Bottrop. Bottroper Apotheken und Testzentren bekommen kein Geld für Corona-Tests. Die aktuelle Verordnung ist schwammig. „Das ist eine Frechheit.“

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bottrop steigt – auch mit Ausblick auf den Schulanfang. Für viele sind Corona-Tests im Alltag unabdingbar. Bottroper Apotheken und Testzentren stehen aber vor einem Problem: Sie bekommen keine Vergütung für die Schnelltests, da die Kassenärztliche Vereinigung die Auszahlung gestoppt hat und Vorgaben für die Auszahlung fehlen. Nun heißt es: warten.

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Auch Bottroper Teststellen betroffen

Von den erforderlichen Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums für Abrechnungen sind auch Bottroper Teststellen betroffen. Durch die gestoppte Auszahlung müssen sie ihre Dienste in Vorkasse bezahlen. Seit Ende Juni stehen sie vor der Frage: Wann bekommen wir das Geld?

Birgit Lauer, Bottroper Apothekensprecherin und Inhaberin der Glückauf-Apotheke, hofft auf eine baldige Zahlung: „Ende Juni wurde mir zugesichert, dass wir nicht, wie erwartet, die Zahlung im August, sondern erst im September, bekommen werden.“ Neu ist die Warterei für das Apothekenteam aber nicht: „So war es schon bereits mit den Masken. Da dachten wir, das machen wir schon irgendwie“, so Lauer. Nun wiederholt sich der Vorgang. Momentan werden die Tests noch weiter angeboten, in Anbetracht des bevorstehenden Herbstes würde die Situation aber „sportlich“ für einzelne Testzentren. Dann kommt auf die Kunden womöglich ein Eigenanteil zu.

Bottroper Apothekerin: „Nach drei Jahren müssen wir immer noch schwimmen“

Am meisten belastet die Apothekerin die anhaltende Situation: „Nach drei Jahren müssen wir mit den Testverordnungen immer noch so schwimmen. Das ist eine Frechheit.“ Als Maßnahme sind die Testzeiten der Glückauf-Apotheke bereits eingeschränkt.

Auch die Betreiber der Testzentren stehen vor einer Zahlungslücke: Durch den gesetzlich festgelegten Mindestlohn werden die Personalkosten steigen. Wie es genau weiter geht? „Wir müssen auch in Vorkasse gehen, wie alle anderen auch“, sagt Medco-Chef Selim Ates. Er hofft auf eine Auszahlung am Ende des Monats. Momentan sei eine Überbrückung kein Problem, da Teststellen bei weniger Nutzung geschlossen werden. So hat Ates seinen Standort am Movie Park wegen zu wenigen Kunden geschlossen.

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Weiterhin Beitrag zum Schutz und Eindämmung

Wenn sich die Situation nicht verbessert und die Auszahlungen weiter nach hinten verschoben werden, sieht Selim Ates auch für die kommenden Monate ein Problem: „Wenn es im Herbst rund geht, dann wird es schwierig.“

Sowohl die Apotheken, als auch die Teststationen haben weiter geöffnet: „Die Apotheken sind sich ihrer Verantwortung bewusst und halten ihre Teststellen dennoch geöffnet, um weiter ihren Beitrag zum Schutz der Bürger und zur Eindämmung der Pandemie zu leisten“, sagt Florian Mies, Vorsitzender der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).

Neue Testverordnung sollte besser werden

Der Blick geht auch in Richtung Politik, die derzeit neue Regelungen, wie beispielsweise für den Restaurantbesuch, plant. Dies lasse den Bedarf an Teststellen auch wieder steigen. Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender, appelliert: „Die Bundesregierung muss umgehend handeln und Klarheit schaffen. Noch besser wäre allerdings, sie würde die gesamte, wenig gelungene Testverordnung noch einmal überarbeiten.“ Damit spricht er vielen Teststellenbetrieben aus dem Herzen.

Voraussetzungen für kostenlose Tests

Seit dem 30. Juni ist nur noch unter bestimmten Voraussetzungen ein kostenloser Test möglich, ansonsten muss eine Eigenbeteiligung gezahlt werden.

Kostenlose Tests sind unter anderem möglich bei:

  • Kindern unter fünf Jahren
  • Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können wie Schwangere im ersten Trimester
  • zum Freitesten
  • Bei Besuchen oder Behandlungen in medizinischen Einrichtungen
  • Haushaltsangehörige nachweislich Infizierter

Ein Eigenanteil ist zu leisten:

  • Bei Besuch einer Veranstaltungen in Innenräumen am selben Tag
  • Menschen mit Kontakt zu Risikopersonen
  • Hinweis auf erhöhte Gefahr der Corona-Warn-App