Bottrop-Kirchhellen. Bevor es abgerissen wird, nutzte die NRW-Rettungshundestaffel für Feuerwehren das alte Genossenschaftsgebäude in Kirchhellen für Übungen.
Ein großes grünes Eingangsschild und Werbeplakate an der Fassade zeugen davon, dass das alte Genossenschaftsgebäude in Kirchhellen noch vor Kurzem als Raiffeisenmarkt genutzt wurde. Im Inneren sind Futtersäcke aber mittlerweile Stein- und Schutthaufen gewichen. Das Gebäude sei veraltet und werde nun abgerissen, so Heiner Schenke, Marktleiter des Raiffeisenmarktes Kirchhellen. Auf die Fläche werde ein Parkplatz mit Begrünung kommen. Am Samstag bekam die alte Genossenschaft jedoch noch einmal Besuch. Denn da übte die Rettungshundestaffel für Feuerwehren in den alten Gemäuern die Suche von Personen in Trümmern und Gebäuden.
Uncas, ein langhaariger deutscher Schäferhund, macht sich auf den Weg. Eifrig läuft er durch das alte Gebäude. Ohne zu zögern, betritt er den von Steinhaufen bedeckten Boden. Es klappert unter seinen Pfoten. Er verschwindet durch eine Tür und fängt an, immer wieder zu bellen. Das ist das Zeichen für seine Hundeführerin Petra Bartsch: er ist fündig geworden.
Hundeführer arbeiten in der Rettungshundestaffel ehrenamtlich
Diesmal handelt es sich bei der Person um ein Mitglied der Rettungshundestaffel. Uncas ist nicht der Einzige, der heute seine feine Nase unter Beweis stellt. Jeder angereiste Hund kommt nacheinander an die Reihe. Mal geht es in den stockdunklen Keller, mal durch die von Schutt übersäten Räume des Erdgeschosses oder über Holztreppen hoch in die oberen Stockwerke. Dabei wird das Training jeweils individuell an die Hunde und ihren Ausbildungsstand angepasst. Die einen sind schon erfahren, andere stehen gerade erst am Anfang. Was sie jedoch alle gemeinsam haben, ist die sichtbar freudige Aufregung, bevor es los geht.
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Die Hundeführer machen die Arbeit in der Rettungshundestaffel ehrenamtlich, erklärt Andreas Bartsch, der erste Vorsitzende des Vereins. Die Hunde gehören ihren Hundeführern und wohnen bei ihnen zuhause. Sie sind „Familienhunde mit Job“, wie es Petra Bartsch beschreibt. Um ein Rettungshundeteam zu werden, werden sowohl Hund als auch Mensch ausgebildet. „Die Hundeführer der Staffel ,machen Truppmann-Lehrgänge der Feuerwehr und lernen unter anderem Erste Hilfe für Mensch und Hund, Trümmerkunde und Suchtaktiken“, so Petra Bartsch. „Die Ausbildung der Hunde dauert circa zwei Jahre“, erläutert sie.
Menschen verlieren ständig winzig kleine Hautschuppen
Rettungshundeanwärter müssen von keiner bestimmten Rasse sein, sollten jedoch einige wichtige Eigenschaften mitbringen, wie Bewegungsfreude, eine gewisse Fitness und keine Scheu vor fremden Menschen. Bei der Arbeit mit den Hunden werde deren Spiel- und Fresstrieb genutzt, erzählt Petra Bartsch. Die Hunde machen sich auf die Suche, um am Ende ihre Belohnung, ein Leckerchen oder Spielzeug, zu bekommen. Dabei folgen sie Hinweisen, die uns Menschen verborgen bleiben. „Menschen verlieren ständig unzählige, winzig kleine Hautschuppen“, so Petra Bartsch. Die Hunde können diese Witterung mit ihrer Nase wahrnehmen und so auch im dunklen Keller der alten Genossenschaft Menschen erkennen.
Für die realen Einsätze werden die Hunde „alle zwei Jahre einsatzgeprüft“, erzählt Hundeführer Guido Drescher. Die Rettungshundestaffel kann rund um die Uhr von Feuerwehr und Polizei alarmiert werden, wenn zum Beispiel ein Mensch mit Demenz gesucht wird. „In Hochzeiten haben wir 25 Einsätze im Jahr“, sagt Petra Bartsch. „In diesem Jahr waren es bisher sechs“, so Andreas Bartsch. Geleitet werden die Einsätze von einem Gruppenführer der Feuerwehr. „Wir laufen im Team aus Hund, Hundeführer und Helfer. Der Helfer übernimmt dabei beispielsweise den Funk“, erklärt Hundeführerin Andrea Drescher.
Hunde fanden auch schon verirrte Pilzsammler im Wald
Hat der Hund eine Person gefunden, beginnt er kontinuierlich zu bellen. Dadurch kann der Hundeführer ihn und die Person orten. In der Trümmer- und Flächensuche suchen die Hunde nach Menschen generell, nicht nach der Witterung einer bestimmten Person. Daher könne es sein, dass sie beispielsweise im Wald auch mal jemanden finden, der gar nicht gesucht war, berichtet Petra Drescher. Einen Pilzsammler zum Beispiel. Obwohl es wohl auch Einsätze gibt, in denen verirrte Pilzsammler gesucht werden. „Wir werden aber meistens nachts gerufen, da sind dann nicht mehr so viele andere Leute unterwegs“, fügt sie hinzu.
Die Übung am Samstag war nicht der letzte Besuch der Rettungshundestaffel in Kirchhellen. Bei der großen Neueröffnung des Raiffeisenmarktes, wird die Rettungshundestaffel für Feuerwehren eine Vorführung geben.