Bottrop. Walking Football hat sich bei Blau-Weiß Fuhlenbrock etabliert. Bottrops Gehfußballer konnten bisher aber nur auswärts spielen. Das fehlte noch.
Das erste Heimspiel kann kommen. Bisher konnten die Walking Footballer von Blau-Weiß Fuhlenbrock zu ihren Freundschaftsspielen immer nur auswärts antreten. Denn ihnen fehlten für eine Begegnung auf dem eigenen Sportplatz noch die passenden Fußballtore. Doch jetzt stehen auf dem weitläufigen Vereinsgelände am Rand des Rasenplatzes zwei nagelneue Gehäuse. Gehfußball kommt bei Blau-Weiß Fuhlenbrock so richtig ins Rollen. Geschäftsführerin Christiane Weidemann blickt daher auch schon etwas in die Zukunft voraus und verspricht den Walking Footballern feste Übungszeiten. „Wenn der Kunstrasenplatz fertig ist, können sie darauf regelmäßig trainieren“, sagt sie.
Mehr als 20 Gehfußballer sind inzwischen bei den Blau-Weißen angemeldet. Der Verein habe sie gern aufgenommen, sagt die Geschäftsführerin. „Unser Ziel ist es sowieso, das Breitensportangebot auszubauen. Wir wollten zunächst erst einmal sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Schon jetzt können wir aber sagen: Walking Football hat sich bei Blau-Weiß Fuhlenbrock etabliert“, ist sich Christiane Weidemann sicher. Kräftig mitgeholfen hat dabei auch Gehfußballer Friedhelm Ries. 45 Jahre gehört Ries schon dem Verein an. Er ließ seine Kontakte spielen und machte dem einen oder anderen Fuhlenbrocker Kicker das etwas andere Fußballspielen schmackhaft.
Beim Training spielen sechs gegen sechs oder sieben gegen sieben
Dirk Schöpfel ist auch so einer, der gerade neu zum Walking Football fand. „Wenn ich bei den Alten Herren mittrainiert habe, taten mir am anderen Tag alle Knochen weh. Nach dem Training beim Walking Football tut mir nichts mehr weh“, sagt der Fußballer schmunzelnd. Walking Football sei eben schonender für Muskeln und Gelenke, meint er. Seit gut einem Jahr trainieren die Gehfußballer inzwischen auf dem Fuhlenbrocker Sportplatz und trennen sich dort ihr kleineres Spielfeld mit Markierungshütchen ab. „Wenn wir hier trainieren, sind immer um die 13, 14 Spieler dabei“, sagt Spielertrainer Reimund Trepper.
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Das Walking Football-Spielfeld ist in der Regel 21 mal 42 Meter klein und misst damit etwa ein Achtel der Fläche eines Standardfußballfeldes. Darauf spielen sechs gegen sechs Fußballer ohne Torwart. „Es können auch schon mal sieben gegen sieben sein“, sagt Trepper, der früher auch Trainer beim SV Vonderort oder beim VfL Grafenwald war. Rennen dürfen die Kicker nicht. Das wäre Foulspiel und es gäbe einen Freistoß. Sie müssen gehen. Harter körperlicher Kontakt ist verboten. Auch Kopfbälle sind nicht erlaubt. Denn beim Walking Football dürfen die Spieler die Bälle nicht über Hüfthöhe spielen. Die Abseitsregel ist aufgehoben.
Nach der Hüftoperation waren härtere Fußballgangarten schwierig
Wie das Spielfeld sind auch die beiden neuen regelkonformen Walking Football-Tore in Fuhlenbrock kleiner. Sie sind drei Meter breit und einen Meter hoch. Ein offizielles Fußballtor ist dagegen mehr als doppelt so groß: 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch. Gesundheitssport nennen Experten in einigen Fußballverbänden den Gehfußball auch. Walking Footballer Friedhelm Gries etwa räumt freimütig ein, dass er eine Hüftoperation hinter sich habe. Harte Fußballgangarten waren da nicht mehr drin. Walking Football aber gab ihm die Chance, seinem Sport treu zu bleiben. Er sei daher auch schon bei den Gehfußballkursen der Volkshochschule dabei gewesen, zu denen sein Mitspieler Ulrich Schulz aufgerufen hatte.
Der Bottroper ist Fan des FC Schalke und hatte den neuen Trendsport bei den Königsblauen kennengelernt und vor gut drei Jahren in Alt-Bottrop mit Hilfe der Volkshochschule (VHS) in Schwung gebracht. Nach zwei Workshops und einem Gehfußballkursus hatte er schließlich genügend Walking Footballer zusammen, um eine gar nicht einmal so ruhige Kugel durch die Hallen oder über den Platz zu schieben. Auch bei Blau Weiß Fuhlenbrock stammt der Großteil der Gehfußballer noch aus den VHS-Anfängen. Um schließlich auch an die eigenen Walking Football-Tore zu kommen, holte der Bottroper als Sponsorin die Sparkasse ins Boot.
Sparkasse Bottrop half als Sponsorin beim Kauf der Fußballtore
„Er hat bei uns mit seinem Wunsch offene Türen eingelaufen. Auch wir sind von Walking Football als alternativem Sport begeistert“, sagte Sparkassensprecherin Birgit Struwe. Gehfußball erlaube es den Sportlern, auch dann weiter Fußball zu spielen, wenn sie etwas gehandicapt seien oder der härtere Wettkampfsport nichts mehr für sie sei. Auch der Freizeitspaß und das soziale Miteinander im Umfeld des Sportes seien eine gute Sache, begründete sie die Bereitschaft der Sparkasse, sich mit einem Zuschuss an die Gehfußballer zu engagieren.
„Wenn man bei den Alten Herren Fußball spielt, ist der Leistungsgedanke schon noch um einiges härter“, erklärt auch Spielertrainer Reimund Trepper. Bei den Gehfußballern stehe dagegen der Spaß am Sport im Vordergrund. „Bei uns kommt jeder an den Ball. Da wird nicht gesiebt, damit nur die besten spielen können“, betont der Fußballer. Klar macht Trepper allerdings auch: „Selbstverständlich haben wir dabei auch Ehrgeiz. Unsere Spiele möchten wir gewinnen.“ Erst einmal treffen sich die Gehfußballer aber jetzt zu zum Hallentraining in der Welheimer Mark. Die Blau-Weiß-Plätze wollen und dürfen sie im Herbst und im Winter nicht zu sehr strapazieren. Der Ausbau des Fuhlenbrocker Kunstrasenplatzes ist für das kommende Frühjahr geplant. Das erste Heimspiel kann also bald kommen. Und wenn dann auch noch blau-weiße Gehfußballer gegen königsblaue antreten . . .