Bottrop. Nächstes Jahr ist die ungarische Partnerstadt Europäische Kulturhauptstadt. Auch Bottrop soll dort vertreten sein. 35 Jahre Städtefreundschaft.

Großer Bahnhof in Bottrops noch neuem Saalbau. Der damalige Oberbürgermeister Ernst Wilczok und Veszpréms Ratspräsident Reszö Maroti unterzeichnen vor 35 Jahren den ersten Städtepartnerschaftsvertrag einer deutschen Großstadt mit einer Stadt in Ungarn – noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs.

Städtepartnerschaft – einst vom Bergbau inspiriert

Fahnen, Wappen, ein Blumenmeer, zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Chöre und selbst die Knappenkapelle sind angetreten. Kein Wunder, denn die ersten Kontakte zur damals noch arbeitenden Bergbaustadt Bottrop und dem gleichfalls vom Bergbau geprägten Veszprém gehen auf zwei Bergwerksdirektoren zurück: hier Hanns Ketteler von Prosper-Haniel, dort Generaldirektor Dr. Ferenc Pera. Es ist eine Zeit, als der Slogan „Wandel durch Handel“ mehr als nur Wunschdenken ist.

Städtepartnerschaft Bottrop – Veszprém: Vertragsunterzeichnung am 15. Oktober 1987 im Bottroper Saalbau durch Reszö Maroti (Ratspräsident von Veszprém) und OB Ernst Wilczok (r.). Dahinter v.l.: Botschaftssekretär Joszef Kovacs, Regierungsvizepräsident Alfred Wirtz, Generaldirektor Dr. Ferenc Pera und Bergwerksdirektor Hanns Ketteler.
Städtepartnerschaft Bottrop – Veszprém: Vertragsunterzeichnung am 15. Oktober 1987 im Bottroper Saalbau durch Reszö Maroti (Ratspräsident von Veszprém) und OB Ernst Wilczok (r.). Dahinter v.l.: Botschaftssekretär Joszef Kovacs, Regierungsvizepräsident Alfred Wirtz, Generaldirektor Dr. Ferenc Pera und Bergwerksdirektor Hanns Ketteler. © Birgit Schweizer

Seither funktioniert die Partnerschaft zwischen der Stadt an der bald wieder blauen Emscher und der geschichtsträchtigen – wenn auch mit rund 61.000 Einwohnern kleineren – Stadt, die nur zehn Kilometer entfernt liegt vom malerischen Balaton, dem berühmten Plattensee. Und die Beziehung, die lange auch coronabedingt auf Sparflamme köchelte, soll nun wieder intensiviert werden. Anlass: Veszprém ist 2023 Europäische Kulturhauptstadt – zusammen mit dem griechischen Eleusis und der rumänischen Barockstadt Timisoara, die 2020 und 2021 ihre Programme aufgrund der Pandemie nicht durchführen konnten.

.

Auch interessant

hugo-141573223.jpg
Von Matthias Düngelhoff

Und dann soll Bottrop auch in Veszprém Flagge zeigen. „Gemeinsame Überlegungen dazu sind der Grund für eine Einladung seitens der Partnerstadt gewesen“, sagt Bürgermeisterin Monika Budke. Mit ihrer Nachfolgerin als Kulturausschussvorsitzenden, Andrea Swoboda, und Ratsherr Andreas Todt (SPD) war sie beim 23. Street Music Festival in der Partnerstadt unterwegs. Neben offiziellen Programmpunkten, Besichtigungen und Festival-Besuch stehen bei großer Hitze am vorletzten Juliwochenende auch die Beratungen über eine Intensivierung der Städtepartnerschaft im Mittelpunkt.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Bottrop:

Spannend sei, so Monika Budke, dass in Veszprém ähnliche Probleme und deren Lösungen, wie Bottrop sie hat, aktuell seien. Neue Lösungen für Leerstände in der Innenstadt oder Aus- und Neubau eines Radwegesystems stünden derzeit dort ganz oben. „Immerhin sind fast zehn Prozent der Bevölkerung dort Studierende“, weiß Monika Budke.

Bottrop will passgenaue Beiträge für die Kulturhauptstadt Veszprém finden

Treffen mit Bürgermeister Guyla Porga und dem Verantwortlichen für Internationalen Austausch in Veszprém, Gergö Gulyás, hätten gezeigt, wie ernst die dortigen Verantwortlichen die Partnerschaft nehmen. „Auch wir sind derzeit bereits mit Kulturschaffenden aber auch dem Kulturamt im Gespräch, wie die Bottroper Teilnahme im Kulturhauptstadtjahr aussehen könnte“, sagt Anna Knaup. Als Büroleiterin und Referentin des Oberbürgermeisters ist sie auch zuständig für Bottrops Städtepartnerschaften. „Kulturell betrachtet befinden wir uns gerade in der Brainstorming-Phase, wir müssen etwas Passgenaues für Veszprém finden, das seinerseits ja auch in Bottrop im Kulturhauptstadtjahr präsent war“, so Knaup.

Auch interessant

In Frage kämen sicherlich die Sparten Musik und Tanz, da dort im Gegensatz zu Theater und Literatur die Sprache etwas weniger im Vordergrund stehe, so Monika Budke. Aber auch der Bereich der Bildenden Kunst böte sicherlich Potenzial. „Immerhin soll es auch ein Werk von Josef Albers in der dortigen Galerie für Moderne Kunst, in der László Vass-Sammlung, geben.“ Vielleicht wäre das ein Ausgangspunkt für einen künftigen Austausch von Museum zu Museum, sinniert Bottrops Bürgermeisterin und ehemals langjährige Kulturausschussvorsitzende.

Der nächste große, wenn auch nicht kulturelle Anlass für einen Delegationsbesuch aller sechs Partnerstädte in Bottrop wäre auf jeden Fall der europäische „Circular Economy Hotspot“ vom 12. bis 14. September in der Stadt. Alle wurden eingeladen, so Anna Knaup.