Bottrop. Die Ehrenamtliche Karin Bucksteeg begleitet Trauerspaziergänge der Ambulanten Hospizgruppe. Erst ein Corona-Angebot, nun ein unerwarteter Erfolg.

Eine erste Hilfe in der Not sollten sie sein; eine Möglichkeit für Trauernde, sich trotz Corona-Beschränkungen jemandem anzuvertrauen, ein Stück aufgefangen zu werden: die Trauerspaziergänge der Ambulanten Hospizgruppe. In der Krise geboren, scheint sich das Angebot zu einem Erfolgsmodell zu entwickeln. Teil davon ist die ehrenamtliche Trauerbegleiterin Karin Bucksteeg.

"Wir haben das Gefühl, dass das gut angenommen wird", berichtet die 53-Jährige. "Vor allem von jüngeren Menschen." Oder Leuten, für die der Besuch des ansonsten etablierten Trauercafés, das coronabedingt ausfallen muss, nie in Frage gekommen wäre. Erreicht wird also eine komplett neue Zielgruppe.

Trauernde sind bereit, sich zu öffnen

Und die Form des Trauerspaziergangs, bei dem man jeweils nur zu zweit und mit Abstand unterwegs ist, gefällt der Ehrenamtlichen selbst sehr gut. "Ins Trauercafé kommen circa zwei bis sechs Leute, da haben dann viele Redebedarf." Im Einzelgespräch beim Gang durch einen Park, Wald oder den Friedhof hingegen "ist man direkt dran. Die Menschen, die dorthin kommen, sind sofort präsent und bereit, sich zu öffnen." Das gemeinsame Laufen in der Natur sei gut, eine echte Kraftquelle. "Ich hoffe, dieses Angebot bleibt auch nach Corona."

Ihr Ehrenamt bei der Ambulanten Hospizgruppe empfindet die Bottroperin nicht als schwer oder belastend. Sie akzeptiert den Tod als Bestandteil des Lebens. "Dadurch, dass es für mich kein Tabu ist, ist es in Ordnung", sagt Bucksteeg. Persönliche Erfahrungen, aber auch das Interesse an anderen Menschen, an deren Einstellungen und Sichtweisen haben sie in das Ehrenamt geführt. Seit 2016 engagiert sie sich in der Ambulanten Hospizgruppe, absolvierte eine entsprechende Ausbildung in der Sterbegleitung. Teils nur ein paar Stunden, teils über Monate werden Sterbenskranke und ihre Angehörigen begleitet.

"Ich bin das offene Ohr"

"Das Wichtigste für mich ist dabei: Der Sterbende beziehungsweise der Trauernde stehen im Mittelpunkt. Ich stelle mich auf die Person ein, möchte nichts überstülpen. Ich bin das offene Ohr, ich bin ein Gegenüber, von mir aus auch ein Spiegel." So wie jeder anders lebe, sterbe auch jeder anders.

Auch das Angebot der Sterbebegleitung hält die Ambulante Hospizgruppe während der Corona-Pandemie grundsätzlich aufrecht. "Wir können nach wie vor in den Heimen und zu Hause begleiten", sagt Christiane Raffel, Koordinatorin der Hospizgruppe. "Für unsere Ehrenamtlichen sind entsprechende Schutzmaterialien vorhanden, wie FFP2-Masken, Visiere, Hygienemittel. Der Einsatz der Ehrenamtlichen ist natürlich freiwillig."

Werde aber aktuell gar nicht so angefragt. "Im Moment haben wir zwar Begleitungen, aber das ist überhaupt gar kein Vergleich zu 2019", so Raffel. Aus den Pflegeheimen gebe es weniger Anfragen und von Privatpersonen ebenfalls - coronabedingt. Aber das Sterben habe ja nicht einfach aufgehört. Raffel: "Es ist unheimlich schwer und belastend für die Ehrenamtlichen zu wissen, dass nun Menschen alleine sterben müssen." Oder dass die wichtige Entlastung für Angehörige, die ihre Anwesenheit und ihr offenes Ohr bietet, nun gänzlich wegfällt.

Alternativ bietet die Hospizgruppe auch gänzlich kontaktlose Sterbebegleitungen oder Trauergespräche per Telefon oder Videokonferenz an. Info und Kontakt: hospizgruppe-bottrop.de; Telefon 02041 763812.