Bottrop-Kirchhellen. Felix Schmitz ist mit 25 Jahren Metallbaumeister. Ein Studium kam für ihn nie in Frage. Er wirbt bei Jugendlichen für eine Karriere im Handwerk.

Das Handwerk sucht händeringend Nachwuchs. Einen besseren Botschafter als Felix Schmitz kann es dabei kaum haben: Der Kirchhellener ist mit 25 Jahren Meister mit der Bestnote 1,2 im Metallbau. Doch um die Zukunft des Handwerks macht er sich Sorgen.

Einerseits sagt Schmitz zwar: „Ohne das Handwerk wird es nicht gehen.“ Denn wer solle sonst etwa Häuser bauen oder Heizungen reparieren? Andererseits bemerkt der Jungmeister: „Aber leider ist es so, dass es kaum neue Fachkräfte gibt. Und das wird in Zukunft die Betriebe vor die Frage stellen, wer die Arbeit machen soll.“

Jungmeister: „Kann jedem nahe legen sich fürs Handwerk zu entscheiden“

Dabei kann er selbst nur „jedem nahe legen, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden“. Sein erstes eigenes Geld zu verdienen „oder zu sehen, was man gebaut oder repariert hat, ist ein gutes Gefühl“. Dazu kämen viele Weiterbildungsmöglichkeiten, für die weder Abitur noch Studium nötig seien.

Felix Schmitz hat es sozusagen vorgemacht. Er selbst, der die Schule mit der Fachoberschulreife abschloss, hat zunächst einen Ferienjob in einem Metallbaubetrieb in Kirchhellen gemacht, dort auch die Ausbildung angefangen – und vorzeitig abgeschlossen. „Nach knapp zwei Jahren als Geselle habe ich mich dann für die Weiterbildung zum Metallbaumeister am Handwerkskammer-Bildungszentrum in Münster entschieden.“ Seine Motivation: sich fachlich und kaufmännisch weiterzubilden, mehr Verantwortung zu übernehmen.

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Die Meisterprüfung hat der Kirchhellener im Oktober 2018 bestanden „und ist somit berechtigt, den Meistertitel zu führen und Lehrlinge auszubilden“, wie es auf seinem schmucken Meisterbrief steht. Gerne möchte Felix Schmitz sich in der Ausbildung engagieren: „Durch mein junges Alter hoffe ich, eine bessere Sicht auf die Anforderungen der Auszubildenden und mehr Verständnis für die jungen Berufsanfänger zu habe, da meine Ausbildung ja auch noch nicht so lange her ist.“

Schmuck ist er, der Meisterbrief von Metallbauer Felix Schmitz aus Bottrop-Kirchhellen.
Schmuck ist er, der Meisterbrief von Metallbauer Felix Schmitz aus Bottrop-Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Allerdings ist es ja, wie schon beschrieben, mit dem Nachwuchs im Handwerk so eine Sache. Schmitz kennt die Zahlen dazu: „Laut Handwerkskammer entscheiden sich nur zehn Prozent der Jugendlichen für eine Ausbildung im Handwerk, und knapp 20 Prozent ziehen es überhaupt in Betracht. Um die Stellen zu besetzen, die in den kommenden Jahrzehnten frei werden, wird das nicht ausreichend sein.“

Kirchhellener: „Man hat ein bisschen das Gefühl, es will sich keiner die Finger schmutzig machen“

Das gelte auch für seine Branche. „Auch bei uns im Metallbau haben wir dasselbe Problem und finden kaum Auszubildende. Man hat ein bisschen das Gefühl, es will sich keiner mehr die Finger schmutzig machen.“

Wobei „Finger schmutzig machen“ längst nicht alles ist, was ein Handwerker tut. Felix Schmitz, aktuell bei Metallbau Schnieder in Dorsten beschäftigt, schildert seine vielfältigen Aufgaben so: „Maß nehmen auf der Baustelle beim Kunden. Erstellen von Zeichnungen und Materiallisten. Koordination von Fertigung und Montage der Produkte.“

Dennoch wird ein Studium von vielen höher gewertet als eine Handwerksausbildung. Felix Schmitz hat den Eindruck, „dass die klassische Ausbildung sehr abgewertet wurde und bei den Jugendlichen der Eindruck entstanden ist, dass man ohne abgeschlossenes Studium in unserer Gesellschaft nicht anerkannt wird.“ Er, für den ein Studium nicht in Frage gekommen wäre, hält dagegen und betont: „Mit dem Meister – oder wie es heute auch heißt Bachelor Professional – ist man dem akademischen Bachelor-Abschluss gleichgestellt. Und auch ein Abschluss auf Master-Ebene ist im Handwerk möglich.“

Durchschnittsalter der Jungmeister: 29 Jahre

Anfang September sind von der Handwerkskammer (HWK) Münster insgesamt 2675 Meisterinnen und Meister geehrt worden, die seit Oktober 2018 ihre Meisterprüfung bestanden haben. Darunter waren 334 Frauen.

Die Meisterprüfungen wurden in 32 Handwerksberufen abgelegt. Die Absolventen sind laut HWK durchschnittlich 29 Jahre alt – der jüngste Meister ist 19 Jahre (Fleischerhandwerk), die älteste Meisterin 60 Jahre (Textilreinigerhandwerk).