Bottrop. Weil die Energiepreise steigen, werden Kamine als Heizalternative beliebter. Doch das dafür notwendige Holz ist mittlerweile kaum mehr verfügbar.
Der Preisanstieg der Heizkosten beschäftigt, jetzt wo der Winter vor der Tür steht, fast alle. Wer die Preise für Strom oder Gas nicht mehr bezahlen kann oder will, sucht sich andere Energieträger und Heizmöglichkeiten. Dabei erfreut sich der klassische Kamin als heimlicher Favorit der alternativen Heizkörper einer steigenden Beliebtheit. Forstbetriebe, Baumärkte und Einzelhandel melden Lieferengpässe und können die Nachfrage nach Brennholz nicht mehr bedienen.
Kaminholz in Bottrop ist knapp – Vorrat bis November aufgebraucht
Auf dem Forsthof Heidhof wurden bis vo kurzem jeden Freitag von 13 bis 16 Uhr das bestehende Kontingent für 150 Euro pro Schüttraummeter – das sind 0,4 Kubikmeter Festmeter reines Holz – angeboten. Doch der Forsthof des Regionalverbandes Ruhr (RVR) gibt Mitte November an, dass der eigene Vorrat nun aufgebraucht ist.
Förster Werner Meemken vom Forsthof Heidhof erklärt, dass die wenigen Restbestände für größere Kunden reserviert seien. "An Privatleute und Spontankäufer können wir aktuell kein Holz mehr abgeben. Wann der Verkauf wieder anlaufen wird, kann ich nicht abschätzen."
Für ihn ergänzt der Holzofen zwar die bestehenden Heizmittel gut, doch aufgrund der im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegenen Nachfrage und der ökologischen Forstwirtschaft des RVR sei es nicht möglich, die Produktion des gefragten Gutes drastisch zu erhöhen. „Wir schlagen dieses Jahr eine neue Fuhre Holz, doch das muss erst trocknen, bevor es sich vernünftig verbrennen lässt. Feuchtes Holz brennt schlecht und erzeugt mehr Schadstoffe“, so der Förster.
Der Holzpreis steigt schon in der Produktion
Betriebe, die das Holz erst ankaufen, anstatt es selbst zu schlagen, bilden dennoch die Mehrheit. Sie müssen auf den Preisanstieg der Produzenten reagieren.
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Der Großteil des Einzelhandels reagierte bereits mit einem Verkaufsstopp. Wer es beim Holzhof Maaßen probiert, kriegt schon per Telefonansage freundlich mitgeteilt, dass die Nachfrage nach Brennholz aktuell nicht zu decken sei. Wer möchte, kann sich unverbindlich auf eine Warteliste setzen lassen.
Bei Kaminholz Kirchhellen sieht es ähnlich aus. "Wir sind seit Wochen ausverkauft. In diesem Jahr wird auch nichts mehr kommen, da wir aktuell lediglich nasses Holz trocknen und für den Verkauf vorbereiten. Bei uns wird es erst im Sommer 2023 weitergehen", heißt es auf Nachfrage.
Die Großen der Branche wie Toom oder die Raiffeisenmärkte, die normalerweise schnell und flexibel Nachschub besorgen, haben es ebenfalls schwer. Brennholz ist bei Toom online aktuell nicht verfügbar. Im Bochumer Markt gibt es laut der Internetseite eine kleine Ration zum Abholen - die Frage ist, wie lange noch.
Bäuerliche Genossenschaft Bottrop: Hamsterkäufe beim Brennholz
Holzscheite, abgepackt in den typischen orangefarbenen Netzen, mausern sich zum Luxusgut. Da die heimischen Produktionslimits längst erreicht sind, wird auf Holzimporte aus Osteuropa gesetzt. Die bäuerliche Genossenschaft aus Bottrop arbeitet „mit zertifiziertem Holz aus EU-Mitgliedsstaaten und Deutschland. Die Nachfrage nach diesem Holz ist dieses Jahr gestiegen und die Lieferanten erhöhen die Preise, weshalb der Handel nachziehen muss“, so eine Mitarbeiterin. Die Lieferanten selber würden auch von Kunden berichten, die sich schon mit Holz eindecken ohne überhaupt einen funktionierenden Ofen installiert zu haben.
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Auch „Hamsterkäufe beim Brennholz“ stellt die Genossenschaft in der Filiale auf dem Eigen fest. Kamine seien „keine echte Lösung für die steigenden Kosten, da das Holz, das wohl bis in den März hinein reichen muss, ebenfalls immer teurer wird“.
Ökologische und Sicherheitstechnische Fragen
Der Holzofen weist gegenüber herkömmlichen fossilen Energieträgern eine bessere Klimabilanz vor, da die Brennstoffbeschaffung kürzere Lieferwege nutzt und weniger Schadstoffe freigesetzt werden. Allerdings, falls extra Holz importiert wird, ändert sich damit auch die CO2-Bilanz des Kamins drastisch.
„Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen strebt zwar den verstärkten Holzeinsatz bei der Wärmeerzeugung an“, so das NRW-Umweltministerium auf seiner Homepage. „Doch ist das Heizen mit Holz auch mit unerwünschten Emissionen verbunden. Es sind sowohl Kohlenmonoxid- sowie insbesondere die Feinstaubemissionen, die sowohl zu Gesundheitsgefährdungen führen als auch die Umwelt belasten können.“
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Auch die Feuerwehr Bottrop äußert Bedenken und rät zu CO2-Warnern. Diese Geräte schlagen an, wenn die Kohlenmonoxidkonzentration zu hoch wird. Bei Kaminöfen sei zudem wichtig, dass sie gut gewartet sind und auch der Kamin nicht verrußt ist, warnte Michael Hempel vom vorbeugenden Brandschutz kürzlich in einem Gespräch zu den Gefahren von alternativen Heizmethoden. Sonst könnte sich der Ruß im Kamin entzünden, Folge wäre ein Kaminbrand.
Außerdem sollte in einem solchen Ofen nur gut abgelagertes Holz verbrannt werden. Frisches Holz ist zu feucht, beim Verbrennen entsteht viel Rauch. Holzabfälle oder gar anderer Müll haben in einem solchen Ofen schon gar nichts verloren.