Bottrop / Recklinghausen. Der Mensch dahinter – so heißt eine Ausstellung, die den Menschen hinter der Uniform zeigt. Auch ein Bottroper Polizist ist darin vertreten.
Die Menschen hinter der Uniform zeigen – das ist Ziel des Projekts „Der Mensch dahinter“. Die von der „Initiative Respekt und Toleranz“ initiierte und konzipierte Ausstellung zeigt Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Berufen, die besonders unter Respektlosigkeiten, Beleidigungen und Aggressionen zu leiden haben.
André Gaudschun gehört zu den Menschen, die sich auf großen Plakaten öffnen und von ihrem Alltag, den Einsätzen berichten und davon erzählen, wie sie diese Sachen auch nach Feierabend noch beschäftigen. Seit 2011 ist der Polizeioberkommissar im Streifendienst in Bottrop im Einsatz.
Ein Schrei hat den Bottroper Polizisten lange nicht losgelassen
Und ganz zu Anfang der Berufslaufbahn geschah auch das Ereignis, über das auf der Ausstellungstafel berichtet wird. Es geht um einen Schrei, einen Schrei, der ihn neun Monate lang nicht losgelassen habe. Damals ging es darum, eine Frau, die aus einer geschlossenen Anstalt verschwunden war, wiederzufinden. Sie war in ihrer Kindheit mit dem Wissen der Mutter von deren damaligen Partner missbraucht worden.
Als die Beamten die Frau finden, fasst sie Vertrauen zu Gaudschun. Sie klammert sich immer fester an ihn, er kann ihr bis zur Klinik beistehen. Vier Krankenschwestern müssen sie damals von ihm lösen, dann erklingt dieser Schrei, der ihn so lange beschäftigt und wo er heute weiß, dass er sich professionelle Hilfe hätten holen können.
Ärger über Beleidigungen und Respektlosigkeiten
Doch auch andere Dinge aus dem Alltag spricht er aus – etwa, dass der Anteil an Gewaltverbrechen bei jungen Migranten besonders hoch ist. Auch die vielfach aufgesprühte Beleidigung „acab“ – Kurzform für das englische „All cops are bastards“, also sinngemäß „Alle Polizisten sind Bastarde“ – stört ihn. Vor allem, dass anders als in den USA das hier juristisch nicht zu beanstanden sei, auch nicht wenn junge Menschen aller Couleur es als Provokation gegen Polizisten brüllen.
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Noch bis zum 31. August ist die Ausstellung nun im Recklinghäuser Rathaus zu sehen. Ausdrucksstarke Porträtaufnahmen verbunden mit individuellen Lebens- beziehungsweise Berufsgeschichten zeigen eindrucksvoll den Menschen hinter der Uniform. Für die Polizei Recklinghausen ist neben André Gaudschun auch eine eine Kollegin von der Kriminalpolizei vertreten.
Polizeipräsidentin nimmt gesamte Gesellschaft in die Pflicht
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen betonte bei der Eröffnung der Ausstellung die Pflicht zum Handeln für jeden Einzelnen: „Zunehmende Respektlosigkeit betrifft nicht nur Einsatzkräfte – sie betrifft uns als Gesellschaft – sie betrifft uns als Individuum. Es ist ein Thema, bei dem wir gefordert sind – als Polizei, als Kommune, aber auch als Betroffene, die Intoleranz und Respektlosigkeit in ihrem Umfeld wahrnehmen oder erleben. Wir müssen handeln und denen entgegentreten, die unsere Werte missachten“.