Bottrop. Ein Räuber wird nach der Tat selbst beraubt. Es war der erste Überfall im Bottroper EKZ Triebe. So gehen Inhaber und Beschäftigte damit um.
Es war der erste Raubüberfall in der fast 40-jährigen Geschichte des Lebensmittelmarktes an der Prosperstraße, den viele in Bottrop schon von jungen Jahren an als EKZ Triebe kennen. Wie ein Paketbote hatte der Räuber kurz nach Ladenschluss am Büroeingang geklopft und mit vorgehaltener Waffe das Geld geraubt. Selbstverständlich steckt Marktleiter Christian Stibane dieses Erlebnis nur wenige Tage nach dem Verbrechen noch in den Kleidern. Er war gerade dabei, die Kassenabrechnung zu machen, als der Mann mit der Waffe vor ihm stand und mit den Einnahmen flüchtete.
„Die ersten ein, zwei Tage musste ich ständig daran denken. Ich habe versucht, das schnell wieder aus dem Kopf zu bekommen, aber natürlich ist das nicht so einfach“, meint er. Er sei aber niemand, der sich dann zu Hause verkrieche. Inzwischen gebe es auch wieder Phasen, in denen ihn das Durchlebte schon gar nicht mehr beschäftige. Sogar seinen nächsten Spätdienst wie an jenem Samstag trat Stibane am Dienstag in dem Supermarkt an der Prosperstraße wieder an. Zwischen den andauernden negativen Gefühlen gebe es schließlich positive: vor allem Erleichterung. „Ich bin froh, dass nicht etwas noch Schlimmeres passiert ist“, sagt der Marktleiter und denkt dabei auch an die Kollegin und den Kollegen, die mit ihm während des Überfalls noch im Geschäft waren.
Eines Tages wird einer versuchen, mit der Knarre zu kassieren
Auch Inhaber Wolfram Triebe ist erleichtert. „Das Allerwichtigste ist doch, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Raubüberfall heil überstanden haben“, sagt der Bottroper. Dabei hat der Räuber keine kleine Menge Bargeld gestohlen. „Es geht um eine fünfstellige Summe, die weggekommen ist, aber zum Glück sind wir ja versichert“, erklärt der erfolgreiche Bottroper Unternehmer. Seine Beschäftigten wüssten auch, dass sie auf keinen Fall Risiken eingehen sollen, wenn solche Verbrecher sie bedrohen sollten.
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Zwar sei das 1984 eröffnete EKZ an der Prosperstraße lange Jahre davon verschont geblieben, doch Wolfram Triebe stellte sich und seine Beschäftigten generell darauf ein: „Eines Tages wird auch hier einer versuchen, mit der Knarre zu kassieren. Damit muss man gerade in der heutigen Zeit einfach rechnen.“ In einigen der inzwischen sieben Geschäfte musste die Inhaberfamilie Triebe diese Erfahrung ja auch schon machen. In Bottrop zum Beispiel sei der Boyer Getränkemarkt überfallen worden, außerhalb Bottrops war das Raubopfer ein Geldbote, der das Geld zur Bank bringen wollte. Geraubt habe das Geld damals sogar ein eigener Beschäftigter.
Der Marktleiter hatte irgendwie ein ungutes Gefühl
In Bottrop fragen sich Triebes Leute, ob sich der Täter am Supermarkt gut auskannte. Denn er nutzte bei seinem Überfall eine alltägliche Situation aus. Der Mann hatte einen Paketkarton dabei und klopfte an die Seitentür des Gebäudes, an der sich sonst nahezu täglich die echten Lieferanten und Boten melden. Irgendwie hatte Marktleiter Christian Stibane zwar ein ungutes Gefühl. Es war schließlich gegen 21 Uhr. So spät kommen Paketboten nicht immer, andererseits liefern die Mitarbeiter des Handelsriesen Amazon auch noch bis 22 Uhr aus. Daher habe sich sein Kollege wohl auch nichts dabei gedacht, als er öffnete. „,Paket’, meinte er. Ich habe noch gesagt: ,Mach’ lieber nicht auf’“, erinnert sich der Marktleiter. Doch da war es schon zu spät.
Nachdem der Räuber geflüchtet war, rief Stibane sofort die Polizei um Hilfe. Es dauerte wenige Minuten, bis der erste Streifenwagen eintraf. „Die waren ruckzuck hier“, sagt Triebes Sohn Markus. Auch ihn hatte der Marktleiter schnell informiert. Mehr als eine Stunde sei die Polizei an Ort und Stelle gewesen, die später eingetroffenen Kriminalbeamten hätten ebenfalls recherchiert. Zeugen berichteten, dass der Räuber kurz nach dem Überfall selbst beraubt worden sei. „Den Täter haben auf der anderen Straßenseite zwei Männer zusammengeschlagen“, erzählt Wolfram Triebe.
Den Räuber auf der anderen Straßenseite zusammengeschlagen
„Ich nehme aber an, dass die drei zusammengehört haben. Die haben nur den einen Dummen ausgesucht, der es macht. Danach wollten sie dann aber wohl lieber nur durch zwei teilen als durch drei“, erklärt sich der Bottroper den Vorfall. Auch die Polizei prüft die Möglichkeit, dass sich der Supermarkt-Räuber und seine Angreifer gekannt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die drei Männer nach dem Überfall auf den Supermarkt zufällig über den Weg gelaufen sind, ist doch sehr gering. Neben den Aufzeichnungen aus der Videokamera habe die Polizei an der Kaulbachstraße weitere Beweismittel entdeckt, sagt Polizeisprecherin Annette Achenbach: „Wir haben dort Teile von Bekleidung sichergestellt, die möglicherweise im Handgemenge zu Boden gefallen sind.“
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Zwar sei die Beute auch so erheblich gewesen, sie hätte jedoch durchaus größer ausfallen können. So waren die Einnahmen aus dem Getränkemarkt direkt nebenan so kurz nach Ladenschluss noch nicht im Kassenbüro, und ein Teil des Geldes werde samstags ohnehin schon vorher abgeholt. „Vor zehn Jahren wäre die Beute bestimmt dreimal so groß gewesen“, meint Wolfram Triebe. Inzwischen bezahlten in seinen Märkten aber immer weniger Kundinnen und Kunden mit Bargeld. „Etwa die Hälfte zahlt bei uns jetzt mit Karte. Eigentlich ist es für alle Seiten auch die sicherste Methode“, sagt der Bottroper. Das habe gerade in der zurückliegenden Corona-Zeit stark zugekommen, berichtet auch sein Marktleiter. „Zumindest darin hatten die Corona-Jahre wenigstens etwas Gutes“, sagt Christian Stibane.
Am Kassenbüro wird es mehr Technik für Kontrollen geben
Selbstverständlich sei das Supermarktgelände auch mit Kameras überwacht. Allein im Supermarkt gebe es eine Anlage mit 24 Kameras, um Ladendiebstähle erkennen zu können. Er wolle es aber auch nicht mit solchen Überwachungskameras übertreiben, erklärt Wolfram Triebe. „Je mehr Technik wir hier hinhängen, umso interessanter wird das doch. Da denken sich die Täter doch erst recht: Da muss viel zu holen sein“, meint der Geschäftsmann. Eines steht nach dem Raubüberfall aber fest. Im Umkreis des Kassenbüros werde technisch nachgerüstet. Triebe: „Wir wollen, dass unsere Beschäftigten besser erkennen können, wer da auf sie zukommt.“