Bottrop. Fußball im Schritt-Tempo? Die Bottroper Hobbyfußballer kommen ganz schön ins Schwitzen. Das hier macht ihnen am Geh-Fußball besonders Spaß.
Wenn Raimund Trepper den Ball führt, scheint er ihm regelrecht am Fuß zu kleben, und wenn der Bottroper einen Pass spielt, kommt das runde Leder wie an der Schnur gezogen genau im richtigen Tempo bei seinem Mitspieler an. Trepper war früher zum Beispiel für Adler Osterfeld oder RSV Klosterhardt am Ball und als Trainer beim SV Vonderort oder beim VfL Grafenwald aktiv. Ein guter Fußballer bleibt eben auch beim Walking Football ein Könner. Fast wie ein schneller Geher bewegt sich Trepper durch die Turnhalle der Schule Vonderort. Dem einen oder anderen Spieler in dem Kursus der Volkshochschule verspringt der Ball beim Stoppen dagegen auch schon einmal zur Bogenlampe - und einige rennen ja doch im leichten Trimmtrab über das Spielfeld.
„Das ist überhaupt nicht schlimm“, sagt Übungsleiter Johann Emrich, obwohl das Rennen beim regelgerechten Walking Football eigentlich ja nicht erlaubt ist. Der frühere Bergmann hat als Übungsleiter der Volkshochschule vom Alt-Herren-Fußball zum Walking Football gefunden. „Das ist genau das richtige für etwas ältere Fußballer“, meint der Bottroper. Geh-Fußball sei schonender für Kreislauf und Gelenke. „Das abrupte Stoppen aus hohem Tempo in der Halle zum Beispiel entfällt ja“, erklärt Johann Emrich. Vom normalen Alt-Herren-Fußball will der Übungsleiter aber nicht lassen. „Auch mir fällt es daher nicht ganz leicht, mich aufs Gehen umzustellen, wenn ich von dem einen in den anderen Kurs wechsele“, räumt der Übungsleiter ein.
Einige Spieler tragen zur Vorsicht eine Bandage am Knie
Nicht nur deshalb drückt er ein Auge zu, wenn der eine oder andere Spieler mit oder ohne Ball am Fuß durch die Halle trabt. Der Walking-Football-Kurs in der Vonderorter Halle sei ja der erste der Bottroper Volkshochschule überhaupt. „Wir sind hier ja alle Anfänger“, sagt Emrich, der sich selbst bei Trainingsspielen in Essen erste Eindrücke vom Walking Football verschaffte. „Hauptsache ein Fuß ist immer am Boden“, meint Emrich. Springen ist also auch ein Foulspiel, Grätschen ebenso. Auch den Ball über Hüfthöhe zu spielen, sei nicht erlaubt. Die auf der Wand markierten Tore in der Turnhalle am Quellenbusch haben die Fußballer mit Flatterband daher auch in Hüfthöhe abgeklebt.
Acht Fußballer spielen diesmal in der Halle, einige tragen eine Bandage am Knie. Auch Raimund Trepper hatte ja wegen Knieproblemen mit dem Altherren-Fußball aufgehört. Wie ihm geht es einer ganze Reihe von Fußballern in der Halle. Ulrich Protzek (43) etwa spielte früher bei Blau-Weiß Fuhlenbrock. „Ich habe mich hier spaßeshalber eingetragen“, sagt der 43-Jährige, als er kurz am Spielfeldrand steht. Er wolle in Bewegung bleiben und etwas Spaß beim Sport haben, meint er. „Und Spaß habe ich hier“, sagt der Bottroper, bevor er sich wieder einwechseln lässt.
Ein Pius-Soccer schnuppert in den Kurs der Volkshochschule hinein
Drei gegen drei, spielen die Geh-Fußballer diesmal in Vonderort, zumeist auch vier gegen vier. „Zu Beginn des Kurses waren so zwanzig Leute da, einige wollten aber erst einmal ausprobieren, ob das überhaupt etwas für sie ist“, erklärt Übungsleiter Emrich. Als Quereinsteiger gehört auch Rainer Hüttenberger (54) in diese Kategorie. Das zweite Mal spielte er jetzt in dem Kurs mit. Bei Vorwärts 08 war er vorher aktiv und kickte auch für die Pius-Soccer, erzählt er kurz nach seiner Auswechselung. „Die Hüfte und das Knie wollten nicht mehr so, aber wenn man einmal dem Fußball verfallen ist, kann man ja doch davon nicht lassen“, sagt der Bottroper augenzwinkernd.
Im Schnitt seien um die zwölf Sportler zu den Kursabenden gekommen. „Mal sind es mehr, mal sind es weniger“, meint der Kursleiter. In einer Mannschaft Sport zu treiben, ist auch Ernst Rütters (63) wichtig. „Das ist doch besser, als alleine ins Fitnessstudio zu gehen“, sagte der frühere Mülheimer Feuerwehrmann. Nachdem er pensioniert war, wollte er runter von der Wohnzimmercouch und sich wieder mehr bewegen. „Dann geht dir das auch einfach besser“, begründet Rütters, warum er nun eben als Geh-Fußballer Sport treibt. Denn anstrengend ist auch Geh-Fußball beim Drei-gegen-Drei auf jeden Fall. Die Spieler sind außer Atem und ihnen steht der Schweiß auf der Stirn, wenn sie alle paar Minuten zum Auswechseln an den Spielfeldrand kommen.
Du bist doch Schalker, dann kannst du hier ruhig mitspielen
Der Sport macht den meisten so viel Spaß, dass sie auch weiterspielen wollen. „Die Jungs haben schon für den nächsten Kurs unterschrieben“, sagt Übungsleiter Johann Emrich. Das mag auch daran liegen, dass ihr Mitspieler Ulrich Schulz ihren Ehrgeiz geweckt hat. Der Bottroper erzählte von seinen Eindrücken vom Walking Football beim FC Schalke 04. „Die spielen da streng nach den Regeln und sind richtig gut“, berichtet der Schalke-Fan von seinem Besuch bei einem Walking-Football-Training unter der Leitung des früheren Profi-Fußballers Matthias Herget. Eigentlich war Ulrich Schulz ja nur als Zuschauer da, doch dann rief ihm einer zu: „Ey, du bist doch Schalker. Dann kannst du hier ruhig auch mitspielen!“
Die wichtigsten Regeln
Das sind die wichtigsten Regeln beim Fußball im Gehen: Intensiver Körperkontakt, der Einsatz der Ellenbogen und das seitliche Hineinrutschen in den Ball sind verboten.
1. Bei Flanken über Kopfhöhe gibt es Freistoß, Bälle dürfen nicht über Hüfthöhe getreten werden. Auch Kopfbälle sind nicht erlaubt.
2. Rennen ist egal ob mit oder ohne Ball verboten. Ein Fuß muss stets den Boden berühren. Wenn ein Spieler läuft, gibt es Freistoß. Beim dritten Verstoß muss der Spieler auf die Strafbank.
3. Die Abseitsregel ist aufgehoben.
4. Eckbälle dürfen von jedem Punkt der Torlinie, mindestens aber 3 Meter vom Tor entfernt, getreten werden.
Gehfußballspiele dauern zwei mal 20 Minuten, mit einer Pause von fünf Minuten. Zusätzlich wird jede Halbzeit von zwei mal zehn Minuten mit einer zusätzlichen Pause von je zwei Minuten geteilt.