Bottrop. Musik vom Glockenspielhaus bis zum Buchladen. Diese Ziele verfolgt der Bottroper Gitarrist Andre Urban mit seiner Idee für ein Straßenmusik-Fest.
Der Bottroper Andre Urban möchte dazu beitragen, dass die kriselnde City wieder lebendiger wird und die Bottroperinnen und Bottroper öfter in ihre City kommen. Straßenmusik kann dabei gut helfen, ist sich Urban sicher. Der Bottroper spricht da aus Erfahrung. Er ist selbst Musiker und durch seine Auftritte auf Märkten und in Kneipen der Stadt gut bekannt. So war Urban zum Beispiel beim allerersten Bottroper Feierabendmarkt vor dem Rathaus mit dabei. Jetzt bringt der Gitarrist ein Konzept für ein Bottroper Straßenmusik-Festival in die Debatte über die Zukunft der City ein: Vom Glockenspielhaus an der Hansastraße über das Marktviertel bis hin zum Pferdemarkt sollen Musiker an ausgewählten City-Standorten kulturelles Leben in die Stadt bringen.
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Urban nimmt damit eigentlich zwei Ziele in den Blick. Denn nicht nur die Innenstadt soll durch das angestrebte Straßenmusikfestival attraktiver, sondern auch die Bottroper Musikszene wieder mehr belebt werden. Durch die Corona-Lockdowns in den letzten beiden Jahren hatten die Musikerinnen und Musiker in der Stadt ja kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. „So brachen die Einkünfte weg und die Lebensgrundlage vieler Musikerinnen und Musiker ist zerstört worden“, begründet der Bottroper, der an der Universität in Wuppertal tätig ist, sein Engagement. „Ich bin daher von Musikerfreunden gebeten worden, ein Konzept für ein Straßenmusikfestival in Bottrop auszuarbeiten“, sagte er zur WAZ.
Emmerich und Bocholt sind Vorbilder für Straßenmusik-Pläne
Wie belebend Auftritte von Straßenmusikern dagegen sein können, hat der Bottroper zum Beispiel in Emmerich am Niederrhein selbst erlebt. „Da konnten wir Musiker wieder spielen und wir haben gespürt, wie dankbar auch die Leute dafür sind“, sagt Andre Urban. Mit auf den Weg gebracht hat das Straßenmusik-Fest in Emmerich eine frühere Mitarbeiterin der Bottroper Stadtverwaltung: die Wirtschaftsförderin Sara Kreipe. Weil größere Veranstaltungen wegen der Coronakrise nicht in Frage kamen, setzte sie auf kleinere Auftritte von Straßenmusikern in der Emmericher Innenstadt und am Rhein. Auch in Bocholt belebte die örtliche Musikschule mit Straßenmusik an sieben Standorten die Innenstadt. Das Echo auch aus der Geschäftswelt war groß und sehr positiv, heißt es.
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Eine so positive Resonanz erhofft sich Andre Urban auch in Bottrop. Die Innenstadt müsse regelrecht ums Überleben kämpfen. Es gebe immer mehr leerstehende Geschäfte. Die Kundinnen und Kunden bleiben aus. Unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie litten aber neben den Geschäftsinhabern und ihre Mitarbeiterinnen auch Kulturschaffende und Musiker. „Es fehlen Konzepte, die gewinnbringend für alle sind“, meint der 48-Jährige. Mit ihrer Musik könnten die Musiker eine Wohlfühlatmosphäre in der City schaffen und die Stadt so auch für Besucherinnen und Besucher von außerhalb attraktiv machen.
Straßenmusiker brauchen in Bottrop keine großen Bühnen
Der Vorteil eines Straßenmusikfestival sei der geringere technische Aufwand und die größere Flexibilität, argumentiert der Musiker, der sich auch im Bottroper Kulturrat engagiert hat. „Musiker traten in Bottrop ja immer wieder auch schon bei Festen und auf Märkten auf“, räumt der Ideengeber ein, „doch das ist ja immer an einen bestimmten festen Ort gebunden“. Für das Straßenmusikfestival müssten dagegen keine Bühnen aufgestellt werden. Außerdem verteilten sich die Musikerinnen und Musiker über weitere Teile der Innenstadt. Einmal pro Monat sollte das Festival dann schon stattfinden, stellt sich Urban vor.
In seinem Konzept schlägt der 48-Jährige auch schon konkrete Standorte vor: den Pferdemarkt in der Nähe des Musikforums sowie zwischen Sparkasse und Café Extrablatt, das Glockenspielhaus, die Hochstraße in Höhe der Buchhandlung Erlenkämper, den Kirchplatz in der Nähe des Marktviertel-Kiosks, die Adolf-Kolping-Straße in Höhe des Cafés Kram. Die Musikerinnen und Musiker könnten dort jeweils eine halbe Stunde lang spielen und dann nach dem Rotationsprinzip zum nächsten Standort wechseln. „Das sorgt für viel Abwechselung“, meint Urban. Am besten sollten die Konzerte samstags zwischen 10 Uhr und 13 Uhr stattfinden, also zur Haupteinkaufszeit.
Ideengeber hofft auf feste Honorare für die Musiker
Der Gitarrist hofft, dass sich die Stadt auch finanziell etwas einbringt und den Straßenmusiker-Teams für ihre Auftritte Honorare um die 250 bis 300 Euro zahlen wird. Bei Chören oder Bands sollten es besser 450 Euro sein. Zwar sei es gut möglich, dass Zuhörerinnen und Zuhörer auch den einen oder anderen Euro springen lassen, doch die üblichen Huteinnahmen reichten erfahrungsgemäß nicht aus, um die Kosten der Musiker zu decken. Ohnehin ist der Bottroper flexibel, um das Straßenmusikfestival zu etablieren. „Selbstverständlich kann man auch erst einmal kleiner anfangen, um auszuprobieren, wie das bei den Leuten ankommt, und es dann zu einem größeren Festival heranwachsen lassen“, meint Andre Urban.