Bottrop. Musiker Markus Stein und der Verein Zweitbesetzung produzieren gemeinsam eine musikalische Liebeserklärung an Bottrop und das Ruhrgebiet.

Bis zur Premiere ist nur noch ein knapper Monat Zeit, die Proben für das Musical „Wat mein Herz mir sacht“, gehen in die heiße Phase. Der Verein „Die Zweitbesetzung“ und der Musiker Markus Stein präsentieren ab Mitte September in der Aula Welheim die Ruhrpott Story, „eine Geschichte mitten aus dem Pott.“

Markus Stein (49) ist in Bottrop geboren und aufgewachsen und hat den Bergbau als Energie-Elektroniker unter Tage erlebt. Vor sieben Jahren begann er eigene Songs zu schreiben und überlegte während der Pandemie, wie er die Songs in ein Gesamtkonzept einbringen könnte. Es sollte ums Ruhrgebiet gehen, denn dazu passen seine Lieder, die Idee zum Musical entstand.

Gemeinsam mit der Zweitbesetzung entstand der Text für das Bottrop-Musical

Er habe die Geschichte erfunden und sich am Ende gefragt: „Und, was mach ich jetzt damit?“ erinnert sich der Musiker. Durch Empfehlung von Freunden entstand der Kontakt zum Verein Zweitbesetzung. Dort habe man schon nach den ersten Gesprächen begeistert gesagt: „Das setzen wir um!“ In gemeinsamen Sitzungen mit der Vorsitzenden der Zweitbesetzung Katharina Franke entstand der Text für den Zweiakter.

Seit über einem Jahr laufen die Proben zu dem Musical bereits.
Seit über einem Jahr laufen die Proben zu dem Musical bereits. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Geschichte beginnt mit den Zechenstilllegungen, die Älteren gingen in die „Anpassung“, aber die Jüngeren mussten sich neu orientieren. Die Hauptrolle hat der Elektriker unter Tage Andreas, der nach der Entlassung mit seiner „Omma“ die Idee entwickelt, eigenes Bier zu brauen und diesen Traum mit Höhen und Tiefen verfolgt. Andreas eröffnet seine eigene Kneipe „Zum Pütt“.

Bottroper Bier und Currywurst vom Imbiss am Tetraeder für die Besucher

Die Hauptszenen spielen allerdings vor der Imbissbude „Zum Ratze“, wo alle zusammenkommen. Natürlich fehlt auch eine Liebeshandlung nicht. Die Musik, durch den Duisburger Michael Neugebauer produziert und eingespielt, wurde der Musical-Szene angepasst. „Es gibt Balladen, rockige Songs, Pop-Songs, also quer durch alle Genre“, sagt Stein. Das Lied vom ersten Album „ Wat mein Herz mir sacht“, gab den Titel für die Show, aber es sind auch noch nicht veröffentlichte Lieder wie „In diesem Moment“ oder das extra für dieses Musical geschriebene „Tradition“ dabei.

Für das Glückauf-Feeling sorgt gleich zu Beginn der Bergbau-Chor, der mit dem Steigerlied eröffnet. Damit das Ganze in lockerer Atmosphäre stattfinden kann, werden die Gäste schon zwei Stunden vorher eingeladen und können sich bei Bottroper Bier und der Currywurst vom Kult-Imbiss am Tetraeder auf die Veranstaltung freuen und entspannt einsteigen. „Das gemeinschaftliche Zusammenkommen verbindet die Menschen im Ruhrgebiet“; erklärt Katharina Franke das Konzept, anschließend könne man sich bei guter Musik zurücklehnen.

Darsteller wurden schon im vergangenen Jahr gecastet

18 Darsteller im Alter von 18 bis 40 Jahren, werden – teils mit Mehrfachrollen - auf der Bühne stehen. Bereits im vergangenen Sommer wurden die Darsteller gecastet. Damals waren die Corona-Maßnahmen gerade gelockert worden, so dass wieder ein Vorsingen möglich war. Trotzdem war es ein Casting unter erschwerten Bedingungen: Die Teilnehmer mussten zu den Juroren drei Meter Abstand halten. Zudem durften die Talente nur einzeln anwesend sein, mussten sich vorher per E-Mail anmelden und sich dann im Spielraum über einen QR-Code mit ihren Kontaktdaten registrieren.

Von Markus Stein stammen die Songs und auch die Idee zu dem Bottrop-Musical.
Von Markus Stein stammen die Songs und auch die Idee zu dem Bottrop-Musical. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Es fühlt sich total verrückt und ein bisschen surreal an hier wieder zu sitzen und etwas für die Zukunft zu planen. Wir wollen diesen Schritt aber unbedingt wagen.“, erzählte Katharina Franke der Lokalredaktion damals. Für die tänzerischen Darbietungen konnten zwei junge Choreographinnen gewonnen werden. Das Bühnenbild hat die „Crew“ selbst entwickelt und gebaut, Kostüme wurden selbstgenäht, mitgebracht oder dem Fundus entnommen.

Proben laufen schon seit mehr als einem Jahr

Seit mehr als einem Jahr wird jeden Freitag geprobt, kurz vor der Premiere wird es noch intensiver, die Probe am vergangenen Freitag war die erste ohne Texthilfe. Wenn es auch an einigen Stellen noch leicht haperte, konnten die Szenen doch zügig durchgespielt werden.

In der ersten Szene stehen Bergleute im blau weiß gestreiftem Hemd mit Helm und Badelatschen in einer Kaue und diskutieren bei einer Kiste Bier, es fallen Wörter wie die „Kackschicht“, Blindschacht und Kauenwärter. Später zu Hause auf dem roten Sofa verwechselt Andreas` zickige Freundin Barbara „Licht im Schacht“ mit „Schicht im Schacht.“ Sie wirft ihm vor, Traditionen nachzuhängen und unflexibel zu sein, aber: „Ich muss doch auch an „Omma" denken.“

In der nächsten Szene ist „Omma“ dabei, die junge Darstellerin wirft sich eine lange weiße Perücke über, simuliert Stricken und Rollator fahren und rät ihrem Enkel singend: „Schau in dein Spiegelbild.“ Katharina Franke leitet und führt Regie, Markus Stein kümmert sich neben der Musik auch um die Organisation: „Bis jetzt habe ich alles, was ich mir im Kopf vorgestellt habe, auch hinbekommen.“

Sechs Vorstellungen

Geplant sind diese Aufführungstermine in der Aula Welheim: 16.9. um 20 Uhr, 17.9. um 20 Uhr, 18.9. um 18 Uhr, 23.9. um 20 Uhr, 24.9. um 20 Uhr und 25.9. um 18 Uhr Tickets ab 15 Euro gibt es unter bottropmusical.de oder unter: 0178/3492357.

Die Zweitbesetzung ist ein gemeinnütziger Verein, der sich auf die Förderung junger Menschen im Bereich Gesang, Schauspiel und Tanz spezialisiert hat und in Eigenregie jährlich Shows auf die Bühne bringt. Die letzten Projekte waren die Musical-Gala „Time Trip“ und das Kinder-Musical „Peter Pan.“