Bottrop. Die Soap „Krass Schule“ hat dem Bottroper Kevin Reumann viele Fans beschert. Jetzt stellt sich das Allroundtalent neuen Herausforderungen.

„Bist du der von Krass Schule?“ Ja, ist er: Wir haben Kevin Reumann bei unserem Treffen am Bottroper Pferdemarkt kaum Hallo gesagt, da sind schon die ersten Fans an seiner Seite, machen ein Selfie mit ihrem Star aus der RTL-Zwei-Serie. Er lacht, ist unkompliziert, nahbar. „Krass Schule“ ist zwar inzwischen passé, aber Kevin (31) treibt seine Karriere voran: in Mallorcas „Bierkönig“ – und beim Bestatter.

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Ballermannsänger am Wochenende, Kümmerer in Trauerfällen im Alltag. Ein „krasser Kontrast“, gibt der Wahl-Bottroper zu. Und doch: So, wie der Tod ja nun einmal zum Leben dazu gehört, so kann der Familienvater mit seiner positiven Art beide Berufe miteinander vereinen. „Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und die Leute zu unterhalten“, sagt Kevin zu seiner Rolle als Partysänger. Gleichzeitig schätzt er seine Aufgabe beim Bestatter Omega: „Ich versuche, den Hinterbliebenen eine schöne Verabschiedung von ihrem geliebten Menschen zu bescheren.“

Freundschaft mit dem verstorbenen Schlagersänger Willi Herren

Dass Kevin Reumann heute an diesem Punkt angekommen ist, hat viel mit dem 2021 verstorbenen Kölner Schauspieler und Schlagersänger Willi Herren zu tun. Aber eins nach dem anderen.

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Der gebürtige Mülheimer Kevin macht zunächst eine Friseurlehre, später arbeitet er in einem Baumarkt. Er probiert sich aber auch schon früh durch verschiedene TV-Formate, wie er erzählt: Komparse bei Richterin Barbara Salesch, Real-Life-Doku-Darsteller bei der „Generation Luxus“, „Der Checker“-Double in der Sendung „My Name is“, Frauentausch – schon immer ist der Cappy-Träger ein Mann für alle Fälle. Leben aber kann er von den TV-Ausflügen nicht. „Einen Fuß hatte ich immer in einem festen Job“, betont der 31-Jährige.

Beim Casting für „Krass Schule“ wird Kevin zu Schüler Felix Berger

Beim Casting für „Krass Schule“ ist er 27 Jahre alt, tritt eigentlich für eine Rolle als Lehrer an. „Beim Casting haben sie mich angeguckt und gesagt: Du siehst aber eher aus wie ein Schüler!“ Und so kam es – „schöne drei Jahre“ ist er vor der Kamera Schüler Felix Berger. Gedreht wird in Köln, die Drehtage sind oft lang. Aber abends geht’s zurück nach Bottrop. „Ich wollte immer zu meiner Familie, meine Familie ist mein Halt“, sagt Kevin.

Kevin Reumann liebt es, als Partysänger auf der Bühne zu stehen.
Kevin Reumann liebt es, als Partysänger auf der Bühne zu stehen. © Kevin Reumann

Ins Schauspielgeschäft ist er „als kompletter Quereinsteiger reingerutscht“. In den Partysänger-Business im Grunde auch. Und hier kommt Willi Herren ins Spiel. Mit ihm hat Kevin seinen ersten Song aufgenommen, „Geiler Scheiß“ (2019). Und nach dessen plötzlichem Tod 2021 – „ich hatte kurz vorher noch mit ihm telefoniert“ – sowie einem parallelen Trauerfall in der Familie hatte der Bottroper das Bedürfnis, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. „Das hat mich belastet.“ Über seinen Nachbarn, „der im Überführungsdienst dort arbeitet“, beginnt er ein Praktikum beim Bestatter.

Und was Kevin vermutlich selbst nicht gedacht hätte: „Ich habe gemerkt von Tag eins, dass mir das echt liegt. Dann habe ich mich richtig reingehängt.“ Seit Anfang des Jahres arbeite er fest im Omega-Büro. „Ich habe eine interne Ausbildung gemacht.“ Zu seinen Aufgaben zähle es etwa, Verstorbene abzuholen, sie für die Aufbahrung herzurichten, Traueranzeigen zu gestalten, Trauerreden zu halten. „Ich habe dann lange und intensive Trauergespräche mit den Familien.“ Das könne traurig sein, aber „ich weiß in dem Moment, dass ich den Leuten etwas Gutes tue.“

Kevin Reumann mit Vorbild und Unterstützer Tim Toupet.
Kevin Reumann mit Vorbild und Unterstützer Tim Toupet. © Kevin Reumann

Steht er dann aber in seiner Freizeit auf der Bühne, legt er einen Schalter um. „Sobald ich ein Mikrofon in der Hand habe, blende ich alles andere aus.“ Vorbild fürs Partymachen ist für ihn Tim Toupet, „der hat mir die Tür in Spanien aufgemacht“. Das Publikum auf Mallorca sei knallhart, wenn’s nicht läuft, könnte es einen sogar von der Bühne schmeißen. „Das ist mir aber nicht passiert“, meint Kevin lachend.

Kevins aktueller Party-Song: „Karma regelt das“

Sein aktueller Party-Song heißt „Karma regelt das“. Mehr als 88.000 Follower hat der „Partypräsident“ bei Instagram, mehr als 600.000 sind es sogar bei TikTok. Natürlich ist es Kevins Ziel, als Partysänger bekannter zu werden und mehr Buchungen zu bekommen. Gerne zum Beispiel auch bei der Olé-Tour oder auf Bottroper Schlagerevents.

Gleichzeitig ist für ihn aber auch ganz klar: „Den Bestatterjob würde ich trotzdem nicht an den Nagel hängen.“