Bottrop. In zig Großstädten müssen Singles mindestens ein Viertel ihres Nettoverdienstes für Kaltmieten aufbringen. So viel günstiger ist es in Bottrop.
Bottrop gehört zu den Großstädten, in denen Singles gemessen an ihren Einkommen mit am günstigsten wohnen können. Damit ist Bottrop eine typische Ruhrgebietsstadt. Denn auch in vielen anderen Revierkommunen sind die Mietbelastungen für Singles vergleichsweise gering. Allerdings sind die Mietforderungen in Bottrop für Single-Wohnungen dennoch etwas höher als in einer Reihe der umliegenden Großstädte. Das zeigt eine Untersuchung des Immobilien-Internetportals Immowelt, das die Angebotsmieten für kleinere Wohnungen in 80 deutschen Großstädten verglich.
Nach der Immowelt-Untersuchung müssen Singles in Bottrop im Durchschnitt 17 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen. Nur in 15 Großstädten sind die Mietbelastungen der sogenannten Einpersonenhaushalte prozentual etwas geringer als in Bottrop, geht aus der Auflistung des Immobilienportals hervor. Dazu gehören auch im Ruhrgebiet frühere Montanindustriestädte wie Gelsenkirchen (14 Prozent), Herne (15), Recklinghausen (15), Duisburg (15) oder Oberhausen (16). Ohnehin wohnt es sich im Ruhrgebiet laut Immowelt-Portal noch relativ günstig. So betrage die Mietbelastung für Singles in keiner der Revier-Großstädte mehr als 25 Prozent.
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Auch steigende Nebenkosten treiben die Belastung nach oben
Die Angebotsmiete, die potenzielle Vermieter forderten, lag im ersten Halbjahr 2022 im Median in Bottrop bei 375 Euro kalt. Zwar verlangten Vermieter in Mülheim (395 Euro) höhere Kaltmieten als in Bottrop, doch in Duisburg und Oberhausen (jeweils 350 Euro) sowie in Herne (340 Euro), Recklinghausen (310 Euro) und auch in Gelsenkirchen (310 Euro) lagen die Mietforderungen in diesem Jahr bisher unter dem Bottroper Mietpreisniveau. In vielen anderen deutschen Städten werde die Wohnbelastung dagegen immer größer, heißt es.
So geben Singles in 23 Städten für die Kaltmiete mindestens ein Viertel ihres Nettoeinkommens aus, berichten die Immowelt-Mitarbeiter. Die wegen des Ukraine-Krieges und der besonders stark gestiegenen Energiepreise wachsenden Nebenkosten trieben die Wohnkostenbelastung noch weiter nach oben.
In München etwa müsse ein Einpersonenhaushalt allein für die Kaltmiete 42 Prozent seines Verdienstes aufbringen. Dort belaufe sich die mittlere Angebotsmiete für eine 50-Quadratmeter-Wohnung auf 1195 Euro plus Nebenkosten. Auch andere Metropolen seien teuer, wenn auch nicht so extrem: In Frankfurt kostet eine Wohnung für eine Person 960 Euro, was einer Belastung von 34 Prozent entspricht. In Berlin liege sie bei 33 Prozent, was besonders am vergleichsweise niedrigen Berliner Gehaltsniveau liege.
Hochschulen am Ort steigern Nachfrage nach kleinen Wohnungen
Für die Immowelt-Analyse wurde in 80 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern die monatliche Belastung durch die mittlere Kaltmiete einer 50 Quadratmeter großen Wohnung im Verhältnis zu dem mittleren Nettoeinkommen einer vollverdienenden Person berechnet. Basis für die Berechnung der Mietpreise waren die auf immowelt.de im ersten Halbjahr 2022 inserierten Angebote. Die Mietpreise bilden den Median der Nettokaltmieten bei den Neuvermietungen dieser Wohnungen wider. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Die Nettogehälter wurden unter Berücksichtigung der Lohnnebenkosten anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit ermittelt.
Die wachsende Mietbelastung sei jedoch keineswegs auf Metropolen beschränkt. In vielen kleineren Großstädten verlangten Vermieter von Alleinlebenden um die 30 Prozent des Einkommens für Kaltmieten in Höhe von mindestens 700 Euro oder auch mehr als 800 Euro für eine kleine Wohnung. Hinzu komme, dass sich in vielen der Städte mit einer hohen Wohnbelastung auch Universitäten und Hochschulen befinden, sodass auch eine große Zahl an Studenten auf den Mietmarkt dränge und die Preise für Single-Wohnungen weiter nach oben treibe. Die Mietforderungen in solchen Kommunen überschreiten anders als am Hochschulstandort Bottrop sogar die Single-Kaltmieten in Berlin (765 Euro), Hamburg (685 Euro) oder Köln (700 Euro).
Steigende Zinsen und Baukosten führen zu Anstieg der Mieten
Die Immowelt-Analysten rechnen damit, dass es bald zu weiteren Mietanstiegen kommen wird, da die Nachfrage nach Mietwohnungen zunehme. Das liege daran, dass sich wegen der gestiegenen Bauzinsen weniger Menschen ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung finanzieren können und deshalb Mietwohnungen suchten. Dennoch gibt auch noch Städte, in denen Singles günstigere Wohnungen als im Ruhrgebiet finden können. Laut Immowelt weist Salzgitter die geringste Mietbelastung auf. Dort kosten 50-Quadratmeter-Wohnungen im Median 280 Euro, was eine Mietbelastung von elf Prozent ausmacht.