Bottrop. Ansichten von Menschen und Architektur: Christel Sellmons und Wolfgang Fröhling setzen die Ausstellungsreihe an der Bottroper Hansastraße fort.

„Woanders is auch nicht anders.“ So sagt man jedenfalls hierzulande schon mal. „Woanders“ heißt auch die neue Fotoausstellung in der Popup-Galerie an der Hansastraße. Dort zeigen Christel Sellmons und Wolfgang Fröhling eine kleine Auswahl ihrer Fotoserien, die zwischen dem Baltikum und Ägypten, Belgien und Albanien, in Paris oder Havanna entstanden. Die Ur-Bottroper setzen aber nicht nur auf die Ästhetik maroder Fassaden oder U-Bahnstationen, sondern präsentieren auch einfühlsame Porträts und überraschende Details aus Stadtlandschaften.

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Eigentlich sollte an der Hansastraße jetzt Malerei von Reinhard Wieczorek hängen. Der bekannte Bottroper Maler hatte aber aus gesundheitlichen Gründen gebeten, die Schau zu verschieben. „Und da wir einen guten Draht haben, sind wir eben eingesprungen“, sagt Wolfgang Fröhling. Wie so oft interessiert ihn auch in Belgien das, was nach der Industrialisierung im ehemaligen Schwerindustriegürtel um Charleroi übrig blieb.

Unverstellt zeigt er trostlose Häuserzeilen, Leerstand und bescheidene Behausungen in der Wallonie, die im Gegensatz zu Flandern vor 50, 60 Jahren noch der wohlhabende Teil des zweigeteilten kleinen Königreichs war. Was dort realistisch elend wirkt, kommt in Kubas Hauptstadt Havanna eher malerisch daher. Aber auch dort lässt Fröhling die abblätternden Fassaden nicht von südlicher Sonne „vergolden“, vielmehr stehen sie für Stillstand und kollektiv verordnetes Elend am Ende von Jahrzehnten kommunistischer Planwirtschaft.

Ausstellung in Bottroper Pop-Up-Galerie: Urbanes Kunstwerk

„Mein Lieblingsbild hier ist das“, sagt Christel Sellmons und weist auf drei wie schwebend daherkommende Telefonzellen mit roter Bedachung. Der Hintergrund, ein changierendes Weiß, entpuppt sich als simple Hauswand. „Darüber hatte ich eine Ferienwohnung gemietet, mitten in Tirana“, sagt die Fotografin. So herausgehoben erscheinen die drei Sprechboxen wie ein urbanes Kunstwerk. Seriell kommen dagegen die drei großen Querformate daher, die Sellmons in Pariser Metrostationen fotografierte. Die Wandfliesen, die 70er-Jahre-Sitzgelegenheiten mit einsamen Wartenden bilden einen starken Kontrast zu den eindrucksvollen Farbporträts von Menschen aus Assuan.

Wolfgang Fröhling vor seinem Porträt eines Teetrinkers, den er auf einer Ägyptenreise fotografierte.
Wolfgang Fröhling vor seinem Porträt eines Teetrinkers, den er auf einer Ägyptenreise fotografierte. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gegenüber ein entspannter alter Mann mit Teeglas, ein anderer balanciert einen Warenkorb auf der Schulter: Wolfgang Fröhling ist nah dran. „Er kriecht den Leuten immer ins Gesicht“, lacht Christel Sellmons. Sie hingegen lässt sich schon mal einladen, in Höfe oder Häuser Ägyptens. So bekommt sie Frauen oder Mädchen bei der Arbeit vor ihr Objektiv, einige lassen sich sogar in Nahaufnahme porträtieren. „Mit meinen grauen Haaren bin ich für die Menschen dort wie eine Oma, die sie auch unverhüllt ins Haus lassen.“ Ein bisschen Vertrauen auf der einen und Sensibilität auf der anderen Seite sei schon wichtig. So entstehen Arbeiten wie diese, die ab Samstag offiziell in der Pop-Up-Galerie zu sehen sind.

„Woanders“, Hansastraße 17. Eröffnung: Samstag, 17. September, 11 Uhr. Zu sehen bis 30. Oktober, Mi und Sa, 10 bis 14 Uhr.