Bottrop. Kälteres Wasser im Bad, keine Beleuchtung – die Stadt legt eine Liste mit Sparvorschlägen vor. Politiker sagen: Da geht noch mehr. Appell des OB.

Das nächtliche Rathaus, der Tetraeder in der Dunkelheit – hier ist bereits erkennbar, dass die Stadt Energie spart. Die „Schmuckbeleuchtung“, so bezeichnet Baudezernent Klaus Müller das nächtliche Anstrahlen dieser und anderer markanter Bottroper Bauwerke, ist abgestellt. Damit setzt Bottrop die entsprechende Bundesverordnung um. Doch das ist nicht alles.

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Nun hat die Stadt eine Liste mit weiteren Einsparmöglichkeiten vorgelegt. Ziel sei es, den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken, sagt Jochen Brunnhofer, der Leiter des Krisenstabs. Damit orientiert sich die Verwaltung an den Vorgaben der Bundesnetzagentur. Und so wird es in den Schwimmbädern kälter. Die Wassertemperatur wurde bereits um zwei Grad abgesenkt, Gleiches gilt für die Lufttemperatur.

Sporthallen in Bottrop werden maximal noch auf 17 Grad beheizt

Auch in den Sporthallen wird es frischer werden, sie werden maximal noch auf 17 Grad beheizt, die Umkleiden auf 22 Grad. Außerdem will man die Heizperioden in den Schulen begrenzen. Demnach soll dort erst nach den Herbstferien und bis zu den Osterferien geheizt werden – um nur einige Beispiele zu nennen.

Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer, Oberbürgermeister Bernd Tischler und Baudezernent Klaus Müller (v. l.) stellen die Energiesparmaßnahmen der Stadt Bottrop vor.
Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer, Oberbürgermeister Bernd Tischler und Baudezernent Klaus Müller (v. l.) stellen die Energiesparmaßnahmen der Stadt Bottrop vor. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Man sei bei den Vorschlägen mit Augenmaß vorgegangen, betonen Müller, Brunnhofer und Oberbürgermeister Bernd Tischler unisono. Tatsächlich hat die Verwaltung einen Teil der Ideen auch von sich aus verworfen. Das Abstellen der Warmwasserversorgung oder gar der kompletten Duschen in den Schwimmbädern und Sporthallen etwa wird es in Bottrop – anders als in manch anderen Städten – nicht geben.

Abstellen von Warmwasser oder kompletten Duschräumen ist nicht geplant

„Das Duschen ist Teil des Sports. Und was habe ich davon, wenn ich die Menschen verschwitzt nach Hause schicke und sie unter die eigene Dusche gehen. Damit wird keine Energie eingespart“, macht Müller die Überlegungen deutlich. Denn letztlich gehe es eben nicht in erster Linie darum, die Stadt finanziell zu entlasten, sondern eben den gesamten Energieverbrauch zu senken, um möglichen Mangellagen vorzubeugen.

Der Oberbürgermeister spricht dann auch von einer „gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“ und appelliert an die Bottroperinnen und Bottroper, ebenfalls Einsparmöglichkeiten zu prüfen. Er verweist auf die Faustregel, wonach das Absenken der Heiztemperatur um ein Grad eine Ersparnis von sechs Prozent ausmacht. Gleichzeitig ruft er die Bürgerinnen und Bürger auf, Besonnenheit zu wahren und solidarisch zusammenzustehen. „Dann werden wir das gut überstehen.“

Bottroperinnen und Bottroper haben bereits Gas gespart

Jochen Brunnhofer erklärt, dass diese Botschaft bei vielen Bottropern und Bottropern bereits angekommen sei. Er verweist auf Zahlen, wonach im Zeitraum von Januar bis Juni der Gasverbrauch in Bottrop im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um mehr als 14 Prozent gesunken sei. Allerdings war der Winter in diesem Jahr vergleichsweise mild.

