ja weitaus weniger präsent, in der Betreuung, aber auch mit Veranstaltungen“, sagt Anja Lenzyk. Für den gemeinnützigen Verein und dessen Arbeit hofft sie an dieser Front auf Besserung – obwohl die aktuelle wirtschaftliche Lage bei vielen unsicherer geworden sei.
Nicht abgenommen habe dagegen auch in der Coronaphase das Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit, sei es bei der Sterbebegleitung, der Trauerarbeit oder Unterstützung der Hospizgruppe bei Organisation, Verwaltung oder Veranstaltungen. Für einen Begleitkurs hatten sich im Vorfeld weit über 30 Interessierte gemeldet, die sich wegen der engen Räume an der Neustraße in der Tanzschule des Vorsitzenden Peter Frank getroffen haben. „Wir wollen unsere Befähigungskurse immer auf zehn oder zwölf Teilnehmende begrenzen“, so Lenzyk. Bei einem engen Verbund von knapp 70 Ehrenamtlichen in diesem Bereich, wäre ein Neuzuwachs von 30 einmal schwer zu integrieren und mehr als einen Kurs pro Jahr könne die Hospizgruppe aus eigenen Kräften auch nicht stemmen.
Aber mit den größeren Räumen ergeben sich bald vielleicht neue Möglichkeiten – und noch mehr Rückenwind für dieses wichtige Engagement.
Nächste Veranstaltungen der Hospizgruppe
Das nächste Trauercafé veranstaltet die Ambulante Hospizgruppe am 16. Oktober, 15.30 Uhr, im Pfarrheim St. Johannes in Kirchhellen. Der nächste Segnungsgottesdienst beginnt am 11. November um 18 Uhr in der Martinskirche am Pferdemarkt.
Der beliebte Sternenbasar zugunsten des Vereins mit vielen selbst gemachten Produkten ist am 19. November von 10 bis 16 Uhr im Saal der Kulturkirche Heilig Kreuz, Scharnhölzstraße 37. Und vom 24. bis 27. November hat die Hospizgruppe erstmals einen Stand auf dem Bottroper Weihnachtsmarkt.
Infos für alle Interessierten: hospizgruppe-bottrop.de.