Bottrop. Ein Ausfall der Kartenlesegeräte – für viele Einzelhändler eine Katastrophe. Das sagen Bottroper Geschäftsleute zum Karten-Chaos und den Folgen.
Bar oder mit Karte? Diese Frage beantworten immer mehr Bottroper mit Karte. Das bargeldlose Zahlen, es setzt sich immer stärker durch. Doch was, wenn nun wie zuletzt geschehen, die Kartenlesegeräte auf breiter Front ausfallen? Auch in Bottrop sind oder waren einige Filialisten betroffen. Kodi beispielsweise hatte einen Zettel – der mittlerweile abgenommen wurde – in der Tür hängen, wonach Kartenzahlung nicht möglich ist, auch bei Rossmann gab es immer mal wieder Schwierigkeiten, auch beim Bäcker weist ein Schild darauf hin, dass derzeit keine Kartenzahlung möglich ist; auch Discounter wie Aldi oder Netto waren betroffen, gleiches gilt für zahlreiche andere Läden.
Auch interessant
„Geht immer noch nicht!“ So etwa begrüßt das Team von „Lotto am Pferdemarkt“ am Dienstag Stammkunden, die mit der EC-Karte bezahlen wollen. Der Kartenleser nimmt Kaufsumme und Karte zwar zunächst an, steigt aber dann vor der Transaktion aus. Eine Ansage, wann ein Update oder ein neues Lesegerät kommt, gebe es noch nicht. Im Oktober 2021 habe der Hersteller ein Online-Update angeboten. Diese Möglichkeit gebe es jetzt aber nicht mehr. Andere Bottroper Händler sind erleichtert, dass der großflächige Ausfall an ihnen vorübergegangen ist.
Gerade bei größeren Beträgen wird noch häufiger bargeldlos bezahlt
Denn gerade wenn es um größere Beträge geht, bevorzugen Kunden die Kartenzahlung, wissen Klaus Beyhoff vom gleichnamigen Möbelgeschäft und Gündüz Tubay, Geschäftsführer des Elektrohandels Olschewski. Denn bei ihnen zahlten 70 bis 80 Prozent der Kunden mit Karte, sagen die beiden Einzelhändler.
Ein Kartenlesegerät sei bei ihm tatsächlich ausgefallen, sagt Klaus Beyhoff, es habe sich dabei aber zum Glück um ein Gerät im Laden gehandelt. „Das haben wir ausgetauscht und seither funktioniert alles.“ Zum Glück seien die mobilen Geräte auf den Lieferfahrzeugen nicht betroffen gewesen. Dahinter stecke ein anderes System. Denn die Kunden zahlen einen Großteil der Summe für ihre Möbel erst bei Lieferung bei den entsprechenden Mitarbeitern. Ein Ausfall dieses Systems wäre für Beyhoff weitaus gravierender.
Bottroper Supermarktbetreiber beobachten Trend zur Kartenzahlung
Der Anteil der Kartenzahler sei in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, hat Gündüz Tubay beobachtet. Vor rund fünf Jahren hätten sich Karten- und Barzahlung noch auf gleichem Niveau befunden, davon könne nun keine Rede mehr sein. „Es ist auch nicht mehr unbedingt eine Frage des Alters. Egal ob alt oder jung, alle zahlen mit Karte“, sagt der Olschewski-Geschäftsführer. Was also würde er bei einem Systemausfall machen? In so einem Fall könnten Kunden den Rechnungsbetrag überweisen, bei Stammkunden ginge das auch im Nachhinein, sagt er. Außerdem bleibt ja immer auch noch das Bargeld.
Letzteres ist auch im Supermarkt immer seltener anzutreffen, sagt Wolfram Triebe, Inhaber mehrerer Rewe-Märkte in Bottrop. Rund die Hälfte der Kunden zahle inzwischen in seinen Märkten mit Karte, sagt er. Zustimmung kommt von Stephanie Dröschel, Inhaberin des Edeka-Marktes im Fuhlenbrock. Sie hat den direkten Vergleich zu ihrem früheren Markt in Voerde und hat bemerkt, dass im Fuhlenbrock wesentlich häufiger die Karte gezückt wird.
Batenbrocker Supermarkt versorgt Kunden sogar mit Bargeld
Die beiden Bottroper Supermarktbesitzer waren vom Systemausfall ebenfalls verschont geblieben, doch wäre es anders gekommen, es hätte weitreichende Folgen gehabt – zumindest wenn die Kunden den Ausfall der Kartenzahlung erst mit vollem Einkaufswagen an der Kasse registriert hätten. Triebe: „Ich weiß von Händlern, die haben den Kunden die Ware mitgegeben und den Personalausweis als Pfand dabehalten.“ Doch das ginge seiner Einschätzung nach eher bei kleineren Märkten.
- Schulen: Jugendliche klagen über ekelige Toiletten
- Demenz: Erkrankte schätzen WG-Leben
- Missbrauch:Betroffene enthüllen Gedenkstein
- Mitarbeiter fehlen:Schloss Beck kann nicht täglich öffnen
In seinem Laden in Batenbrock jedoch gelte: „Selbst wenn nur zwei Drittel der Kunden mit Karte zahlen, sind das immer noch 300 bis 400 Transaktionen.“ Schnell einsehbar, dass es hier extrem schwierig wäre, mit Pfändern zu arbeiten. Zumal in Batenbrock noch ein weiteres Problem hinzukomme: „Wo sollen die Leute sich denn hier mit Bargeld eindecken?“, fragt Triebe und spielt auch auf die Schließung der Sparkassen-Filiale in unmittelbarer Nähe an der Prosperstraße vor einigen Jahren an.
In Batenbrock gibt es nicht einmal mehr einen Geldautomaten
Nun gibt es dort nicht einmal mehr einen Geldautomaten. Ihr Bargeld holten viele Kunden mit dem Einkauf in seinem Supermarkt, weiß Triebe. Beim Einkauf könne man sich bis zu 200 Euro auszahlen lassen. Nur: Auch diese Option fiele bei einem Ausfall der EC-Geräte weg, macht er deutlich.
Stephanie Dröschel hat den Vorteil, dass es im Fuhlenbrock noch Geldautomaten der beiden großen Bottroper Banken – Sparkasse und Volksbank – gibt. Hier könnten sich Kunden schnell mit Bargeld eindecken. Im Zweifel könne man sonst bei einem Ausfall bei Stammkunden auch schonmal aufschreiben oder mit einem Pfand arbeiten. „Schließlich kennen wir ja viele Kunden.“