Bernd Tischler verweist auf Verbraucherzentrale, Sozialamt, Jobcenter oder auch die Ele, die in der aktuellen Situation eng zusammenarbeiten und umfangreiche Beratung zum Thema Energiesparen anbieten. Auch die Innovation City biete kostenlose Beratungen zum Thema Energieeffizienz bei Gebäuden an. „Mit all dem wollen wir gezielt die Menschen in der Stadt unterstützen, die in besonderer Weise von steigenden Energiepreisen betroffen sind“, verspricht der OB.

Sozialamt sammelt Ideen, um Menschen zu helfen, die Energie nicht mehr zahlen können

Beim Sozialamt werden derzeit auch gezielt Ideen gesammelt und Projekte entwickelt, um Menschen, die sich Strom oder Gas nicht mehr leisten können, zu unterstützen. Das berichtete Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert zuletzt im Sozialausschuss. Im Raum steht beispielsweise das Einrichten von Wärmestuben. Da laufen jedoch noch die Arbeiten, sobald das Konzept steht, werde man es vorstellen, so Klaus Müller.

Gleichzeitig machten er und seine Kollegen aus dem Verwaltungsvorstand deutlich, dass es für Bottrop gar nicht so einfach sei, große Einsparpotenziale zu heben. Im Zuge von zehn Jahren Innovation City sei in Bottrop schon viel geschehen, was die Energieeffizienz angeht. Öffentliche Gebäude würden vielfach mit Fernwärme beheizt, auch die Umstellung auf LED bei der Straßenbeleuchtung sei weit fortgeschritten.

Entscheidungen müssen sorgfältig überlegt sein

So ist es wenig verwunderlich, dass bei der Straßenbeleuchtung oder beim nächtlichen Abschalten von Ampeln keine weiteren Sparmöglichkeiten gesehen werden. Zumal es bei vielen Maßnahmen auch eine Sache der Abwägung sei – in dem Fall etwa spielt die Verkehrssicherheit hinein. Im Falle des Heizens und Lüftens an den Schulen ist die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ein Fragezeichen. Niemand weiß, ob womöglich zum Herbst und Winter auch noch Corona-Schutzverordnungen kommen, die dann wiederum auch das Lüften an Schulen und Kitas regeln.

Bleibt die Frage nach der Weihnachtsdeko. „Der Weihnachtsmarkt oder Veranstaltungen sollen nicht ausfallen“, stellt die Verwaltungsspitze klar. Gleichwohl solle auch da ein Beitrag zum Energiesparen geleistet werden. „Da setzen wir auf den Dialog“, stellt der Oberbürgermeister klar. Es werde also keine Vorschriften seitens der Stadt geben. Und auch an der städtischen Weihnachtsbeleuchtung werde man festhalten. „Aber auch da wollen wir 20 Prozent einsparen“, macht der OB deutlich. Möglicherweise werde man also die Beleuchtungszeiten etwas einschränken, außerdem setze man beim Weihnachtsbaum vor dem Rathaus auf LED-Leuchten.

Das Paket ist am Nachmittag im Bau- und Verkehrsausschuss einstimmig beschlossen worden. Aus der Politik kamen Stimmen mit dem Tenor: Da geht noch mehr, etwa bei der Straßenbeleuchtung und der Ampelabschaltung. Über die Sparmaßnahmen in Bädern und Sportanlagen entscheidet der Betriebsausschuss des Sport- und Bäderbetriebs.

Kältere Büros

Analog der Verordnung des Bundes wird die Verwaltung auch die Temperaturen in öffentlichen Gebäuden absenken. Büros im Rathaus und in anderen öffentlichen Gebäuden werden dann nur noch auf 19 Grad beheizt, in Fluren und Treppenhäusern auf 17 Grad.

Der Einzelhandel ist angehalten, Ladentüren geschlossen zu halten und Leuchtwerbung spätestens um 22 Uhr abzuschalten.