Kirchhellen. Der OB schickt ein dickes Dankeschön an alle Beteiligten. Warum der neue Regenwasserkanal so wichtig ist und welche Baustellen jetzt anstehen.

Oberbürgermeister Bernd Tischler hat 25 Monate nach dem Beginn der Großbaustelle die fertige Schneiderstraße symbolisch freigegeben. Ein neuer Kanal trägt dazu bei, dass die Stadt ihr Versprechen einlösen kann, dass Regenwasser aus Grafenwald nicht mehr in der Kläranlage der Emschergenossenschaft landet, sondern in die renaturierte Boye fließt.

Kernstück der 7,3 Millionen Euro teuren Baumaßnahme ist ein zusätzliches Kanalrohr. Während der Schmutzwasserkanal das Abwasser Richtung Kläranlage der Emschergenossenschaft transportiert, fließt das Regenwasser künftig durch den neuen Kanal und eine Behandlungsanlage am Ottenschlag Richtung Boye.

Wassertrennung in zwei Kanälen

In der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ mit der Emschergenossenschaft hat sich die Stadt verpflichtet, bis 2025 überall in Grafenwald-Mitte Regenwasser von Schmutzwasser zu trennen. „Für dieses Ziel müssen wir uns sputen“, hatte Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, schon im Februar gesagt. Immerhin: Mit dem Kanal unter der Schneiderstraße ist das größte Einzelstück geschafft.

Auf dem Fünfjahresplan der Tiefbauer stehen für Grafenwald-Mitte mit Blick auf die Zukunftsvereinbarung weitere Bauprojekte. Ottenschlag, Ottenkamp und Martin-Luther-Straße werden die nächsten Kanalbaustellen sein. Danach stehen Heimersfeld, Maystraße und Karl-Wessels-Straße auf dem Programm, bevor es mit dem Straßen im Handwerkerquartier (unter anderem Töpfer- und Gerberstraße) weitergeht.

„Unglaubliche Kraftanstrengung“

Busbuchten, Querungshilfen und Radspuren sollen den Verkehr in der neuen Schneiderstraße sicherer machen.
Busbuchten, Querungshilfen und Radspuren sollen den Verkehr in der neuen Schneiderstraße sicherer machen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Großbaustelle an der Schneiderstraße war für viele Beteiligte eine „unglaubliche Kraftanstrengung“, sagt der Oberbürgermeister im Rückblick. Das begann schon mit der hitzigen Debatte um die Kosten der Baumaßnahme und die Umverteilung auf die Anwohner. Und obwohl die Bauarbeiten in vier Portionen aufgeteilt wurden, bedeuteten sie eine große Belastung.

Tischler bedankte sich deshalb auch bei den Anwohnerinnen und Anwohner sowie besonders bei den Geschäftsleuten, die unter dem Neubau zu leiden hatten. Ein weiteres Dankeschön geht an die Baufirma G. Mesken, die nach übereinstimmenden Aussagen der Anwohner alles getan hat, um die Belastungen so weit wie möglich zu lindern – und trotzdem den Bauzeitenplan eingehalten hat.

Wöller erhalten trotzdem ihre Zierkirschen, verspricht die Stadt Bottrop

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Die fertige Schneiderstraße soll den Verkehr in Grafenwald sicherer machen, vor allem für Schulkinder. Fahrradfahrer haben eigene Radstreifen bekommen; vor der Grundschule sorgt jetzt eine Busbucht dafür, dass die Schüler sicher ein- und aussteigen können.

„Was noch fehlt, ist die Begrünung“, sagt der Oberbürgermeister und spricht ein weiteres heikles Thema an. Viele Jahre haben die Kirschbäume entlang der Grafenwälder Hauptstraße im Frühjahr spektakulär geblüht. Viele vermissen das bis heute. „Zierkirschen sind keine Straßenbäume“, sagen Heribert Wilken und der Baudezernent Klaus Müller. Deshalb wird de Stadt im Herbst Ebereschen und Spitzahorn pflanzen. Stattdessen sollen die Wöller ihre Zierkirschen bekommen – am Hans-Söller-Platz, wo die Wurzeln kein Pflaster zerstören können.

Zukunftsvereinbarung Regenwasser

Die Zukunftsvereinbarung Regenwasser ist das 2005 verabschiedete gemeinschaftliche Bekenntnis aller Städte des Emschergebiets sowie des Umweltministeriums des Landes NRW und der Emschergenossenschaft zu einem anspruchsvollen wasserwirtschaftlichen Ziel: Sauberes Regenwasser soll, wo immer möglich, nicht mehr in die Kanalisation und zu den Kläranlagen geleitet werden, sondern wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugute kommen.

Die Partner sind sich darüber einig, dass die Emscherregion einen anderen Umgang mit Regenwasser braucht. Im Landeswassergesetz erhält die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung daher für Neubaugebiete inzwischen Vorrang vor der Mischwasserkanalisation. Für das Ruhrgebiet, in der die Besiedlung zum größten Teil bereits besteht, ist dies aber nicht genug – hier muss sich auch in den bestehenden Gebieten etwas ändern. In diesem Jahr wird die Emschergenossenschaft Bilanz ziehen, ob die Einleitung von Regen- und Reinwasser in die Kanalisation wie erhofft um 15 Prozent verringert wurde.