Bottrop. Es gibt eine neue Reihe zu Themen aus der Bottroper Geschichte. Zum Auftakt geht es im Filmforum um die Sandgräberfamilie Dickmann.

Mit der neuen historischen Reihe „Bottroper Stadtgeschichte(n)“ möchte das Stadtarchiv lokale Geschichte einmal mehr ins Zentrum rücken. „Es gibt zurzeit kein Format zur Stadtgeschichte, das regelmäßig stattfindet und bestimmte Aspekte beleuchtet“, sagt Stadtarchivarin Heike Biskup. Eine Idee hinter dieser Reihe sei es auch, Historikern, aber auch Hobbyforscherinnen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen oder ihre Ergebnisse zu einem Thema öffentlich vorzustellen oder möglicherweise auch Diskussionen oder weiterführende Forschungen anzustoßen.

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Den Auftakt macht jetzt der Spross einer bekannten Alt-Bottroper Unternehmerfamilie, deren Firma eng mit dem Aufstieg Bottrops zur Industriestadt verknüpft ist. Dirk Hellmann, dessen Ur-, Ur-Großvater vor 200 Jahren die „Sandgräberei Dickmann“ gründete, stellt die Ergebnisse seiner Forschungen vor. Hellmann beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte seiner Familie und des Unternehmens und forschte dafür nicht nur im Familienarchiv, sondern auch in zahlreichen anderen Archiven oder auch Museen.

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Die Dickmann-Geschichte ist eng mit dem Donnerberg verbunden, wo im 19. Jahrhundert der bis heute in dieser Region wichtige Formsandabbau beginnt. Den meisten Bottropern dürfte das ehemalige Wohnhaus der Familie, die denkmalgeschützte „Villa Dickmann“ ehemals „Villa Gertrude“ an der Bogenstraße, ein Begriff sein. Sie steht wie wohl kein anderes Haus in der Stadt für den wirtschaftlichen Aufschwung dieser Jahre und bürgerliche Wohnkultur.

Die Besetzung Bottrops durch die französische Armee jährt sich im Januar zum 100. Mal

Nächstes Thema wird die zwei Jahre andauernde Ruhrbesetzung durch französische Truppen sein, deren Beginn sich im nächsten Jahr zum 100. Mal jährt. Anfang Januar erwartet das Stadtarchiv den französischen Historiker Dr. Benjamin Volff, der sich seit längerem intensiv mit diesen Geschehnissen auch aus lokaler Perspektive auseinandersetzt. Auch in Bottrop waren, wie in allen übrigen industriellen Zentren des Ruhrgebiets, französische Soldaten stationiert. Sie sollten dafür sorgen, dass die ins Stocken geratenen Reparationen, die Frankreich nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg forderte, vor allem auch durch Kohleexporte erhöht wurden.

Französische Besatzungssoldaten ließen sich 1923 im damals bekannten Fotoatelier von Georg Lücker ablichten. Am 11. Januar 1923 marschierten die ersten Franzosen in Bottrop ein. Die Ruhrbesetzung hatte begonnen.
Französische Besatzungssoldaten ließen sich 1923 im damals bekannten Fotoatelier von Georg Lücker ablichten. Am 11. Januar 1923 marschierten die ersten Franzosen in Bottrop ein. Die Ruhrbesetzung hatte begonnen. © Stadtarchiv

Am 11. Januar 1923 marschierten in Bottrop Truppen aus Frankreich ein. Die Folge: 550 Mann mussten einquartiert werden, die Mannschaften in Schulen wie der Agatha- oder Glückaufschule. 40 Offiziere sollten bei Bottroper Bürgern untergebracht werden. Für das städtische wie private Leben bedeutete dies enorme Einschnitte, vor allem auch hinsichtlich der Ernährung in wirtschaftlich ohnehin angespannter Lage. Die Situation spitzte sich zu, als der Bottroper Polizist Johann Przibilla auf der Essener Straße von Soldaten erschossen wurde.

Auftakt: Montag, 17. Oktober, 18 Uhr, Filmforum, Blumenstraße 12. Dirk Hellmann und die Sandgräberfamilie Dickmann (mit historischen Fotos und Dokumenten). Nächster Vortrag: Dienstag, 10. Januar: Dr. Benjamin Volff, Die Ruhrbesetzung vor 100 Jahren in Bottrop. Übrigens: Wer Ideen oder bereits Forschungsergebnisse zu stadtrelevanten Themen hat, kann sich im Stadtarchiv im Kulturzentrum melden.