Bottrop-Kirchhellen. Die Stadt sieht sich auf einem „sehr guten Weg“ beim Kanalneubau in Grafenwald. Bis Mitte 2025 soll die Regenwassertrennung angeschlossen sein.

Der Fachbereich Tiefbau drückt aufs Tempo beim Kanalbau in Grafenwald. Derzeit läuft der dritte Bauabschnitt an den Straßen Ottenschlag, Ottenkamp, Karl-Rahner und Martin-Luther-Straße. Ende 2023 soll er fertig sein. Mittwoch soll die Bezirksvertretung Kirchhellen ihren Beitrag dazu leisten, dass die Anwohner in den Handwerkerstraßen nach dem Kanalbau bei der Straßeninstandsetzung günstig wegkommen. Und Mitte 2025 soll dann die Trennung von Schmutz- und Regenwasser abgeschlossen sein. „Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagt Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau.

Lesen Sie weitere Berichte aus Kirchhellen:

Seit zehn Jahren laufen die Planungen, in Grafenwald die Mischwasserkanäle zu ergänzen und separat Schmutz- und Regenwasser in eigenen Kanälen zu sammeln. Hintergrund der Maßnahme sind zwei Verträge: einer mit der Emschergenossenschaft im Rahmen der Zukunftsvereinbarung Regenwasser, die inzwischen Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ heißt. Darin verpflichten sich die 16 Mitgliedsstädte des Abwasserverbandes auf langfristige Ziele: unter anderem die Abkopplung von 25 Prozent der befestigten Fläche von den Kläranlagen und eine Steigerung der Verdunstungsrate um zehn Prozent. Im Gegenzug stellt die Emschergenossenschaft Fördermittel bereit, im Fall das Kanalsystems Grafenwald rund 1,9 Millionen Euro.

Und ja, für diese Förderung ist tatsächlich bereits eine Frist abgelaufen. Aber das sieht der Abwasserverband ganz entspannt. „Der Förderzeitraum ist im April 2020 abgelaufen, kann aber auf Antrag der Stadt verlängert werden“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. „Wir behandeln das recht unbürokratisch, denn uns ist es ja wichtig, dass die Projekte zur Abkopplung befestigter Flächen umgesetzt werden.“

+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier geht es zum Bottrop-Newsletter +++

Einen zweiten Vertrag hat die Stadt mit der RAG abgeschlossen. Hier geht es um die Sanierung von Bergschäden im Kanalsystem unter Grafenwald und Zuschüsse in einer Größenordnung von 4,2 Millionen Euro, sagt Wilken. Hier findet sich auch eine zeitliche Zielvorstellung und das Datum Ende 2025. In der Vereinbarung mit der Emschergenossenschaft sei nur vereinbart: Wenn die Emschergenossenschaft zusätzliche Maßnahmen zum Schutz des Boye-Oberlaufes ergreifen müsste, kann sie diese Kosten mit der geplanten Förderung verrechnen.

Bau des Regenwasserkanals unter der Schneiderstraße hat sich verzögert

Soweit soll es aber gar nicht kommen, sagt Wilken und verweist auf den Zeitplan. Zwar hat sich der Bau des Herzstückes, des Regenwasserkanals unter der Schneiderstraße, um Jahre verzögert wegen des politschen Streits um die Anwohnerangaben. Erst im Juni 2021 waren erst der Kanalbau und dann die Fahrbahnsanierung durch. Die Zeit hat der Fachbereich aber genutzt, sich etwa um die Kanäle am Heimersfeld zu kümmern.

Die Schmiedestraße gehört zum nächsten Straßenausbauprogramm nach dem dort geplanten Kanalbau.
Die Schmiedestraße gehört zum nächsten Straßenausbauprogramm nach dem dort geplanten Kanalbau. © Kai Süselbeck

Die Kombination von Kanalbau mit anschließender Fahrbahnsanierung ist auch geplant für den vierten Bauabschnitt: Färberweg, Schmiede-, Töpfer- und Gerberstraße. Neben dem neuen Kanal müssen dort auch die Hausanschlüsse neu gelegt werden. Dann macht es aus technischer Sicht Sinn, in diesen Straßen gleich die ganze Fahrbahn neu zu machen. Aus finanzieller Sicht auch: Ein großer Teil der neuen Fahrbahn, die über dem Kanal und den Anschlüssen, wird aus Entwässerungsgebühren bezahlt.

Anwohner haben drei Wochen Zeit für Stellungnahme

Für den Rest der Kosten müssten die Anwohner zur Kasse gebeten werden, hätte das Land inzwischen ins Kommunalabgabengesetz (KAG) die Möglichkeit aufgenommen, solchen Straßenbau mit Landesmitteln zu fördern. Voraussetzung dafür ist allerdings eigentlich eine Anwohnerversammlung.

Bei den anstehenden Baumaßnahmen können wir uns das aber im Wortsinn sparen, schlägt die Verwaltung vor. Bei dieser vergleichbar geringfügigen Ausbaumaßnahme reiche eine schriftliche Anhörung. Wenn die Bezirksvertreter am Mittwoch so entscheiden, bekommen die Anwohner drei Wochen Zeit für eine Stellungnahme. Die Ergebnisse bekommen die Bezirkspolitiker im November vorgelegt und können dann das Straßenausbauprogramm beschließen.